Julia Sommerliebe Band 24
sie nicht mit der Wahrheit herausplatzte. Es hatte keinen Sinn, ihm von dem Baby zu erzählen. Und es war dumm, dass sie noch immer an dieses Kind dachte, sich mit Tagträumen quälte. Bestimmt hätte Dimitri ihr gemeinsames Kind – genauso wie sie – gar nicht gewollt. Und dann hätte ich die letzten Jahre als alleinerziehende Mutter verbracht, inklusive aller Komplikationen, gemahnte sie sich.
Dimitri wandte sich vom Fenster ab. Louise war blass und wirkte zerbrechlich, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Wieder spürte er diesen leisen Zweifel an seiner Entscheidung, sie nach Athen zu bringen. Ich habe sie nicht gezwungen, redete er sich ein.
„Du siehst aus, als könntest du etwas zu essen vertragen“, sagte er abrupt. „Das Abendessen sollte fertig sein.“
Louises Magen drehte sich bei der Aussicht auf Essen um, aber sie folgte Dimitri durch die Eingangshalle ins Esszimmer, wo der Tisch bereits für sie gedeckt war.
„Das ist mein Butler Joseph“, stellte Dimitri den Mann vor, der das Zimmer betrat. „Seine Frau Halia arbeitet für mich als Köchin und Haushälterin. Bitte, setz dich.“ Er deutete auf einen Stuhl. „Möchtest du Wein oder lieber etwas Alkoholfreies trinken?“
„Am liebsten Wasser, danke.“ Sie musste unbedingt einen klaren Kopf behalten, auch wenn es vielleicht einfacher wäre, sich so richtig zu betrinken. Dann hätte sie wenigstens keine Erinnerung an die Nacht mit Dimitri, die ihr noch bevorstand.
Joseph war verschwunden, kam aber fast sofort wieder zurück und servierte das Essen. Das mit Kräutern gebratene Lamm an Kartoffeln und Gemüse duftete verführerisch, und plötzlich fühlte Louise sich halb verhungert. Hatte sie wirklich erst gestern Abend mit Dimitri in Paris zu Abend gegessen? So vieles war in den letzten 24 Stunden geschehen.
Die Erinnerung daran, was während gewisser Stunden passiert war, ließ sie erröten.
Sie verschluckte sich und trank schnell etwas Wasser.
„Alles in Ordnung?“
Sie konnte ihn nicht anschauen. „Alles gut, danke. Das Essen ist wunderbar.“
Entgegen ihren Erwartungen genoss sie die Mahlzeit, aber danach kehrte ihre Anspannung zurück. Durch die bis zum Boden reichenden Fenster konnte sie den Mond silbern in der Dunkelheit glitzern sehen. Der Abend war fortgeschritten, und sie vermutete, dass Dimitri sie bald mit sich ins Bett nehmen wollte.
„Möchtest du Nachtisch oder Kaffee?“
Koffein würde bestimmt nicht gegen den sich schnell ausbreitenden pochenden Schmerz in ihrem Kopf helfen. Sie warf ihm einen blitzschnellen Blick zu, ohne sich der Verzweiflung in ihren Augen bewusst zu sein. „Könntest du mir vielleicht mein Zimmer zeigen? Ich brauche die Kopfschmerztabletten aus meinem Koffer.“
„Natürlich.“ Dimitri stand auf, führte sie aus dem Zimmer und eine geschwungene Treppe hinauf. Im ersten Stock eilte er über den Flur, öffnete eine Tür und bat sie herein.
Die Suite bestand aus einem Wohn- und einem Schlafzimmer. Wie das ganze Haus waren auch diese Zimmer luxuriös eingerichtet, die Wände waren mit champagnerfarbenen Seidentapeten ausgekleidet, auf den Böden lagen hell goldene Teppiche und vor den Fenstern hingen ebensolche Vorhänge. Die Sofas zierten seidene Überwürfe in einem dunkleren Goldton, passend zur Tagesdecke auf dem Bett.
Louise musste gar nicht erst das Jackett, das über eine Armlehne geworfen worden war, sehen, oder den Squashschläger und die Sporttasche auf dem Boden, um zu wissen, dass dies die Mastersuite war. Beim Anblick ihres Koffers neben dem Bett versteifte sie sich.
„Das ist doch dein Schlafzimmer, oder? Ich weiß, wir haben eine … Vereinbarung …“ Ihr Gesicht wurde heiß, als sie an die Bedingungen dieser Vereinbarung dachte. „Aber ich habe angenommen, ich hätte wenigstens ein eigenes Zimmer.“
„Das schien mir nicht nötig. Unsere Vereinbarung besagt ja auch, dass du jede Nacht mein Bett teilst. Aber du hast ein eigenes Badezimmer.“ Er durchquerte das Zimmer und öffnete die Tür zu einem Duschraum und einem begehbaren Kleiderschrank. „Die sind für dich, aber in meinem en suite Badezimmer gibt es eine Wanne, die du gern benutzen darfst.“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Ich muss noch ein paar Anrufe machen, du hast also Zeit, dich einzurichten. Aber allzu lang werde ich nicht brauchen.“ Seine grünen Augen glitzerten amüsiert angesichts ihres rebellischen Gesichtsausdrucks. „Stell sicher, dass du noch wach bist, wenn ich wiederkomme, glikia
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