Julia Sommerliebe Band 24
Essensauswahl helfen? Ich spreche zwar ganz gut Französisch, aber im Schriftlichen habe ich so meine Schwierigkeiten.“
„Ja, natürlich.“ Angesichts seines zerknirschten Lächelns stockte Louise kurz das Herz. Vielleicht war er ja gar nicht so arrogant, wie sie anfangs gedacht hatte. Sie studierte das Angebot. „Du nimmst besser weder die moules à la crème noch die coquilles Saint-Jacques . Ich nehme an, du bist immer noch allergisch gegen Meeresfrüchte?“
„Bin ich. Und ich bin beeindruckt, dass du dich daran erinnerst.“
Sie errötete und verfluchte sich, weil ihr entschlüpft war, dass sie in den vergangenen sieben Jahren rein gar nichts über ihn vergessen hatte. „Ich habe neulich gelesen, dass ein Gastrokritiker die Spezialität des La Mariannes empfiehlt – gebratenes Rinderfilet mit Meerrettichsoße“, wechselte sie schnell das Thema.
„Das klingt gut. Ich komme mal näher zu dir, damit du mir die anderen Hauptgänge erklären kannst.“
Bevor sie noch protestieren konnte, hatte Dimitri bereits seinen Stuhl neben ihren gerückt und setzte sich wieder so nah neben sie, dass sein Schenkel ihren berührte. Sie starrte auf die Speisekarte und versuchte, den Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen, dass ihre Lippen nur wenige Zentimeter von seinen entfernt wären, sollte sie den Kopf wenden.
Der würzige Duft seines Aftershaves hing aufreizend in der Luft. Als sie mit ihrem bloßen Arm Dimitris Jackett streifte, spürte sie, wie empfindsam ihre Haut war. Und als sie nach unten blickte, stellte sie entsetzt fest, dass ihre Brustwarzen hart geworden waren und sich provokativ gegen den Seidenstoff ihres Kleids drückten.
Schnell begann sie, das Angebot auf der Speisekarte zu erklären. Ihre Stimme war schon wieder nur ein beschämend heiseres Flüstern, und sie stürzte hastig noch mehr Champagner hinunter. Erleichtert atmete sie auf, als der Kellner kam und Dimitri auf seine Seite des Tischs zurückkehrte.
„Wie lange lebst du schon in Paris?“ Er füllte ihr Glas auf.
„Vier Jahre. Aber ich habe mich hier schon immer wie zu Hause gefühlt. Meine Großmutter hat früher nahe Sacré-Coeur gelebt, und als Kind habe ich oft die Schulferien bei ihr verbracht.“
Dimitri sah überrascht aus. „War das die Mutter deines Vaters?“
„Nein, meine grandmère Céline hat meinen Großvater Charles Hobbs geheiratet, und sie haben zusammen in England gelebt, wo meine Mutter geboren wurde. Aber als mein Großvater gestorben ist, kehrte Céline nach Paris zurück.“ Unbewusst legte sie eine Hand auf ihren Fleur-de-Lys-Anhänger. Céline war ihr in vielerlei Hinsicht mehr eine Mutter gewesen als Tina, und Louise vermisste sie immer noch.
Der erste Gang wurde serviert, und das Gespräch verstummte, während die Kellner alles herrichteten. Dimitri runzelte die Stirn, als er sah, wie wehmütig Louises Blick bei der Berührung des Diamantanhängers wurde. Dachte sie an denjenigen, der es ihr geschenkt hatte? Ein reicher Liebhaber vielleicht?
Sein ebenso plötzliches wie heftiges Verlangen, ihr die Kette vom Hals zu reißen, überraschte ihn. Noch schlimmer aber war die Erkenntnis, dass er sie wollte, selbst wenn sie ein Dutzend Liebhaber hätte. Vielleicht war es ja nichts als dummer männlicher Stolz, aber er war überzeugt, dass sie den anderen Mann oder die anderen Männer in ihrem Leben vergessen würde, verbrächte sie nur eine einzige Nacht mit ihm.
Er aß automatisch. Sicherlich war das Essen hervorragend, aber er konnte sich nicht darauf konzentrieren, denn die Frau, der er gegenübersaß, nahm ihn ganz und gar gefangen. Auch Louise schien sich nicht besonders fürs Essen zu interessieren und pickte nur in ihrer Vorspeise und ihrem Hauptgang herum. Er blickte sie an, und etwas zog sich in ihm zusammen, weil sie ihn ebenfalls anschaute. Röte stieg ihr in die hohen Wangen, und sie senkte schnell den Blick.
„Du musst dich in Paris gut auskennen, wenn du so viel Zeit hier verbracht hast.“
Sie nickte. „Die Stadt ist wunderschön. Du hast gesagt, du bist oft geschäftlich hier. Hast du viel von der Stadt gesehen?“
„Nur Konferenzräume in Hotels und Vorstandsetagen.“
„Das ist eine Schande. Du solltest eine Bustour machen oder eine Flussrundfahrt.“
„Vielleicht mache ich das sogar. Aber ich würde eine Begleitung brauchen – jemanden, der Paris und die Stadtgeschichte gut kennt.“ Er hielt ihren Blick fest. „Wärst du interessiert?“
Vielleicht täuschte das Kerzenlicht
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