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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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zusammen. Julia Timoschenko teilt ihre Zeit indessen zwischen Protestaktionen, Sitzungen des Forums, Aussagen vor der Staatsanwaltschaft und der Behandlung eines ­Magengeschwürs, das sie dem enormen Stress zu verdanken hat, auf. Am 12. Februar muss sie erneut zum Verhör, obwohl das Magengeschwür sie ernsthaft plagt. Als sie die Staatsanwaltschaft verlässt, erklärt sie, dass sie sich sehr schlecht fühlt. Deshalb sucht sie der Ermittler am nächsten Tag, dem 13. Februar, in Begleitung eines Arztes in ihrem Haus auf. Nachdem dieser mit Julia Timoschenko gesprochen hat, erklärt er, ihr Zustand erlaube es, zur Sache auszusagen. Wieder wird sie in die Staatsanwaltschaft gebracht. Dort verkündet man ihr eine neue Zwangsmaßnahme: Sie wird in Haft genommen.
    Am 13. Februar 2001 um 13 Uhr betrat Julia Timoschenko die stockdunkle, stinkende Zelle Nr. 242 des Lukjaniwska-Untersuchungsgefängnisses.
    Kutschma hat Wort gehalten.
    Dabei plagten ihn eigentlich andere Sorgen. Nachdem er sich entschieden hatte, was er tun wollte, musste er nun eine Antwort auf die zweite Frage finden, die ihn quälte, seit er von der Existenz des Majors Melnytschenko erfahren hatte: Wer stand hinter dem aufmüpfigen Sicherheitsmann?
    In der Öffentlichkeit behauptete der Präsident, der Skandal sei von »ausländischen Geheimdiensten« provoziert. Vielleicht glaubte er das sogar selbst. Das Problem bestand nur darin, dass jeder Mensch, der in der UdSSR gelebt hatte, diesen Begriff eindeutig mit dem Westen assoziierte. Aber seit die Sowjetunion von der politischen Karte verschwunden war und die Ukraine ihre Unabhängigkeit erhalten hatte, sahen sich die postsowjetischen Beamten von einer wesentlich größeren Zahl ausländischer Geheimdienste umgeben als bisher. Die Mehrheit der Bürger dachte allerdings in dem alten Schema – ausländische Spione kamen aus dem Westen. So konnte Kutschma seinen Landsleuten mit Leichtigkeit einreden, der Wahrheitssucher Melnytschenko arbeite für Amerika. Er selbst aber hatte sicher andere im Sinn.
    Kutschmas listenreicher Schaukelkurs hatte, wenn auch langsam und nicht auf direktem Wege, zu mehr realer Unabhängigkeit der Ukraine geführt, was man in Washington nur begrüßen konnte. Nach der in der Ukraine diskutierten Version, die die USA im Hintergrund des Skandals sah, habe das Weiße Haus einen baldigen Rücktritt Kutschmas provozieren wollen. Amtierender Präsident wäre bis zu Neuwahlen der Liebling des Westens, Juschtschenko, geworden, der danach auch bei den Wahlen mit Leichtigkeit gesiegt hätte. Für diese Version wurde die Tatsache ins Feld geführt, dass der Held Melnytschenko in den USA um politisches Asyl ersucht hatte. Nun gewährt dieses Land bekanntlich politischen Flüchtlingen verschiedenster Couleur Unterschlupf. Außerdem ließ der Mord mit anschließender Enthauptung und weiteren östlichen Zugaben kaum an Methoden der CIA denken, wie man zu dieser Organisation auch stehen mag.
    Es blieb also die Frage: Wer hatte einen Nutzen von Kutschmas Verwirrung, seiner Blamage und dem verzweifelten Versuch, den Skandal zu vertuschen? Wer gewann und wer verlor bei dem Tonbandskandal? Und das nicht auf lange Sicht, sondern in den nächsten Monaten und Jahren. Wer schließlich wollte, dass die im Westen populären Reformer – Julia Timoschenko und nach ihr Viktor Jusch­tschenko – aus der ukrainischen Regierung verschwanden?
    Die Antwort auf diese Fragen ergab sich fast von selbst.
    Ob Mykola Melnytschenko ein russischer Agent war, ist eine offene Frage. Aber Fakten sind ein hartnäckig Ding. Bis zum 28. November, als Oleksandr Moros seinen Kassettenrekorder einschaltete, war der ukrainische Präsident ein erfolgreicher Mann und selbstständiger Politiker. Nach dem 28. November wurde er zum unglücklichen Menschen und lenkbaren Politiker. Lenkbar aus Moskau.
    Ende Dezember 2000 fährt er zu einem Blitztreffen mit Putin. Er will sich eindeutig die Unterstützung des Kremlherrn sichern. Möglicherweise will er ihm in die Seele blicken, ohne die Frage offen auszusprechen: Am Ende du, Bruderherz?
    Laut redet er indessen von anderem – von der unzerstörbaren Freundschaft der Slawen. Fakt ist auch: Sofort nach Kutschmas Rückkehr aus Moskau wird gegen Julia Timoschenko Anklage erhoben.
    Der ukrainische Präsident fühlt sich in die Enge getrieben. Als Putin am 11. Februar 2001 nach Dnipropetrowsk kommt, trifft er auf einen Kutschma in Panik. In den Räumen von Juschmasch unterzeichnen beide

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