Julia Sommerliebe Band 24
zur Seite. „Natürlich. Alles in Ordnung. Ich habe bloß …“ Geklammert, beendete sie den Satz stumm. Ausgerechnet ich. Was das für Maliks Ego – oder für meinen Ruf – bedeutet, stelle ich mir lieber nicht vor.
„Hol ruhig das Eis“, sagte sie verlegen. „Und wenn du schon dabei bist, bring doch gleich eine Flasche Champagner mit. Ich bin durstig. Richte den Skorpionen aus, dass sie sich eine andere Beute suchen müssen. Ich habe mich von der Speisekarte gestrichen.“
„Kommst du klar?“
Sie versuchte ein unbekümmertes Lachen, fand es aber wenig überzeugend. „Sicher. Gehst du jetzt bitte? Ich bin schon halb verdurstet.“
Bis heute hatte Malik nie erlebt, dass Avery aus der Rolle fiel. Er selbst war ebenfalls aus der Rolle gefallen, indem er den Kosenamen von früher ausgesprochen hatte. Es war nur ein einziges Wort, und doch veränderte es die Atmosphäre.
Grimmig schloss Malik den Wagen auf, um Eiswürfel und den Verbandskasten herauszuholen. Er wollte nicht daran denken, wie es sich angefühlt hatte, Avery nach so langer Zeit wieder in den Armen zu halten. Ihre schlanke Figur, die langen Beine … Sie war leichter als früher, stellte Malik fest. Vielleicht seinetwegen? Nein. Das hieße ja, die Trennung würde ihr etwas ausmachen. Und er wusste doch, dass das nicht der Fall war.
Er stand da, lauschte den Geräuschen der Wüste und seinen eigenen beunruhigenden Gedanken. Dann fluchte er leise und schlug die Wagentür zu.
Avery sah blass aus, als Malik ins Zelt zurückkehrte. Er wickelte ein Tuch um die Eiswürfel und drückte sie auf Averys warme Hand.
„Wahrscheinlich kann niemand außer dir in einer Wüste Eiswürfel auftreiben“, meinte sie.
„Im Auto ist ein kleiner Gefrierschrank.“
„Verstehe. Ein Prinz kann halt nicht ganz auf Luxus verzichten.“
„Wenn du sticheln kannst, geht es dir wenigstens nicht allzu schlecht.“
Ihre Wangen färbten sich rot. Möglicherweise wegen des Stiches, dachte Malik. Möglicherweise aber auch nicht. Jäh wurde ihm bewusst, in welcher Gefahr sie sich befanden. Sie waren Meilen von jeglicher Zivilisation entfernt. Er konnte einen Hubschrauber rufen, doch der brauchte eine Stunde bis hierher. Avery war zwar fit und gesund, aber trotzdem breitete sich ein ungutes Gefühl in Maliks Magengrube aus. „Ich habe kein Gegengift hier“, sagte er nachdenklich.
„Gut. Ich brauche auch nicht noch mehr Gift.“ Sie verzog das Gesicht, als er das Eis auf eine andere Stelle des Handrückens presste. „Willst du, dass ich Frostbeulen bekomme?“
„Nein, nur verhindern, dass sich das Gift in deinem Körper ausbreitet. Tut die Hand noch weh?“
„Überhaupt nicht.“
Malik sah ihr an, dass sie schwindelte.
Avery ließ ein paar Sekunden verstreichen. Dann fragte sie leise: „Wie schlimm ist es?“
Er legte eine Hand auf ihre Stirn und versuchte, seine Sorge nicht zu zeigen. „Wir müssen dich ausziehen.“
„Wie bitte? Was hast du eigentlich für eine verdorbene Fantasie?“
„Hier geht es nicht um Verführung, sondern um Erste Hilfe.“ Entschlossen begann er, Avery aus ihren Kleidern zu schälen.
„Nicht“, protestierte sie schwach.
„Ich habe dich schon oft nackt gesehen.“ Deshalb wusste er ja auch, dass es keine schönere und reizvollere Frau auf dieser Welt gibt als sie. Und er riss sich nicht darum, ausgerechnet jetzt daran erinnert zu werden.
„Das war damals etwas völlig anderes. Ich ziehe mich doch nicht vor Männern aus, die kurz vor der Hochzeit stehen.“ Avery packte den Schlafsack und wickelte ihn um sich.
Malik konnte nicht umhin, ein Stück ihrer glatten, hellen Haut zu erspähen – und festzustellen, dass seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt wurde. Er goss Wasser auf ein Tuch und betupfte damit Averys Schläfen. „Wir müssen deine Temperatur senken. Das geht nicht, wenn du dich im Schlafsack verkriechst. Frauen neigen wegen ihrer Körpermasse zu stärkeren Reaktionen als Männer.“
Sie funkelte ihn an. „Nennst du mich etwa dick?“
„Habe ich das Wort dick benutzt?“
„Nein, aber Masse . Sag das gefälligst nicht, wenn es um mich geht.“
„Auch nicht, um dir zu sagen, dass das Fieber an deiner geringen Körpermasse liegt?“ Malik wollte sich nicht lustig machen. Er wollte gar nichts für die Frau in seinem Zelt empfinden. „Sei still und ruh dich aus.“
„Ich kann mich nicht ausruhen, wenn du mir auf der Pelle hockst.“
„Ich will nur beobachten, ob sich dein Zustand
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