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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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im alten System aufgewachsen ist. Ich bin der Meinung, dass der Präsident Alternativen hatte. Er musste wählen zwischen dem, was er nicht kennt und daher in bestimmtem Maße fürchtet, und dem, was er versteht und zu überblicken vermag. Er hat sich für Letzteres entschieden.«
    Juschtschenkos Mannschaft besteht im Wesentlichen aus Abkömmlingen des alten Systems, meint Stezkiw. »Sie haben vier Monate lang überlegt, was sie tun sollen. Als ihnen nichts eingefallen ist, haben sie den alten Machtmechanismus wieder in Gang gesetzt. Deshalb fing auch im Juni der Schmuggel wieder an, wurde erneut um Posten geschachert. Sie haben einfach keine Vorstellung davon, dass man Macht auch mit anderen Methoden ausüben kann.«
    Juschtschenko wird nervös, als er feststellt, dass Julia langsam an ihm vorbeizieht. Ihre Umfragewerte erreichen zunächst die des Präsidenten und übertreffen sie bald. Sie selbst ist unruhig, weil sie ihre Absetzung fürchtet und zugleich aus eigenem Antrieb zurücktreten möchte. Das kann ihr Stimmen bringen, aber bei den kommenden Wahlen auch schaden. Umfragewerte hin oder her, die Ukraine will beide gemeinsam sehen. Verlieren wird der, den man für den Bruch verantwortlich macht. Beide halten sich zurück, so gut sie können.
    Aber der Konflikt ist nicht mehr zu umgehen.
    In welchem Zustand Juschtschenko nun ist, zeigt ein kleiner, aber bezeichnender Zwischenfall. Ein Skandal, wie gemacht, um die Atmosphäre zu vergiften und die Nerven des Präsidenten zu testen. Diesen Test besteht Viktor Juschtschenko nicht.
    In der Internetzeitung Ukrainskaja Prawda , die Gongadse gegründet hat, erscheint ein Artikel über Andrij Juschtschenko, den 19-jährigen Sohn des Präsidenten aus erster Ehe. Wenn man den Reportern glauben will, dann fährt Andrij einen BMW für über 100 000 Euro, benutzt ein sündhaft teures Handy und feiert Orgien in den teuersten Restaurants, wo er Champagner für 1000 Dollar die Flasche schlürft.
    Juschtschenko ist außer sich.
    Er handelt rasch und hart. Seine Erklärung auf einer Pressekonferenz klingt, als gebe er die Auseinandersetzung mit seinem Sohn wieder, die kurz nach der Veröffentlichung stattgefunden haben muss: »Ich habe Andrij gesagt: ›Stehe für dich selber ein! Nimm die Rechnung des Restaurants und halte sie dem Journalisten vor die Schnauze, der dich beleidigt hat. Dann geh vor Gericht und zeig ihn an … Der Kerl, der das über dich geschrieben, aber selber keine Minute seines Lebens etwas für die Pressefreiheit getan hat, ist ein Killer.‹«
    Die Presse reagiert heftig. Schließlich geht es um ihre Berufsehre. In einem Aufruf, den binnen weniger Tage über 800 Journalisten unterzeichnen, wird gefordert, Juschtschenko möge sich bei dem Korrespondenten öffentlich entschuldigen sowie Einnahmen und Ausgaben seiner Familie offenlegen. Juschtschenko, verwirrt von der unerwarteten Reaktion, bittet in einem Antwortbrief, seiner Familie nicht das »Recht auf Privatleben« streitig zu machen, entschuldigt sich aber nicht. Als er die Dinge nüchtern betrachtet, ruft er den Verfasser des Enthüllungsartikels persönlich an und zeigt Reue. Er versichert, sein Ausfall sei »von Emotionen bestimmt« gewesen und werde »ihm eine Lehre sein«. Die besteht darin, dass der Präsident mit seinem Sohn ein »sehr ernstes Gespräch« führt.
    Sohn Andrij wird seinem Papa noch viele Sorgen bereiten. In dieser Geschichte geht es aber nicht in erster Linie darum, dass der Präsident vor den Augen des erstaunten Landes seinem volljährigen Sohn eine Moralpredigt hält. Auch nicht darum, dass Juschtschenko, für den persönliche Lauterkeit und ein harmonisches Familienleben bisher zum Image gehörten, hier Schwäche gezeigt hat. Der Vorgang beweist etwas anderes. Juschtschenko ist erschöpft, deprimiert und erträgt Schläge dieser Art nicht mehr. So kann er aus reiner Zermürbung auch eines Tages alle seine bisherigen Anhänger zum Teufel schicken, wenn er sie nicht mehr zusammenzuhalten vermag. Und je stärker seine unmittelbare Umgebung Druck auf ihn ausübt, je länger ihm die Rolle des obersten Schiedsrichters aufgezwungen wird, desto heftiger wird seine Reaktion sein, wenn er das alles eines Tages nicht mehr erträgt.
    Zunächst aber hält ein anderer die Spannung nicht mehr aus – der Chef der Präsidialadministration, Oleksandr Sintschenko.
    Er tritt am 6. September zurück. Danach berichtet er auf einer Pressekonferenz ausführlich, wie Poroschenko und Tretjakow mit

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