Julia Sommerliebe Band 24
geparkt wurdest, während sie das Leben genoss, von einem reichen Trottel zum nächsten gehüpft ist. Und mein Vater war der größte Trottel von allen, ihm gebe ich genauso viel Schuld am gebrochenen Herzen meiner Mutter wie Tina.“
Dimitri war laut geworden, und die Gäste vom Nachbartisch schauten bereits neugierig hinüber. Er murmelte etwas vor sich hin und schnappte sich seine Speisekarte, und Louise tat es ihm nach, hielt die Karte vor sich, sodass sie seinem wütenden Blick ausweichen konnte. Sie trank noch einen Schluck Champagner und begrüßte die leichte Benommenheit, als der Alkohol seine erste Wirkung zeigte.
Der Abend drohte zu einem Desaster zu werden, und die einzige Überraschung daran war, wie viel ihr das ausmachte. Vielleicht war es besser, sie würde gehen? Es war ohnehin zweifelhaft, dass sie noch irgendetwas sagen könnte, das Dimitri dazu brachte, Eirenne zu kaufen. Er war arrogant und starrköpfig. Es schien ihr sinnlos, noch hier zu bleiben.
Sie legte die Karte weg, und ein Zittern durchlief sie, als sie sah, wie er sie beobachtete. Er wirkte nicht mehr wütend, aber sie konnte den Ausdruck in seinen grünen Augen nicht deuten.
„Louise, es tut mir leid. Die Beziehung zwischen meinem Vater und deiner Mutter hatte nie etwas mit uns zu tun.“
Dimitri entschuldigte sich? Louise war überrascht. „Wie kannst du das sagen? Du gibst doch Tina die Schuld an …“
„Meine Gefühle ihr gegenüber spielen keine Rolle.“ Er lehnte sich über den Tisch, sein Gesicht voller Anspannung, als er ihren Blick festhielt. „Ich will mich nicht mit dir streiten, pedhaki mou .“
Was er wirklich wollte, war, um den Tisch herumzugehen und Louise an sich zu ziehen; er wollte spüren, wie ihr weicher, kurviger Körper sich an seinen presste, während er seine Lippen auf ihren Mund drückte. Würde sie auf ihn reagieren? Sein Instinkt sagte ihm, dass sie sich seiner ebenso bewusst war wie er sich ihrer, und er war sicher, dass sie sich genau wie er an die leidenschaftliche Nacht auf Eirenne erinnerte.
Aber Verführung hatte Regeln, und er beabsichtigte, ihnen zu folgen. Auch wenn sein Körper sich wie ein hormongesteuerter Teenager aufführte, würden sie zunächst das gute Essen genießen, sich unterhalten, und er würde die Vorfreude darauf, sie in sein Bett zu locken, ebenso genießen wie einen guten Wein.
„Was ich gern tun würde“, sagte er sanft, „ist, die Vergangenheit zu vergessen und so zu tun, als wären wir uns gerade erst begegnet. Lass uns vorgeben, wir wären zwei Fremde, die zusammen in Paris zu Abend essen und sich dabei ein wenig besser kennenlernen. Was meinst du?“
„Ich …“
Louise konnte ihren Blick nicht von Dimitris Gesicht abwenden. Er war ebenso schön wie eine Skulptur von Michelangelo. Sie betrachtete die fein geschnittenen Linien seiner Wangen und sein eckiges Kinn und wollte über den leichten Bartschatten streichen, die sinnliche Kurve seines Mundes nachfahren. Der liebevolle Kosename pedhaki mou hatte ihre Abwehr geschwächt. Wenn sie ihre Sinne noch beisammenhätte, würde sie darauf bestehen, über nichts anderes als den Verkauf der Insel zu sprechen, ihre Unterhaltung strikt auf Geschäftliches zu beschränken und gehen, sobald sie das Essen beendet hätten.
„Also gut“, sagte sie stattdessen heiser. „Ich glaube, es wäre wirklich schön, das Essen ohne weitere Spannungen zu genießen – und ohne Magenverstimmung.“
Sie verspürte ohnehin einen seltsamen Druck im Magen, seit sie ihre Wohnung verlassen hatte, doch Dimitris Lächeln – oder vielleicht auch der Champagner – löste ein warmes, entspanntes Gefühl in ihr aus. Was konnte es schon schaden, wenn sie einen angenehmen Abend im La Marianne verbrachte?
Die Antwort saß ihr direkt gegenüber, den dunklen Kopf so nah zu ihrem gebeugt, dass sie das sanfte Flüstern seines Atems auf ihren Wangen spürte. Ihr Instinkt warnte sie, sagte ihr, Dimitri wäre eine ernsthafte Bedrohung für ihren Seelenfrieden. Aber sie war keine unschuldige 19-Jährige mehr. Niemals wieder würde sie den Fehler begehen, sich in einen Mann zu verlieben, nur weil der die geheimnisvolle, umwerfende Ausstrahlung eines gefallenen Engels hatte, dazu ein Funkeln in den Augen, das den Himmel auf Erden versprach.
„Gut.“ Dimitri lehnte sich zurück und bemerkte, dass der gehetzte Ausdruck in Louises Augen verschwunden war. Er warf einen Blick auf die Speisekarte, komplett in Französisch. „Würdest du mir bei der
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