Julia Sommerliebe Band 24
Durch das Fenster konnte sie die Landebahn näherkommen sehen, während der Jet tiefer flog. Kaum zu glauben, dass sie vor knapp einer Woche denselben Flug nach Athen unternommen hatte – allerdings in der Touristenklasse.
Sie wandte den Kopf und begegnete Dimitris Blick. Wenn sie doch nur immun gegen seinen sexy Charme wäre, aber die Beschleunigung ihres Herzschlags war der beschämende Beweis, wie sehr er sie beeindruckte. Wagemut schien ihre einzige Verteidigung gegen ihn zu sein.
„Ich habe nicht gewusst, dass du von mir auch Unterhaltung außerhalb des Schlafzimmers erwartest.“
Sein Lächeln verschwand. „Tue ich nicht. Das Wissen darum, dass du jede Nacht der nächsten zwei Wochen nackt und willig in meinem Bett verbringen wirst, ist alles, was ich von dir will, glikia .“
Sie errötete, als er sie so verlangend anblickte, und versuchte, von seinem Sarkasmus nicht verletzt zu sein. Vor Jahren hatte er sie glikia mou – mein Schatz – genannt und es auch so gemeint. Wenigstens hatte sie das geglaubt.
Die Stimme des Piloten, die sie bat, sich für die Landung anzuschnallen, war eine willkommene Ablenkung. Doch als der Jet den Boden berührte, konnte Louise das Gefühl nicht mehr loswerden, dass sie in einem Albtraum gefangen war – dazu bestimmt, die folgenden Wochen als die Geliebte eines Mannes zu verbringen, der sie offensichtlich nur als ein Sexspielzeug betrachtete.
Dimitri lebte in einem exklusiven Vorort nordöstlich von Athen, in dem luxuriöse Villen in weitläufigen, perfekt gepflegten Gärten standen. Louise wurde während der kurzen Fahrt vom Flughafen immer angespannter, und als das elektronische Tor hinter ihnen zuglitt, fühlte sie sich wie eine Gefangene.
Das Haus glich ganz gewiss nicht einem Gefängnis. Die Dämmerung war angebrochen, doch obwohl es langsam dunkel wurde, konnte sie nicht umhin, die Schönheit von Dimitris Heim zu bewundern. Anmutige Bögen und elegante Säulen betonten den neoklassizistischen Stil. Die hohen Fenster ließen bestimmt viel Licht in die Räume. Die hellen korallenfarbenen Mauern erinnerten Louise an die alte Villa auf Eirenne, in der Dimitri und sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Ein ganzes Leben schien das her zu sein. Es tat weh, daran zu denken.
Die Inneneinrichtung des Hauses spiegelte die zeitlose Eleganz seines Äußeren wieder. Die geräumigen Zimmer mit den hohen Decken waren in neutralen Farbtönen gehalten, und die weich gepolsterten Sofas und hellen Eichenmöbel zeugten von diskretem Reichtum. Ein wirkliches Zuhause und kein Musterhaus, sinnierte sie, während Dimitri sie durch die Zimmer im Erdgeschoss führte.
„Dein Zuhause ist auch nicht das, was ich erwartet habe.“
„Was hast du denn erwartet?“
„Ich weiß nicht – eine typische Junggesellenbude, vermute ich. Minimalistischer Chic begegnet Playboy-Villa, indirekte Beleuchtung und Leopardenmuster überall.“
Er warf den Kopf zurück und lachte – ein tiefes, gelöstes Lachen – und schon war die Anspannung zwischen ihnen wie weggeblasen.
„ Thee mou , ich verspreche, du wirst keinerlei Tiermuster entdecken. Ich bin hier aufgewachsen. Mein Vater hat das Haus meiner Mutter überlassen, und als sie gestorben ist, habe ich es geerbt.“
Er schaute sich in dem Zimmer um, in dem sie standen.
„Das hier war das Spielzimmer – ich habe jeden Abend auf der Fensterbank gehockt und Ausschau nach meinem Vater gehalten. Und wenn er endlich von der Arbeit kam, bin ich rausgerannt, ihm entgegen, und habe ihn gebeten, mit mir Fußball zu spielen.“ Dimitri hielt inne und starrte aus dem Fenster. „Er hat das immer gemacht. Wie müde er auch nach einem langen Tag im Büro war, für mich hatte er immer Zeit.“ Dimitri verzog das Gesicht. „Ich wünschte, die Dinge hätten sich nie geändert.“
Louise wusste, was er meinte. Er wünschte, sein Vater hätte nie ihre Mutter getroffen. Sie fühlte sich schuldig, auch wenn sie Tinas Affäre mit Kostas nicht hätte verhindern können. Sie stellte sich den kleinen Jungen vor, der aufgeregt auf die Rückkehr seines Vaters wartete. Doch auch, wenn dieser kleine Junge Dimitri glich, so war es ihr gemeinsames Kind, das sie sich vorstellte. Wenn ich keine Fehlgeburt gehabt hätte, dann hätten wir jetzt vielleicht einen Sohn, dachte sie sehnsuchtsvoll. Vielleicht würden sie sogar hier in diesem Haus als Familie leben – gar noch weitere Kinder haben.
Die vertraute Trauer überkam sie, und sie presste die Lippen zusammen, damit
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