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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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allerdings nur dann, wenn Juschtschenko zur Macht gelangte und die rachsüchtige Prinzessin in seiner Mannschaft einen Platz erhielt. Andererseits konnte er sich eine Ukraine ohne sich selbst einfach nicht vorstellen. Er wollte unbedingt im Amt bleiben, wusste aber genau, dass er bei auch nur einigermaßen ehrlich ablaufenden Wahlen keine Chance hatte. Ein Jahr vor dem Urnengang hatte das Verfassungsgericht ein Urteil gefällt, wonach Kutschma sich unter bestimmten Bedingungen noch einmal zur Wahl stellen durfte. Wie legitim eine dritte Amtszeit sein würde, war umstritten. Es zweifelte allerdings kaum jemand daran, wie die Wahl ausgehen würde.
    Der erfahrene Spieler legte sich die Karten.
    Juschtschenkos Zögern konnte noch lange dauern. Er brachte es fertig, im zweiten Wahlgang ohne Murren zu verlieren und die Menschen nicht auf die Straße zu rufen. Dann hätte selbst Julia Timoschenko nichts mehr tun können. Wahrscheinlich wäre es so gekommen, wenn nicht im September, einen Monat vor der ersten Runde, ein tragisches Ereignis seinem Leben eine jähe Wendung gegeben hätte. Wenn es nicht die Vergiftung gegeben hätte, die Viktor Juschtschenko selbst und die ganze Ukraine erschütterte.
    Nach seiner Version klingt die Geschichte so: In der Nacht vom 5. zum 6. September hatte er ein geschäftliches Treffen mit dem Chef des Sicherheitsdienstes der Ukraine, Wolodymyr Smuschko, und dessen Stellvertreter. Man trank und aß dazu Krebse, Nüsse und Melonen. Plötzlich bekam der Herausforderer starke Kopfschmerzen. Zu Hause angekommen, meinte seine Frau: »Viktor, du riechst aus dem Mund nach Metall.« Etwas später bekam er heftige Schmerzen im ganzen Körper. Er musste brechen, es würgte ihn schrecklich. Bald darauf wurde das Gesicht des gut aussehenden Juschtschenko zur schrecklichen Maske, die eine zerstörte Haut bedeckte. Auf Anraten von Freunden flog er nach Wien, wo man ihn im Rudolfinerhaus behandelte. Dort wurde eine Diagnose gestellt, die in der Medizin äußerst selten ist: eine Vergiftung durch Dioxin.
    Diese Krankheitsgeschichte ist inzwischen von zahllosen Versionen, Vermutungen und Gerüchten überwuchert. Da Viktor Jusch­tschenko nach seinem Machtantritt nicht sofort eine offizielle Untersuchung einleiten ließ, wurde in der Ukraine nach und nach selbst die Tatsache, dass er vergiftet wurde, in Zweifel gezogen. Eine einleuchtende Antwort auf die Frage, wer den Präsidentschaftskandidaten aus welchem Grund vergiftet hat, gibt es bis heute nicht. Die ist auch nicht entscheidend. Politisch entscheidender ist, zu welchem Schluss Viktor Juschtschenko selbst im September kam. In zahlreichen Gesprächen zu diesem Thema erklärte er ohne jeden Zweifel, die Diener des Regimes hätten ihn ermorden wollen. Und darauf gab es für ihn, den Herausforderer, nur eine Reaktion: Sie konnten ihn töten, aber nicht einschüchtern. Jetzt wollte er zum Kampf um das höchste Amt des Landes antreten, um derartigen Praktiken ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Er fühlte sich vom Volk berufen, der Moral in seinem Lande wieder zum Durchbruch zu verhelfen.
    Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, gegen wen er anzutreten hatte. Kutschma, der niemandem vertraute, wollte keine dritte Wahl riskieren. Als er einen würdigen Nachfolger suchte, fiel sein sorgenvoller Blick auf Ministerpräsident Viktor Janukowitsch. Dem Präsidenten behagte sein Entschluss selbst nicht, aber er hatte keine Zeit mehr, nach einem anderen Kandidaten zu suchen. Selbst als er sich in Moskau über seine Zukunft Rat holen wollte, wurde die Möglichkeit einer dritten Amtszeit sehr kühl aufgenommen. Gegen Janukowitsch hatte Putin nichts einzuwenden.
    Wie Julia Timoschenko konnte auch Viktor Janukowitsch zur Verkörperung des ukrainischen Traums werden. Natürlich auf seine Weise. Und in dem Teil des Landes, in dem das Leben für Personen mit Biografien wie seiner immer die gleichen Urteile für die gleichen Vergehen bereithielt. Das heißt im Osten des Landes, in Donezk, wo das öde Bergarbeiterleben höchstens von schweren Saufgelagen und gnadenlosen Messerstechereien unterbrochen wurde, wo Raub zur Sowjetzeit als seriöses Geschäft galt.
    Janukowitsch, der für einen Raubüberfall verurteilt wurde, als er kaum 17 war, sah damals zum ersten Mal den Himmel durch schwedische Gardinen. Der zweite Fall war schon ernster. Er soll der Vergewaltigung und Körperverletzung mittleren Grades angeklagt worden sein. Aber die Aussage des Opfers verschwand aus den

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