Julia Sommerliebe Band 24
sie, aber Dimitris Augen schienen schalkhaft zu funkeln, und Louise spürte die Doppelbedeutung hinter seiner Frage. Das lag doch sicher nur an ihrer durch den übermäßigen Champagnergenuss angeregten Fantasie? Doch eine unsichtbare Macht schweißte ihren Blick an seinen, und ihr Herz pochte so heftig, als wolle es ihren Brustkorb sprengen.
„Ich nehme an, du musst bald nach Griechenland zurück“, sagte sie abrupt.
„Ich verlasse Paris morgen. Aber wir haben die ganze Nacht.“ Dimitri ließ von seinem entrecôte hongroise ab und griff über den Tisch, umschloss ihre Hand mit seiner. Er spürte das leichte Zittern, das sie durchlief, und verstärkte seinen Griff, damit sie ihm ihre Finger nicht wieder entzog. „Ich habe gehört, dass die Aussicht vom Eiffelturm bei Nacht spektakulär sein soll.“
Louise konnte sich nur schwer konzentrieren, als Dimitri mit dem Daumen über den hektisch pochenden Puls an ihrem Handgelenk strich. „Du … du willst auf den Eiffelturm steigen?“
Nicht unbedingt, dachte er bei sich. Aber er wollte auch nicht, dass der Abend schon zu Ende ging. Er wollte mehr Zeit mit Louise verbringen, sie besser kennenlernen. Na gut, wenn er ehrlich war, wollte er dieses aufreizende Stück schwarzen Seidenstoffes von ihrem Körper ziehen und ihre nackten Brüste küssen, mit dem Mund weiter zu ihrem Bauch wandern und tiefer hinab …
Er atmete scharf ein. „Ich muss gestehen, ich habe eher an den Fahrstuhl gedacht.“
Dimitris sexy Lächeln brachte Louises Herz zum Rasen. „Das wäre vernünftig, immerhin sind es über tausendsechshundert Stufen. Und tatsächlich kommt man zur Spitze auch nur mit dem Fahrstuhl.“
„Dann wäre das also abgemacht. Willst du noch Nachtisch – oder mehr Champagner?“
„Nein, danke.“ Ihr Appetit war verschwunden, und sie hatte schon mit den ersten beiden Gängen ihre Mühe gehabt. Was den Champagner anging – davon hatte sie bereits mehr als genug getrunken. Das musste auch die Erklärung dafür sein, warum sie sich so seltsam fühlte. Als ob die Champagnerbläschen in ihr explodiert wären und sie mit einer wilden, waghalsigen Energie füllten.
Doch sie wusste, dass es an Dimitri lag und nicht am Champagner, dass sie innerlich vor Empfindsamkeit bebte.
Es war eine Erleichterung, als sie das Restaurant verließen, und sie atmete tief die frische Luft ein, dankbar für die leichte Brise, die kühlend über ihr heißes Gesicht strich. Der Eiffelturm dominierte die Silhouette der Stadt. Die gigantische Metallkonstruktion wurde von Scheinwerfern angestrahlt und schien vor dem tiefdunklen Nachthimmel golden zu glänzen.
Das berühmte Wahrzeichen war eine beliebte Touristenattraktion, und so hatte sich selbst so spät in der Nacht noch eine kurze Schlange davor gebildet. Das junge Pärchen, das vor ihnen stand, ließ sich eindeutig von der romantischen Atmosphäre gefangen nehmen – ganz versunken hatten sie die Arme umeinander geschlungen.
Muss wundervoll sein, wenn man so verliebt ist, dachte Louise sehnsüchtig. Die unverhohlene Leidenschaft des Pärchens erinnerte sie an die Tage auf Eirenne, als Dimitri sie mit solchem Hunger geküsst und sie nur zu willig auf ihn reagiert hatte. Hitze durchströmte sie. Verzweifelt sah sie zu Boden – als würde der Asphalt unter ihren Füße sie unendlich faszinieren.
Der Fahrstuhl brachte sie bis zur zweiten Ebene, von dort ging es mit einem anderen weiter bis nach oben zur Turmspitze. Louise hörte, wie Dimitri nach Luft rang, als sie nach draußen traten.
„Ich hoffe, dir macht Höhe nichts aus. Wir sind mehr als 300 Meter über der Erde.“
Er lachte. „Es fühlt sich an, als wären wir im Himmel. Die Aussicht ist umwerfend.“ Er stand dicht neben ihr und starrte durch das Gitter, das die Plattform umgab. „Ist das da unten der Arc de Triomphe ?“
Louise nickte. „Die Lichter der Stadt funkeln wie Juwelen, oder? Ich liebe es, wie sie sich im Fluss spiegeln.“
Der nächtliche Blick über Paris war atemberaubend. Aber es gab noch einen anderen Grund dafür, dass sie mit dem Atmen Schwierigkeiten hatte. Die wenigen anderen Besucher hatten ihre Aussichtsrunde fortgesetzt und waren zur anderen Turmseite gegangen. Jetzt fühlte sie sich, als stünde sie hier ganz allein mit Dimitri, auf der Spitze der Welt. Keinen anderen Mann hatte sie je so deutlich gespürt. Ihr Blick wurde wieder von seinem attraktiven Profil angezogen, und ein Zittern lief über ihren Körper.
Der Wind war hier oben stärker
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