Julia Sommerliebe Band 24
herumzukommandieren.“
Ein Außenstehender hätte sich nichts dabei gedacht, dass Averys Blick kurz zu Maliks Schultern glitt. Doch für Malik war es ein Signal – ebenso wie die Tatsache, dass sie einen Schritt zurückwich. „Ich habe dich nie herumkommandiert“, stellte er klar. „Du hast schon immer getan, was du wolltest.“
Malik glaubte zu erkennen, wie die Gelassenheit in ihrer Miene wich. Avery schien etwas sagen zu wollen. Doch dann lächelte sie nur flüchtig und meinte: „In dem Fall wirst du nichts dagegen haben, dass ich fahre.“
Sie öffnete die Fahrertür und wollte einsteigen, da legte Malik eine Hand auf ihren Arm. Diese Berührung reichte, um die unterschwellige Anziehungskraft zwischen ihnen jäh aufflammen zu lassen. Malik zog seine Hand zurück, doch es war zu spät. Sein Körper wollte keinen Abstand halten. Avery war so nah, dass Malik ihr Parfum riechen konnte. Der Duft überlagerte seine Sinne und rief Erinnerungen wach, die das Denken ausschalteten. Plötzlich hatte er keine Ahnung mehr, was er sagen wollte. Er wusste nur noch, wie sehr er diese Frau begehrte.
Ihr Atem ging schnell und flach. Sein Blick senkte sich auf ihre Lippen. Er kannte diesen Mund so gut, und er wollte ihn. Als er Avery wieder in die Augen schaute, nahm er dort einen ungewohnten Ausdruck wahr, doch bevor Malik ihn richtig deuten konnte, verschwand er wieder.
Avery schaute zur Seite. „Na gut, dann fahr halt, wenn dir so viel daran liegt.“
In ihrer Stimme hörte Malik eine Mischung aus Langeweile und Belustigung. Nur das, wonach er suchte, hörte er nicht: Liebeskummer oder Schmerz. Das habe ich mir eben wohl nur eingebildet, folgerte er.
Avery ging um den Wagen herum und zog die Beifahrertür auf. „Wenn du deine Männlichkeit beweisen willst, indem du dich ans Steuer setzt, nur zu. Vielleicht kannst du ja auch mit dem Speer eine Antilope für unser Mittagessen erlegen oder eine Klapperschlange mit bloßen Händen erwürgen. Oder du kochst eine leckere Skorpionsuppe?“ Als sie einstieg, schwang der blonde Zopf wie ein schimmerndes goldenes Seil über ihren Rücken. „Fahr bitte zügig, okay? Nichts regt mich mehr auf, als ein zögerlicher Fahrer.“
Malik biss die Zähne zusammen. Einen Moment lang spielte er mit der Idee, Avery einfach zurückzulassen. Dummerweise brauchte er sie vielleicht als Vermittlerin. Also stieg er widerstrebend ein. „Zuerst fahren wir zum Wüstencamp. Morgen früh müssten wir ankommen.“
Falls der Gedanke an die bevorstehende Nacht Avery verunsicherte, ließ sie es sich nicht anmerken. „Warum fliegst du nicht mit dem Hubschrauber dorthin?“, fragte sie.
„Weil dann jeder wüsste, dass meine Braut weggelaufen ist.“ Er schnallte sich an und startete den Wagen. „Ich versuche, Kalila zu schützen. Ihr Vater soll möglichst nicht von ihrer Flucht erfahren.“
„Ich verstehe. Ein Artikel mit der Überschrift Braut des Prinzen brennt durch wäre keine gute Werbung für dich.“ Avery hielt sich mit beiden Händen am Sitz fest, als das Auto auf der staubigen Straße durch ein Schlagloch fuhr. „Sag mir, wenn ich dich ablösen soll.“
„Du bist eine schreckliche Beifahrerin.“
„Ich nehme die Dinge halt gern selbst in die Hand. Wenn ich schon sterben muss, will ich wenigstens über Zeit und Ort entscheiden. Eigentlich auch gern über meinen Begleiter, aber der Spatz in der Hand ist bekanntlich besser als die Taube auf dem Dach.“
Er unterdrückte ein Grinsen. „Du weißt genau, dass ich ein ausgesprochen guter Fahrer bin.“
„Um das zu sein, bräuchtest du Übung. Du wirst doch ständig von einem Chauffeur herumkutschiert.“
„Ich fahre oft selbst, wenn ich während der Fahrt nicht arbeiten muss. Außerdem habe ich den Pilotenschein – wie du ebenfalls weißt.“ Malik schaute sie von der Seite an.
„Guck bitte auf die Straße. Du musst unversehrt sein, wenn du deine jungfräuliche Prinzessin findest.“
„Was stört dich eigentlich mehr? Dass sie Prinzessin ist – oder Jungfrau?“
„Mich stört überhaupt nichts.“
„Nun, deine Wortwahl ist interessant. Magst du Kalila nicht?“
„Im Gegenteil, ich mag sie sehr.“ Avery setzte ihre Sonnenbrille auf. „Sie passt perfekt zu dir.“
„Wie meinst du das?“
„Sie wird keine deiner Entscheidungen hinterfragen, weil es für sie ausgeschlossen ist, dass du unrecht haben könntest.“
„Vielleicht, weil ich nie im Unrecht bin .“ Malik sah aus dem Augenwinkel heraus, dass Avery
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