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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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Sie Ihre Stimme ab!« Er sprach fast 40 Minuten lang. Die Zuhörer lauschten ihm mit angehaltenem Atem. Als Juschtschenko nach der Rede das Podium verließ, skandierte die Menge ohne Ende seinen Namen. Es schien, als sei das genug für einen Tag.
    Aber auch die Staatsmacht probte ihren Auftritt. Als Juschtschenko am Abend das Gebäude der Zentralen Wahlkommission betreten wollte, zettelten durchtrainierte Burschen, mit Flaschen und Hämmern bewaffnet, mit seinen Begleitern eine Schlägerei an. Fensterscheiben klirrten, irgendwo stieg Rauch auf. Drei »Rowdys« wurden festgehalten. Es stellte sich heraus, dass sie dem staatlichen Geheimdienst angehörten.
    »Jungs«, sagte Juschtschenko zu ihnen, »für all das werdet ihr euch zu verantworten haben. Sagt das euren Chefs.«
    »Hundesohn!«, schrie einer zurück.
    Das staatliche Fernsehen brachte an diesem Tag einen »Bericht von einer Kundgebung der Opposition«. Darin war Rauch zu sehen, der aus einer Menschenmenge aufstieg, dazu die eingeschlagenen Fenster der Zentralen Wahlkommission. Hier war er also, der berüchtigte »Amtsvorteil« der Staatsmacht. Alle landesweiten Fernsehprogramme außer einem standen unter Kutschmas Kontrolle.
    Das Besondere dieser Tage bestand jedoch darin, dass der scheidende Präsident plötzlich so unentschlossen wirkte wie zuvor Jusch­tschenko. Obwohl er nach wie vor ungeheure Macht hatte, wusste er mit einem Mal nicht mehr, was er tun sollte. In diesem entscheidenden Augenblick wurde er immer unsicherer, wem er den Sieg wünschen sollte.
    Nach all den Putin’schen Avancen fühlte sich Janukowitsch schon als der nächste Präsident. Er wurde kühn, gab demonstrativ Erklärungen ab, die ihm Medwedtschuk geschrieben hatte, ließ fallen, dem Präsidenten im Amt halte er bis zum Ende die Treue, aber einem Präsidenten, der sich in die Pension flüchte, könne er, wenn nötig, den Hals umdrehen. Janukowitsch, nicht übermäßig mit Intelligenz gesegnet, begriff die veränderte Situation nicht, die der erfahrene Kartenspieler Kutschma dagegen sofort erfasste.
    Das Problem bestand nicht darin, dass bei diesen Wahlen der Osten und der Westen des Landes aufeinanderprallten, was einen Bürgerkrieg auslösen konnte. Dieser existierte nur in den entzündeten Hirnen der Moskauer Polittechnologen. Die Dinge lagen viel einfacher: Der Osten wollte Janukowitsch, der Westen, und vor allem der zentrale Teil der Ukraine einschließlich der Hauptstadt Kiew, standen hinter Juschtschenko. Umfragen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, sagten ihm den Sieg voraus. Der würde nicht erdrutschartig, aber eindeutig ausfallen. Diesen Sieg konnte man Juschtschenko nur noch auf zweierlei Art nehmen. Entweder man schlug Janukowitsch 10 Prozent von Juschtschenkos Stimmen zu, was bei Anwesenheit so vieler internationaler Beobachter problematisch war, oder man schaltete den Gegner einfach aus. Variante eins war sehr schwer zu realisieren, Variante zwei völlig ausgeschlossen. In den Jahren der Unabhängigkeit hatte sich die Ukraine, was die Demokratie betraf, nicht nur von Turkmenien und Belarussland, sondern auch von Putins Russland weit entfernt.
    Kutschma verfiel in Panik. Diese erfasste auch nahezu Janukowitschs ganze Mannschaft und die Staatsmacht, soweit sie in der Ukraine noch intakt war. Selbst Rinat Achmetow verhehlte nicht mehr, dass er einen Zugang zu Juschtschenko suchte und gegen Julia Timoschenko persönlich nichts habe. Und Viktor Pintschuk, der Schwiegersohn des Präsidenten, der bislang als Julias schlimmster Feind galt, wechselte beinahe offen auf die Seite der Opposition. Das konnte man nur so verstehen, dass sich nun auch Kutschma vorsichtig auf einen künftigen Präsidenten Juschtschenko einstellte. Schließlich hatte der sich einst als seinen politischen Ziehsohn bezeichnet. Die Gouverneure warteten ab und waren bemüht, es sich mit keinem der Hauptrivalen im Rennen um das Präsidentenamt zu verderben.
    Indessen lief bei Kutschma und mehr noch bei Janukowitschs Wahlstab alles in den bisherigen Gleisen weiter. Vor der Vergiftung hatte man Juschtschenko kaum im staatlichen Fernsehen gezeigt. Jetzt, da sein Gesicht zu einer schrecklichen Maske entstellt war, konnte man ihn plötzlich auf allen staatlichen Kanälen sehen. In den Stäben der Opposition tobten die Leidenschaften, wurden Ängste laut, verteilte man Posten und schmiedete zugleich Pläne für den Fall, dass es zu einer Niederlage und zu Handgreiflichkeiten auf dem Kreschtschatik

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