Julia Sommerliebe Band 24
ist es unwahrscheinlich, dass ich Kalilas Gefühle kenne“, fuhr Malik fort. „Allerdings liegt es auf der Hand, dass sie sich vor der Hochzeit fürchtet.“
Womöglich liegt sie halb verdurstet in der Wüste, schoss es Malik durch den Kopf. Oder sie ist bewusstlos, und die Aasgeier hacken schon mit ihren Schnäbeln nach ihr. „Ich vermute, sie ist deinem Rat gefolgt“, kam er wieder zur Sache. „Das würde erklären, warum wir in der Stadt keine Spur von ihr finden.“ Seine Augen blitzten. „Du weißt wohl nicht, wohin genau sie wollte? Hast du ihr einen angeblich geeigneten Ort empfohlen, an dem sie sich ihrer Furcht stellen kann ?“
„Nein! Aber vielleicht könnte ich …“
„Nicht nötig.“ Malik ging zur Tür. „Danke für deine Zeit. Ich weiß ja, wie wertvoll sie ist. Schick mir einfach eine Rechnung für diese Besprechung.“
Das war es dann also. Er ging. Der Druck in ihrer Kehle verstärkte sich. „Malik …“
„Ich muss los. Ich lasse nicht zu, dass diese unschuldige junge Frau ausgeliefert wird – weder den Launen der Wüste noch jenen des Mannes, der unglücklicherweise ihr Vater ist.“
Seine Worte trafen Avery ins Mark. Sie beneidete Kalila, weil Malik sich derart um sie sorgte. Als gelernter Soldat und Diplomat war er hart im Nehmen und neigte nicht zu Sentimentalitäten. Während seiner Zeit mit Avery hatte er sich ihr niemals von einer weichen Seite gezeigt. Heute aber tat er es in Bezug auf eine andere Frau.
Die Spannung zwischen ihnen hatte sich verflüchtigt. „Ich lasse dich wissen, ob die Party stattfindet“, sagte Malik kühl. „In der Zwischenzeit kannst du deine Arrangements auf Eis legen und mir alle bisherigen Kosten in Rechnung stellen.“
„Hör bitte auf, über Geld zu reden! Das Geld ist mir egal. Ich mache mir Sorgen um Kalila. Warte.“
„Ich muss sofort mit der Suche beginnen.“
„Dann suche ich mit dir!“
Malik hielt inne, eine Hand auf der Türklinke. „Wie bitte?“
Sie wusste nicht, wer von ihnen beiden überraschter war. Eben konnte sie es kaum abwarten, dass er sich endlich verabschiedet, und jetzt verkündete sie, dass sie ihn begleiten wollte! Sie riss freiwillig die alten Wunden auf, damit Malik eine andere Frau heiraten konnte. Was zum Teufel machte sie hier eigentlich?
Am liebsten hätte sie ihre Worte zurückgenommen, doch ihr Sinn für Anstand ließ das nicht zu. „Hätte Kalila gedacht, dass sie mit dir reden kann, dann hätte sie es getan. Falls du sie findest …“
„ Wenn ich sie finde“, korrigierte Malik mit drohendem Unterton. Seine Augen versprachen alle möglichen Strafen, falls er bei der Suche keinen Erfolg haben würde.
„Natürlich, genau das meinte ich“, lenkte Avery rasch ein. „Wenn du sie findest, werdet ihr beide Klartext reden müssen. Aber was machst du, wenn sie sich weigert? Bisher hat sie sich dir doch auch nicht anvertraut. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie mit mir spricht.“
Malik zögerte. „Verstehe ich dich richtig? Du willst mir bei der Suche nach meiner Braut helfen und sie anschließend überreden, mich zu heiraten?“
„Genau.“ Diese beiden Silben kosteten Avery gehörige Überwindung.
Er blickte sie an, als wollte er die Fassade, die sie ihm zeigte, Schicht um Schicht abtragen.
„Dagegen spricht doch nichts“, ergänzte sie, weil sie seinen forschenden Blick nicht ertrug.
„Ich dachte, es wäre möglicherweise problematisch für dich, dass ich eine andere Frau heirate.“
„Problematisch?“ Sie hoffte, dass ihr Lachen in seinen Ohren echter klang als in ihren eigenen. „Warum? Unsere Beziehung ist vorbei, Malik. Niemand gönnt dir diese Hochzeit mehr als ich. Warum sonst organisiere ich wohl die Party? Na los, machen wir uns auf den Weg.“
3. KAPITEL
„Okay, jetzt weiß ich, dass du übergeschnappt bist.“ Jenny lag auf dem Bett in Averys Apartment und schaute ihrer Freundin beim Packen zu. „Du reist in die Wüste, um eine feige Prinzessin zu finden, damit sie den Mann heiraten kann, den du mal geliebt hast? Hört sich an wie eine Szene aus einer miesen Seifenoper. Es wird mit Heulen und Zähneklappern enden – und zwar für dich .“
„Ich habe noch nie wegen eines Mannes geheult. Und behaupte bitte nicht ständig, ich hätte ihn geliebt.“ Geschickt rollte Avery zwei Blusen zusammen, damit sie in der Reisetasche keine Falten bekamen. „Kalila ist nicht feige. Sie kann nichts dafür, dass ihr Vater sie ihr Leben lang unterdrückt hat. Mir tut sie leid.
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