Julia Sommerliebe Band 24
ihr nur noch zwanzig Minuten bis zu dem Treffen mit Dimitri blieben.
Wenigstens gab es kein Problem mit der Kleiderauswahl. Ihr Freund und Nachbar Benoit war Modedesigner und überließ ihr regelmäßig Exemplare aus seiner umwerfenden Kollektion, und so hingen in ihrem Schrank gleich mehrere Kleider, die sie noch nie zuvor getragen hatte.
Insbesondere ein Cocktailkleid schien ihr passend für ein Abendessen in einem exklusiven Restaurant. Die schwarze Seide des Kleides umspielte ihre Brüste und Hüfte und war an dem mit Tüllrüschen bedeckten Saum leicht ausgestellt. Das bemerkenswerte Design war, wie alle Kleidungsstücke von Benoit, sehr feminin und sexy. Louise verlor fast ihre Courage, als sie sich im Spiegel betrachtete und sah, wie das glänzende Material ihre Kurven umschmeichelte. Die schwarze Seide lag kühl und sinnlich auf ihrer Haut, und zum ersten Mal seit Jahren wurde sie sich wieder ihres Körpers bewusst.
Kurz überlegte sie, in etwas weniger Auffälliges zu schlüpfen, aber die Zeit verrann – redete sie sich jedenfalls ein. In Wahrheit erkannte sie sich kaum wieder, seit sie Dimitri in Athen gesehen hatte. All ihre Vernunft schien ihr abhandengekommen zu sein. Jedes Mal, wenn sie an ihn dachte – und er schien ihre Gedanken zu dominieren – strömte flüssige Hitze durch ihre Adern, und sie verspürte ein so heftiges Verlangen, wie sie es seit damals nicht mehr erlebt hatte. Vielleicht lag es daran, dass er ihr erster Liebhaber gewesen war – ihr einziger Liebhaber, wie sie sich eingestehen musste. Sie hatte Verabredungen mit ein paar anderen Männern gehabt, aber keiner von ihnen hatte ihr Herz so zum Rasen gebracht wie Dimitri.
Was wollte sie ihm signalisieren, indem sie heute Abend dieses Kleid trug? Dass sie sich seiner nur zu bewusst war und dass sie im Louvre das hungrige Leuchten in seinen Augen gesehen hatte? Sie fand keine Antwort auf ihre Fragen und konnte sich die hektischen roten Flecken auf ihren Wangen nicht erklären. Es war leichter, sich vom Spiegel abzuwenden und in die schwarzen Pumps zu schlüpfen, die perfekt zum Kleid passten. Eine silberne Handtasche und ein taubengrauer Pashminaschal rundeten ihr Outfit ab, und sie verließ klopfenden Herzens die Wohnung.
Als sie im Erdgeschoss den Fahrstuhl verließ, rannte sie fast einen Mann um, der gerade das Gebäude betrat.
„Faites attention!“ Seine gerunzelte Stirn glättete sich, als er Louise erkannte, und er legte eine Hand auf ihre Schulter. „ Chérie , du siehst in diesem Kleid göttlich aus.“
Louise lächelte Benoit Besson zu. „Ich bin froh, dass es dir gefällt – ist ja immerhin eine deiner Schöpfungen.“
Ein Grinsen huschte über Benoits schmales Gesicht, und er strich seine langen schwarzen Haare zurück. „Ich kann sehen, warum ich ein Genie genannt werde“, sagte er halb im Scherz. „Wo willst du hin? Sag nicht, du hast ein Date!“ Er sah überrascht aus. „Wäre ja höchste Zeit. Du bist zu schön, um allein zu bleiben. Du brauchst einen Liebhaber, chérie .“
„Ich werde nie einen Mann brauchen “, widersprach Louise entschlossen.
Benoit musterte sie. „Also – kein Date, aber in diesem Kleid kannst du nur mit einem Mann verabredet sein. Ich kann nicht leugnen, dass ich neugierig bin, mon amie .“
„Ich esse zu Abend mit einem Mann, den ich vor Jahren mal gekannt habe … wirklich nicht mehr als eine Bekanntschaft.“ Louise errötete. „Ich muss los, sonst komme ich zu spät.“
„Amüsier dich.“ Benoits Lächeln war eindeutig zweideutig. „Ich fliege morgen früh nach Sydney, aber du kannst mir alles über dieses Nicht-Date erzählen, wenn ich wieder zurück bin.“
Ihre Freundschaft mit Benoit reichte viele Jahre zurück. Benoits Großmutter war eine enge Freundin ihrer grandmère Céline gewesen, und Louise hatte ihn schon als Student gekannt – lange bevor er die Modewelt im Sturm erobert hatte. Er war so etwas wie ein Bruder für sie, und sie nahm seine Neckerei mit Zuneigung hin.
„Da wird es nichts zu erzählen geben.“ Sie eilte hinaus, bevor er noch mehr Fragen stellen konnte.
Dimitri hatte sich für einen Platz an der Bar im La Marianne entschieden, denn von dort hatte er die Tür im Blick. Während der letzten zehn Minuten war bereits ein halbes Dutzend Blondinen hereingekommen, die alle das übliche kleine Schwarze trugen, und alle hatten sie versucht, seinen Blick auf sich zu ziehen – selbst diejenigen, die mit einem Ehemann oder Freund kamen. Es war
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