Julia Sommerliebe Band 24
pures Glück, dass er mit einem Gesicht geboren worden war, das Frauen attraktiv fanden. Doch bei seinem Reichtum, so vermutete er zynisch, würden die Frauen auch dann haufenweise in sein Bett kommen, wenn er wie der Glöckner von Notre Dame aussähe.
Er bestellte sich einen Drink und schaute wieder zur Tür. Dieses Mal fesselte eine Blondine im schwarzen Kleid, die gerade das Restaurant betrat, seinen Blick.
Die honigblonden Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten geschlungen, ein paar lose Strähnen umrahmten ihr herzförmiges Gesicht, in dem ihre Augen so intensiv leuchteten, dass er selbst auf die Entfernung ihre saphirblaue Farbe erkannte. Sie wirkte, als wäre sie in das schwarze Seidenkleid gegossen worden, das ihre perfekten Kurven so getreu umschmeichelte wie die Hände eines Liebhabers. Und ihre langen Beine, die in kaum sichtbaren schwarzen Strümpfen steckten, wurden durch die zehn Zentimeter hohen Absätze noch attraktiver.
Trotz seines festen Entschlusses, sich von Louise nicht beeindrucken zu lassen, durchfuhr Dimitri ein heißer Stich des Begehrens. Er hob sein Glas und trank den Whisky Sour in einem Zug aus, doch seine Augen schienen nicht von ihr ablassen zu wollen.
Die meisten Frauen hätten zu dem bezaubernden Fleur-de-Lys-Anhänger wohl passende Ohrringe und vielleicht einen Diamantring oder Armband angelegt, aber Louises Entschluss, allein den Anhänger zu tragen, gab ihr einen Anstrich von unaufdringlicher Eleganz. Ihr Kleid konnte man, im Vergleich zu den exotischen Outfits anderer Frauen im Restaurant, fast schon als schlicht bezeichnen, aber sie verstand ganz eindeutig, dass die Schönheit von Haute Couture darin lag, einer Frau zu erlauben, das Kleid zu tragen – und nicht umgekehrt.
Dimitri erkannte das Designerlabel, zwei ineinander verschlungene Bs, auf Louises Handtasche. Er rief sich die Fakten ins Gedächtnis, die der Privatermittler ausgegraben hatte. Viel war es nicht, und bislang gab es auch keinerlei Hinweis auf einen reichen Liebhaber in Louises Leben. Sie lebte allein, arbeitete, wie er gesehen hatte, im Louvre, und ging gelegentlich mit den Kollegen aus. Aber wenn sie nicht die Geliebte eines reichen Mannes war, wie konnte sie sich dann Benoit Besson leisten?
Sie zögerte, als sie das Restaurant betreten hatte, aber jetzt blickte sie in Richtung Bar und entdeckte ihn. Auch auf die Entfernung hin bemerkte Dimitri ihr Erröten, das ihre hohen Wangenknochen betonte, und er spürte eine tiefe Befriedigung ob ihrer Unfähigkeit zu verbergen, dass sie sich von ihm angezogen fühlte. Der Abend versprach interessant zu werden. Gespannte Erwartung erfüllte ihn, und mit einem Mal fühlte er sich lebendiger als seit Monaten.
Er stand vom Barhocker auf und ging zu ihr hinüber.
„Louise, du siehst umwerfend aus.“
Die Bar war überfüllt. Jemand rempelte sie an, und Dimitri umfasste Louises Arm, um sie zu stützen, als sie auf ihren High Heels leicht ins Schwanken geriet.
Ihre Haut fühlte sich weich wie Satin an, und ihr Parfüm, ein zarter Blumenduft, betörte seine Sinne. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, hob er ihre Hand an seinen Mund und strich mit den Lippen darüber. Er hörte ihr leichtes Aufkeuchen und lächelte, als sie errötete. Kurz rief das die Erinnerung an das unschuldige Mädchen von damals wach.
Aber sie war kein linkischer Teenager mehr. Sie war eine wunderschöne Frau, zweifellos sexuell erfahren. Er stellte sie sich nackt und in seinem Bett vor, stellte sich vor, wie er in ihr versank …
Ihre Blicke trafen sich, und ihre Pupillen erweiterten sich zu tiefen dunklen Seen. Fast konnte er die sexuelle Spannung zwischen ihnen schmecken.
Es war eine Erleichterung, als der Kellner erschien und ihm mitteilte, dass ihr Tisch nun frei sei.
Reiß dich zusammen, befahl Dimitri sich ungeduldig und irritiert davon, dass er seine Hormone offensichtlich nicht unter Kontrolle bekam. Louise war umwerfend, aber nicht mehr als zahllose andere Frauen, mit denen er in der Vergangenheit ausgegangen war. Und er durfte nicht vergessen, dass er nur aus einem einzigen Grund hier war. Er hatte sie zum Essen eingeladen, um über ein Geschäft zu reden.
Er erinnerte sich an den Schock, als er erfahren hatte, dass sein Vater Eirenne seiner Geliebten hinterlassen wollte. Dimitri hasste Tina Hobbs aus tiefstem Herzen. Aber er hatte nie einen Grund gehabt, Tinas Tochter zu hassen, wie er zugeben musste. Im Gegenteil, vor sieben Jahren hatte er sich sogar von ihr betören
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