Julia Sommerliebe Band 24
schmunzelte. Prompt brodelte Ärger in ihm hoch. „Kalila ist eine freundliche und ausgeglichene junge Frau“, schob er irritiert hinterher.
„Wie gesagt: Perfekt für dich.“ Sie zeigte aus dem Fenster. „Sind das Gazellen?“
Malik sah eine kleine Herde vor dem Geländewagen fliehen. Aus der Entfernung wirkte es, als würden die Tiere über dem Sand schweben. „Ja. Du glaubst, dass ich von meiner Frau nicht herausgefordert werden will?“
„Du hasst Herausforderungen. Und du begegnest ihnen so selten, dass du keine Gelegenheit hast, dich an sie zu gewöhnen. Deshalb setzt du ja auch stets voraus, dass du im Recht bist. Was für Gazellen sind es denn?“ Avery suchte nach ihrem Handy, um die Tiere zu fotografieren. „Sie sind so anmutig.“
„Sandgazellen. Wir unterstützen mehrere Tierschutzprojekte, um ihnen das Überleben in ihrer natürlichen Umgebung zu ermöglichen. Das Fangen und Töten wilder Tiere ist in Zubran ohnehin illegal. Übrigens solltest du damit aufhören, ständig das Thema zu wechseln.“
„Ich liebe ihr helles Fell. Es ist bildschön.“
„Typisch für dich, auf Äußerlichkeiten zu achten.“ Malik warf einen schnellen Blick auf Averys Haare, die im Sonnenlicht glänzten. „Die Sandgazellen haben sich an das Leben in der Wüste angepasst. Ihr Fell reflektiert die Sonnenstrahlen. Natürlich hilft der Farbton auch bei der Tarnung. Und nein, ich habe durchaus nichts gegen Herausforderungen. Meine Frau wird mir ebenbürtig sein.“ Warum will sie mich eigentlich ärgern, fragte er sich. Die Atmosphäre im Wagen ist doch auch so schon hitzig genug.
Avery musste lachen – auch noch, als sie ihr Handy wieder in die Tasche steckte. „Tut mir leid, aber das ist echt witzig.“
„Was denn?“
„Dass du glaubst, deine Frau würde dir ebenbürtig sein. In welcher Welt denn, Malik?“
Er beherrschte sich mühsam. „Sie wird es sein.“
„Solange sie dir beipflichtet.“
„Der Gedanke an meine Hochzeit mit Kalila stört dich also überhaupt nicht?“, versuchte er sie aus der Ruhe zu bringen.
„Warum sollte er? Du kannst doch heiraten, wen du willst. Es geht mich nichts an – obwohl ich jetzt fast wünsche, ich hätte mich stärker eingemischt. Arme Kalila. Ich hätte sie anrufen und ihr ein Gespräch von Frau zu Frau anbieten sollen.“
„Arm? Meine Partnerin ist wohl kaum zu bemitleiden, Avery. Das solltest du wissen, schließlich warst du selbst ein Jahr mit mir zusammen.“
„Mir kam es viel länger vor. Dir nicht?“ Sie wartete keine Antwort ab. „Egal. Nein, die Nachricht von deiner Verlobung hat mich nicht schockiert. Mir war immer klar, dass du heiraten würdest. Du bist einfach der Typ dafür.“
Sie redet einen Hauch zu schnell und zu glatt, fand Malik. „Was verstehst du darunter?“, hakte er nach.
„Nun, die Menschen heiraten aus verschiedenen Gründen. Manche suchen finanzielle Sicherheit. Andere kommen nicht alleine klar oder betrachten eine Scheidung als lukrative Option. Was dich angeht: Du fühlst dich deinem Vater und deinem Land gegenüber verpflichtet. Du glaubst, Kinder in die Welt setzen zu müssen, und dafür brauchst du eine Ehefrau.“
Malik vermutete, dass Averys zynische Einstellung zur Ehe mit ihrer Vergangenheit zusammenhing, doch Einzelheiten kannte er nicht. Sie hatte nur erwähnt, dass sie bei ihrer Mutter aufgewachsen war. Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn ich ihr mehr Fragen gestellt hätte, dachte Malik. Wenn ich besser verstanden hätte, was in ihr vorgeht.
Mit geübter Hand lenkte er den Wagen über eine der wenigen breiten Straßen, die quer durch die Wüste führten. „Glaubst du, das sind die einzigen Gründe für eine Ehe?“ Eigentlich wollte er dieses Thema meiden und erst wieder an seine Hochzeit denken, wenn er das Ehegelübde ablegen musste. Den Termin hatte er so weit wie möglich hinausgeschoben. Jetzt war der Tag bedrückend nahe. Es fühlte sich an, als würden dunkle Wolken über Zubran hängen.
Averys Handy klingelte. Schon vier Telefonate hatte sie im Laufe des Vormittags mit ihrer Firma geführt.
„Tauben?“, fragte Malik sarkastisch, nachdem Avery das Gespräch beendet hatte. „Donnerwetter, du beschäftigst dich ja mit wichtigen Themen.“
„Du brauchst meinen Job gar nicht zu belächeln. Meine Eröffnungsparty für das Zubran Ferrara Spa Resort war so erfolgreich, dass es ständig ausgebucht ist. Einheimische finden dort Arbeit, und der Tourismus blüht. Davon profitiert die Wirtschaft in
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