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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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wieder Ruhe im Lande herzustellen.
    Dem konnte Julia Timoschenko absolut nicht zustimmen.
    Die Vorstellung, durch eine umfassende Neuverteilung des Eigentums könnte die Wirtschaft des Landes zum Stillstand kommen, war für die Mehrheit der ukrainischen Elite der reine Horror. Niemand bestritt, dass die Privatisierung in der Ukraine, in Russland, ja, im ganzen postsowjetischen Raum auf kriminelle Weise vor sich gegangen war. Dass durch Absprachen von Beamten, »Roten Direktoren«, neuen Oligarchen und Kriminellen die Betriebe dem Staat gestohlen wurden. Die Liberalen schlugen nun vor, sich damit einfach abzufinden. Immerhin hatte jeder heutige Milliardär, darunter auch Julia Timoschenko, seine erste Million nicht gerade in Glacéhandschuhen verdient.
    Die Ministerpräsidentin dagegen fürchtete etwas anderes, als den Markt durcheinanderzubringen und ein Chaos auszulösen. Sie musste an die »Finanziers der Revolution« in der Umgebung des Präsidenten und des Sekretärs des Sicherheitsrates, Petro Poroschenko, denken. Die hatten doch vor allem in den Maidan investiert, um eine nicht geringere Umverteilung des Eigentums im Lande herbeizuführen, ohne dabei aber das System zu verändern. Für Julia war das der direkte Weg zurück zu Zuständen, wie sie unter Kutschma geherrscht hatten.
    Alles so zu lassen, wie es war, kam für Julia Timoschenko nicht infrage. Die Imperien Pintschuks, der Gruppen Surkis-Medwedtschuk oder Achmetow waren Stützpfeiler des Kutschma-Systems gewesen. Ohne sie zu zerstören, waren keine Veränderungen im Lande möglich. Dann hätten auch die Kundgebungen auf dem zugigen Maidan jeden Sinn verloren.
    Für Julia Timoschenko ging die Revolution weiter. Für Juschtschenko war sie längst zu Ende.
    Der Bruch Viktor Juschtschenkos mit Julia Timoschenko war nicht zu vermeiden. Eine Probe für den »Schwarzen September« gab es bereits im Mai.
    Hier forderte Juschtschenko Julia Timoschenko zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit zum Rücktritt auf.
    Neunzehntes Kapitel
Ich wurde im Steigflug gestoppt!
    Das russische Großkapital hatte in der letzten Etappe von Kutschmas Amtszeit endgültig in der Ukraine Fuß gefasst. Während Putin zu den Geräuschen der Melnytschenko-Tonbänder seinen Kiewer Amtsbruder beruhigte, kauften russische Konzerne ukrainische Unternehmen auf. Als man im Kreml darüber nachdachte, wie man die schmähliche Niederlage bei den ukrainischen Wahlen wieder wettmachen konnte, kam man zu der Einsicht: Die Präsidenten kommen und gehen, aber die ukrainische Politik wird von dem bestimmt, der zahlt. Möglichst viel russisches Kapital in die ukrainische Wirtschaft zu bringen, blieb daher die strategische Aufgabe.
    Die Entscheidungsschlacht gegen das orangefarbene Kiew planten die Polittechnologen des Kreml für den Winter. Dann sollte eine Sonderaktion beginnen, die Journalisten später den »Gasangriff« Moskaus gegen alle »Verräter« im postsowjetischen Raum nannten – die Ukraine, Georgien, Moldawien und die baltischen Staaten. Es war vorgesehen, dass im Dezember anstelle des Außenministeriums endgültig Gazprom die Durchsetzung der Generallinie des Kreml übernehmen und versuchen sollte, die widerspenstigen GUS-Staaten in die Knie zu zwingen.
    Am 13. Juli übergab der Chef des Sicherheitsdienstes der Ukraine, Oleksandr Turtschinow, Präsident Juschtschenko Dokumente über die Tätigkeit der Schweizer Firma RosUkrEnergo. Damit steckte ein Gefolgsmann Julia Timoschenkos seine Nase in den delikatesten, nahezu intimen Bereich der Beziehungen zwischen Kutschmas Ukraine und Putins Russland.
    Es ging um Gas.
    Offiziell hatte diese Schweizer Firma das gesamte turkmenische Gas, das durch die Leitungen von Gazprom über russisches Gebiet zur Ukraine gepumpt wurde, gekauft. Sie verkaufte es an die Ukraine weiter. Allein für die Vermittlung nahm sie jährlich etwa eine Milliarde Dollar ein. Als Besitzer galten offiziell die österreichische Firma Raiffeisen Investment und die russische Gazprombank, die zusammen 50 Prozent der Aktien kontrollierten. Die Aufgabe der 70 Ermittler des ukrainischen Sicherheitsdienstes hatte darin bestanden herauszufinden, wer tatsächlich hinter diesen Firmen steckte und wie die Gas-Milliarde aufgeteilt wurde, die man faktisch der ukrainischen Staatskasse entzog. Es gab Hinweise darauf, dass das Geld an die Familie Leonid Kutschmas und einige hohe Personen ging, die in Gazprom- und Kreml-Büros saßen.
    Offiziell befasste sich die von Julia Timoschenko

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