Julia Sommerliebe Band 24
Loulou.“
Sie zwang sich in die Gegenwart zurück. „Nenn mich bitte nicht so. Ich ziehe meinen echten Namen diesem kindischen Spitznamen vor.“
„Louise ist jedenfalls eleganter“, stimmte er zu. „Passt zu dir.“
Dimitri unterzog sie einer gemächlichen Betrachtung, musterte ihre hochgesteckten honigblonden Haare und die dunkelblaue Dienstuniform, die alle Museumsführer trugen. Sie wirkte gepflegt, fast schon züchtig und hatte, bis auf den hellrosa Lippenstift, keinerlei Schminke aufgelegt. Ganz anders als in Athen, wo sie als femme fatale verkleidet zu ihm gekommen war. Doch auch diese schlichte Bekleidung konnte die ihr innewohnende Sinnlichkeit nicht verbergen. Verlangen flammte in Dimitri auf, und er kämpfte gegen den Drang, sie in seine Arme zu ziehen und auf ihren verführerisch sanften Mund zu küssen.
Dimitris funkelnder Blick verwirrte sie, daher wandte Louise den Kopf ab und ging schneller, um die Gruppe einzuholen.
„Na ja, wie auch immer, nach meinem Abschluss habe ich ein weiterführendes Studium in Museologie gemacht, was ein dreimonatiges Praktikum im Louvre beinhaltete. Dann hatte ich Glück, und sie boten mir einen festen Job an.“ Sie runzelte die Stirn. „Woher weißt du, dass ich hier arbeite? Ich habe das ganz sicher nicht erwähnt.“
„Ich habe dich von einem Privatermittler überprüfen lassen.“
„Du hast was getan?“ Louise blieb abrupt stehen und starrte ihn an. „Wie konntest du es wagen?“
„Ganz einfach“, sagte er schulterzuckend. „Ich musste ja sichergehen, dass du die legale Besitzerin von Eirenne bist und das Recht hast, die Insel zu verkaufen.“
Eine einleuchtende Erklärung, musste Louise zugeben. Aber die Vorstellung, dass ein Detektiv in ihrem Leben herumgeschnüffelt hatte, war schrecklich. Sie fühlte sich wie eine Kriminelle. Und noch ein anderer Gedanke durchfuhr sie. Was, wenn dieser Schnüffler alles über Tinas Erkrankung herausgefunden hatte und Dimitri nun wusste, dass sie das Geld für Tinas Behandlung brauchte, für ihre einzige Chance auf ein Überleben? Wusste Dimitri jetzt, warum sie so schnell so viel Geld benötigte?
Sie konzentrierte sich auf das, was er vor wenigen Momenten gesagt hatte, und blickte ihn verunsichert an. „Als ich gestern nichts von dir gehört habe, dachte ich, dass du Eirenne nicht kaufen willst.“
„Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Ich brauche noch etwas Bedenkzeit.“
Also hatte Dimitri eindeutig Interesse an der Insel – ansonsten hätte er ihr klipp und klar gesagt, dass der Handel nicht zustande käme. Die Rettung ihrer Mutter, die gestern noch unmöglich schien, rückte wieder näher. Louise stützte sich gegen eine Wand, kämpfte darum, ihre Fassung zurückzugewinnen, und bemerkte daher nicht, wie aufmerksam Dimitri sie anblickte.
„Es macht mich wütend, dass ich den Besitz, der mir allein durch meine Geburt zustehen sollte und der nie aus den Händen der Kalakos-Familie hätte gegeben werden dürfen, nur durch einen Kauf zurückbekommen kann“, sagte er barsch. „Aber meine Großeltern sind auf Eirenne begraben, und meine Schwester kann den Gedanken nicht ertragen, die Insel für immer zu verlieren. Ianthe zuliebe denke ich immer noch über dein Angebot nach, aber ich brauche mehr Informationen. Wir besprechen die Einzelheiten heute Abend beim Essen.“
Er hat nichts von seiner Arroganz verloren, erkannte Louise bedauernd. Ihm war nicht einmal in den Sinn gekommen, sie könnte heute Abend keine Zeit haben. Aber er hatte das Heft in der Hand. Wenn er von ihr verlangt hätte, dass sie sich um Mitternacht auf dem Mond träfen, hätte sie ihr Bestes gegeben, um dorthin zu gelangen, denn er hatte ihr gerade wieder Hoffnung gemacht. Ihre Mutter würde eine Chance bekommen, die Krankheit zu bekämpfen, die ihren Körper zerstörte.
Sie hatten die griechische Galerie erreicht, in der antike Skulpturen auf Marmorsockeln ausgestellt waren. Am anderen Ende der Galerie, oben auf dem Absatz einer breiten Treppe, stand die Nike von Samothrake . Die Besuchergruppe war dort stehen geblieben und wartete nun darauf, dass Louise die Führung begann.
Sie warf einen Blick auf Dimitri. „Ich arbeite bis halb acht.“
„Dann sehen wir uns um Viertel nach acht im La Marianne in der Rue de Grenelle. Du weißt, wo das ist?“
Louise hatte schon von dem exklusiven Restaurant gehört, das den Ruf hatte, die beste französische Küche zu exorbitanten Preisen zu bieten. Nicht gerade etwas, das ihr
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