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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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zuvor, so konnte es ihnen doch gelingen, einen Keil zwischen sie und ihre Wähler zu treiben. Als in dieser Situation Kolomoiskys Angebot einging, konnte sie es einfach nicht ablehnen. Wenn sie ihn im Kampf um NFS unterstützte, dann war er bereit, einen der meistgesehenen ukrainischen Fernsehsender zu kaufen und auf Unterstützung der Ministerpräsidentin einzuschwören.
    Journalisten schrieben in jenen Tagen, in Nikopol, dem Standort des Werkes, entscheide sich das Schicksal des ukrainischen Fernsehens. Damit unterschätzten sie jedoch die Dimensionen des Konflikts. In Nikopol wurde über das Schicksal der postrevolutionären Ukraine entschieden.
    In jenen Tagen demonstrierte Viktor Pintschuk, wie stark sein Medienimperium war. Durch den möglichen Wechsel des Eigentümers aufgeschreckt, hielten Arbeiter von NFS vor dem Werktor eine lautstarke Kundgebung gegen Julia Timoschenko ab. Sie wurde von allen Fernsehsendern Pintschuks direkt übertragen. Der Schwiegersohn des Ex-Präsidenten hatte auf dem Maidan gelernt. Nicht umsonst hatte er sich dort mehrfach umgesehen. Aufgeputschte Menschenmassen wirkten erregend auf ihn. Vor dem Werkseingang von NFS versuchte er, etwas Ähnliches zu inszenieren.
    Für Präsident Juschtschenko war die Arbeiterkundgebung der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er fühlte sich in die Enge getrieben. Auch als er den gordischen Knoten bereits zerhauen hatte, sollte er schon bei der bloßen Erwähnung des Nikopoler Werkes für Ferrolegierungen in Wut geraten. Der Krieg darum war für ihn der Versuch, »das Unternehmen aus den Händen einer Bande in die einer anderen zu übergeben«. Man konnte förmlich spüren, wie satt er das alles hatte – die Ministerpräsidentin, Pintschuk, Kolomoisky und den Zwang, sich immer wieder mit Kutschmas wirtschaftlichem Erbe auseinandersetzen zu müssen.
    Das Ende des Streits rückte unaufhaltsam näher.
    Im September ruhte drei Tage und drei Nächte lang die Amtstätigkeit von Präsident und Regierung. Sie verschoben alle wichtigen Staatsgeschäfte auf später und befassten sich ausschließlich mit der Klärung ihrer internen Verhältnisse. Das waren Tage und Nächte endloser Begegnungen, Beratungen, Telefongespräche, lautstarker Auseinandersetzungen und flehentlicher Bitten.
    Der Personalkompromiss, den Präsident Viktor Juschtschenko schließlich vorlegte, sah folgendermaßen aus: Um die Revolte zu beenden, wollte er sich von Poroschenko, Tretjakow und dem Chef des Zollamtes, Skomorowsky, trennen, die bei der Ministerpräsidentin Aversionen auslösten. Diese sollte ihrerseits Turtschinow und einige weitere ihrer Anhänger im Staatsdienst opfern. Dazu gehörte auch Generalstaatsanwalt Piskun, der nach Auffassung des Präsidenten von Lady Ju »angeworben« war und den er später ebenfalls unter großem Aufsehen entließ.
    Hätte es Juschtschenko dabei bewenden lassen, dann wäre Julia Timoschenko wohl auf den Kompromiss eingegangen. Aber mit solchen Kleinigkeiten gab sich der Präsident nicht zufrieden und konnte es wohl auch nicht, denn er hatte an die Wahl im März zu denken. Und so forderte er Julia Timoschenko ultimativ auf, zusammen mit »Unsere Ukraine« anzutreten. Allerdings sollte sie auf der gemeinsamen Liste nur ein Drittel der Kandidatenplätze erhalten. Außerdem wurde ihr versagt, Personen aufzustellen, die dem Präsidenten nicht genehm waren, zum Beispiel Turtschinow. Für den Erfolgsfall versprach ihr Juschtschenko auch keinerlei Posten. Und als ob das alles noch nicht genügte, sollte sie am nächsten Tag an einer gemeinsamen Pressekonferenz teilnehmen, auf der man Oleksandr Sintschenko als »Lügner« brandmarken wollte.
    Julia Timoschenko bat um eine Nacht Bedenkzeit.
    Am 8. September erschien Julia Timoschenko morgens in Jusch­tschenkos Büro.
    Zuvor hatte sie eine Sitzung der Regierung eröffnet und dort eine kurze Rede gehalten. Sie teilte den Ministern mit, der Skandal, den Sintschenkos Erklärung ausgelöst hatte, könne Folgen haben – bis zum Rücktritt des gesamten Kabinetts und weiterer hoher Amtsträger. Sie dankte den Ministern für ihre Arbeit. Das Ganze klang nach Abschied. Als sie den Saal verließ, sagte sie ihren Mitarbeitern, sie hätten bis zum Abend frei.
    Über diese Begegnung mit Präsident Juschtschenko sprach Lady Ju erst nach einigen Tagen mit der Presse. Als sie den Schock überwunden hatte. Es war ein herzergreifender Bericht.
    »Ich setzte mich neben ihn und nahm seine Hand. Ich bat den

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