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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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abstrakte, anonyme Kräfte des Bösen. Ihre Gegner nennt sie lustvoll mit Namen und Adresse. Außerdem weiß sie seit den Fußballspielen ihrer Kindheit, dass sie im Sturm wesentlich besser ist als in der Verteidigung. 2002 hat sie zu ihrem Lieblingsfeind Kutschma gleich zwei neue hinzugewonnen: Medwedtschuk und Piskun. Von nun an bleibt sie in der Attacke. Piskun wirft sie kurz nach der Konfrontation im Parlament vor, er sei am Drogenhandel beteiligt. Sie nennt ihn »den größten Drogenbaron der Ukraine«. Jetzt muss sich der Staatsanwalt, nicht sie, vor der Presse rechtfertigen.
    Indessen rückten die Präsidentenwahlen immer näher.
    Wie zu erwarten war, hatte Juschtschenko keine Vereinbarung mit Kutschma über eine ruhige, seriöse, europäisch zivilisierte Machtübergabe erreichen können. Julia Timoschenko hätte mit Vergnügen auf beide gepfiffen und sich selber zur Wahl gestellt, aber dafür reichten ihre Stimmen nicht aus. Doch auch die Soziologen in Jusch­tschenkos Stab teilten ihrem Dienstherrn bedrückt mit, falls die wilde Julia mit ihm um die Stimmen der Opposition konkurriere, werde er den Amtsinhaber wohl kaum schlagen können. Julia Timoschenkos Soziologen wiederum erklärten ihrer Chefin mit trüber Miene, sollte Juschtschenko ihr Rivale sein, dann habe sie nicht einmal die Chance, in den zweiten Wahlgang zu kommen.
    Und doch wollte sie nicht einfach klein beigeben. Das ging gegen ihre Natur. Aber ihr scharfer Verstand sagte ihr, dass eine »politische Vernunftehe« mit Juschtschenko wohl nicht mehr zu vermeiden war. Allerdings hatte bei ihren Entscheidungen rationales Denken bisher nur selten die Hauptrolle gespielt. Es zog sie einfach in den Kampf. Anfang 2004 erschienen Meldungen in der Presse, Julia Timoschenkos Mannschaft arbeite bereits an der Werbestrategie für ihre Chefin.
    Die Politologen rätseln bis heute, was sie schließlich dazu bewogen hat, ihre persönlichen Ambitionen zurückzustellen, um ihrem ewigen Verbündeten und Konkurrenten den Vortritt zu lassen. Ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Wählern der Opposition? Ihr Traum von einer Ukraine ohne Kutschma, den 2004 nur Jusch­tschenko erfüllen konnte? Oder hatte sie der endlose Krieg gegen die Staatsanwaltschaft mürbe gemacht? Vielleicht liegen die Dinge viel einfacher. Er hatte ihr endlich seine Hand angeboten. Und das genügte.
    Julia Timoschenko hatte ihr Ziel erreicht. Die politische Vernunftehe war unvermeidlich geworden.
    Juschtschenko brauchte seine ehemalige Stellvertreterin nicht lange zu bitten. Das Bündnis hatte sie die ganze Zeit gefordert. Allerdings musste er den Widerstand eines Teils seiner Umgebung brechen, wo Julia Timoschenko mehr Feinde als Freunde hatte. Aber wenn nötig, konnte Viktor Juschtschenko durchaus hart gegen Untergebene sein und befriedigt sehen, wie sie vor ihm strammstanden.
    Am 2. Juli 2004 war die Vereinbarung zwischen »Unsere Ukraine« und dem »Block Julia Timoschenko« endlich unterzeichnet. Nun ging es darum, das Wahlbündnis zu organisieren und Viktor Jusch­tschenko zum gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten zu küren. In einem Geheimprotokoll, das alle Oppositionsführer unterzeichneten, hieß es, im Erfolgsfalle werde Julia Timoschenko Ministerpräsidentin.
    Von nun an teilen die beiden alles: Stimmen, Demonstrationen und die Liebe des Volkes. Julia Timoschenko geht dazu über, ihre Selbsterniedrigung und grenzenlose Hingabe an Juschtschenko beharrlich zu demonstrieren. Manchmal übertreibt sie dabei. So erklärt sie in diesen Tagen, für die gemeinsame Sache sei sie bereit, in Viktor Jusch­tschenkos Wahlstab die Wäsche zu waschen. Der Feminismus ist vergessen. Mit diesem Mann ist sie glücklich …
    Das war die entscheidende Wende im politischen Leben der Ukraine. Beide besiegelten ihren Erfolg, als sie das Geheimprotokoll unterzeichneten. Aber weder er noch sie wussten, welchen Preis der Sieg ihnen abverlangen sollte.
    Sechzehntes Kapitel
Für alle reicht ihr Gift nicht!
    Die Hauptakteure auf der politischen Bühne der Ukraine verbrachten fast das ganze Jahr 2004 in quälender Grübelei. Leonid Kutschma und Viktor Juschtschenko dachten nach, schwankten und wussten nicht, wie sie sich entscheiden sollten. Der eine wollte nicht abtreten. Der andere wurde sich einfach nicht darüber klar, ob er nun Präsident werden sollte oder nicht.
    Kutschma empfand Beklemmung und Angst. Dass Lady Ju der Opposition angehörte, ließ nach seinem Rücktritt zahlreiche Probleme erwarten,

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