Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
Vom Netzwerk:
Innenministeriums und bezahlte Leute, die ein inoffizieller Stab zur Rettung des Präsidenten angeworben hat.
    Zugleich beginnt der Angriff auf die Opposition. Moros ist vorläufig unangreifbar, denn mit seinen Tonbändern steht er im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Daher wird Julia Timoschenko zur Hauptzielscheibe. Erstens gilt es die Vereinbarung mit den Oligarchen zu erfüllen und sie für die Abstimmung ihrer Fraktion im Parlament zu bestrafen. Zweitens wird der Skandal um die stellvertretende Ministerpräsidentin wenigstens zeitweilig von Gongadse und den ärgerlichen Tonbändern ablenken. Außerdem hat Julia Timoschenko als Oppositionelle der Staatsmacht nun genug Ärger bereitet. Solange sie noch nicht zur Symbolfigur geworden ist, die Delacroix’ berühmtem Bild »Die Freiheit führt das Volk« entstiegen zu sein scheint, sollte man sie rasch und für möglichst lange von der Bildfläche verschwinden lassen.
    Am 5. Januar 2001 werden die Ermittlungen im Fall JeESU wieder aufgenommen. Julia Timoschenko wird angeklagt, 1,1 Milliarden US-Dollar illegal auf ausländische Konten verbracht zu haben. Zum ersten Mal stellt man in der Ukraine ein amtierendes Regierungsmitglied vor Gericht. Bei der Bewertung dieses Vorgangs erlegt sich Julia Timoschenko keinerlei Zurückhaltung auf. »Die Staatsanwaltschaft versinkt in einer Flut von Lügen, Käuflichkeit, professioneller Unbedarftheit, Unmoral und Zynismus.« Generalstaatsanwalt Mychailo Potebenko lässt sich auf keine Diskussion mit ihr ein, er handelt. Am 15. Januar wird der stellvertretenden Regierungschefin offiziell die Anklageschrift vorgelegt. Einen Tag später erwirkt Potebenko den Beschluss, Julia Timoschenko aus dem Amt zu entfernen. Weil sie, so argumentiert er überzeugend, von dort »auf die Ermittlungen Einfluss nehmen kann«. Am 19. Januar unterzeichnet der Präsident den Erlass über Julia Timoschenkos Entlassung aus dem Amt.
    Am 7. Februar nennt der Stellvertreter des Generalstaatsanwalts die Namen derer, die nach seiner Meinung hinter dem Tonbandskandal und den Protestaktionen gegen den Präsidenten stecken. Das sind – man höre und staune – Pawlo Lasarenko, der bereits seit zwei Jahren in den USA in Haft sitzt, und die bisherige stellvertretende Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. Hier wird ein weiterer Grund offenbar, weshalb sie hinter Gitter muss. Man braucht ein Feindbild.
    Nach ihrer Entlassung aus der Regierung braucht sich Lady Ju an keinerlei Beschränkungen mehr zu halten. Sie spürt nur noch Zorn, fröhliche Wut, Kampfeslust und die Befreiung von allen Fesseln. Am Rande des Abgrunds, das Notgepäck immer bei sich, fühlt sie sich ungewöhnlich stark und völlig frei von Angst.
    In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar wird das »Forum zur Nationalen Rettung« gegründet. Ihm gehören Moros, Timoschenko, Turt­schinow, die bekannten Menschenrechtler Lewko Lukjanenko und Stepan Chmara sowie weitere Abgeordnete und Journalisten an.
    In einem Manifest formuliert das Forum seine Hauptaufgabe – alle politischen Kräfte zum Kampf für den Sturz des »verbrecherischen Kutschma-Regimes« zusammenzuführen. Der Fall Gongadse, so heißt es in dem Dokument, hat gezeigt, dass »eine Bande von Kriminellen unser Land regiert«. Das Forum der nationalen Rettung appelliert an alle Bürger, die Protestaktionen von »Eine Ukraine ohne Kutschma« zu unterstützen, die von Tag zu Tag an Umfang zunehmen. Das Forum teilt mit, dass am 11. Februar auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew die Aktion »Gedenken und Verantwortung« beginnt, wo eine Menschenkette mit Kerzen und Bildern des ermordeten Journalisten von Kiews zentralem Boulevard Kreschtschatik bis zur Präsidialadministration gebildet werden soll. Für den 25. Februar ist ein »Volkstribunal der Ukraine« geplant. An dessen Teilnehmer werden Flugblätter mit der Frage ausgegeben: »Was soll mit Kutschma geschehen?« Wenn die Mehrheit dafür stimmt, dass er vor Gericht gestellt werden muss, dann sollen einer Kutschma-Puppe in Lebensgröße Handschellen angelegt werden. Diese will man in einen Käfig setzen und vor das Gebäude der Präsidialadministration fahren.
    Als die Demonstranten mit Gongadse-Bildern und Kerzen am 11. Februar unter den Fenstern der Präsidialadministration stehen, ist Präsident Kutschma nicht in Kiew.
    An jenem Tag fährt der Präsident nach Dnipropetrowsk. An seiner früheren Wirkungsstätte, dem Werk Juschmasch, trifft er mit dem russischen Präsidenten Putin

Weitere Kostenlose Bücher