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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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Akten, und Janukowitsch wurde nach zwei Jahren wieder freigelassen. Als sein steiler Aufstieg beginnt, verschwindet seine Akte ganz aus den Archiven. Auf der Website des ehemaligen Häftlings schreiben clevere Berater bald darauf, ihr Chef sei »widerrechtlich verurteilt worden«, und im Jahre 1978 habe das Gebietsgericht Donezk wegen des Fehlens von Verbrechenstatbeständen beide Urteile aufgehoben«.
    Aber die Merkwürdigkeiten in der Biografie des Präsidentschaftskandidaten beginnen schon früher. Der Arbeiterjunge mit zwei Vorstrafen wird Mitglied der KPdSU und soll die Sowjetunion sogar bei einem Autorennen in Monte Carlo vertreten. Das klingt wie ein sowjetisches Märchen mit unvorstellbarem Happy End: Es handelt von einem umerzogenen mehrfachen Straftäter, der unter dem wohltuenden Einfluss seiner Genossen in der Partei Rennfahrer, Boxer und schließlich Chef eines Fahrdienstes in seiner Heimatstadt Donezk wird. Bis zum Ende des Märchens ist es allerdings noch weit.
    Während die Perestroika in Moskau und Dnipropetrowsk wirtschaftlich aktive Bürger in Jugendzentren und Videoverleihe zog, kam man in Donezk ohne derartige Raffinessen aus. Die Marktwirtschaft begann mit dem Krieg zwischen einzelnen Gruppierungen um das Recht, Prostituierte und Taxifahrer zu »beschützen«. Wenn man den Biografen Glauben schenken soll, dann tauchte Janukowitsch in der Umgebung eines stadtbekannten Verbrecherbosses mit dem Spitznamen Alik Grek (Alik, der Grieche) auf. Der fiel 1995 im Bandenkrieg um die Herrschaft über den Donbass. Er wurde bei einem Fußballspiel im Stadion von »Schachtjor Donezk«, der Mannschaft, deren Präsident er war, in die Luft gesprengt. Seinen Platz nahm sein Verwandter Rinat Achmetow ein, der bald als der inoffizielle Herrscher über Donezk gelten sollte. Einige Jahre später wurde Achmetow nur noch der Pate des Donezker Clans genannt.
    Das ist er nicht ganz, wenn man die Standards der sizilianischen Mafia anlegt. Aber im Donbass gelten auch die Maßstäbe von Dnipropetrowsk oder Charkiw nicht. Hier herrschen einfachere Sitten, wie es sich für eine Region gehört, in der man nicht über feine Raketenelektronik brütet, sondern im Schweiße seines Angesichts Kohle fördert. Hier gibt es keine Clans, sondern »Brigaden«. Daher unterscheidet sich auch die Art und Weise, wie das große Geld gemacht wird, grundsätzlich von dem, was in Italien oder Charkiw üblich ist. Auch die Geschäftsideen sind denkbar unkompliziert und folgen dem Schema Kohle, Koks, Metall.
    Gewöhnliche Kohle ist ein Verlustgeschäft. Kokskohle dagegen, mit der man Chemiewerke beliefern und Hüttenwerke heizen kann, aus denen exportfähiges Metall fließt, bringen Milliarden ein. Achmetow und Janukowitsch, die aus dem lang anhaltenden Krieg mit den Produzenten und deren Hintermännern als Sieger hervorgingen, monopolisierten schließlich die komplette Erzeugniskette. Damit konnten die frischgebackenen Monopolisten die staatlichen Kohlesubventionen von etwa 200 Millionen Dollar im Jahr als ihren Gewinn ansehen.
    Aber das funktioniert nur auf dem Papier so leicht und glatt. In der Realität musste man Modelle ersinnen und außerdem überzeugende Argumente in den Debatten mit den Konkurrenten finden, die ebenfalls das Monopol an sich reißen wollten. Dazu brauchte es einen eisernen Willen, besondere Furchtlosigkeit und großes Glück. Wenn man den Donbass beherrschte, musste man außerdem ein wahrer Überlebenskünstler sein, denn für den Zugang zur Kette Kohle, Koks, Metall wurden sogar Gouverneure umgebracht. 1997 trat Viktor Janukowitsch an die Spitze des Donezker Gebietes. Und im November 2002 ernannte ihn Kutschma, der mit dem Dnipropetrowsker Clan abrechnen wollte, zum Ministerpräsidenten.
    Unter seinen Kollegen im Kohlegeschäft glänzte der frühere Rückfalltäter mit Bildung.
    »Es heißt, Janukowitschs Schicksal habe sich in dem Augenblick entschieden«, schreibt dazu die Moskauer Neue Zeit , »als die Chefs der Donezker Gruppierung eine Pressekonferenz geben mussten. Unter seinen Kumpanen war der künftige Anwärter auf das Präsidentenamt nahezu der Einzige, der eine Krawatte zu tragen verstand und seine Gedanken, wenn auch mühsam, in einer Sprache darzulegen vermochte, die in der Presse zitierfähig war. Als es dann um die Macht im Gebiet ging, trat Achmetow nicht bei den Gouverneurswahlen an, sondern schickte Janukowitsch vor. Der Einfluss des Donbass in der Ukraine stieg, Dnipropetrowsk hatte den Zenit bereits

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