JULIA VALENTINSBAND Band 21
würde. Als Rory die Schlüsselkarte in das Schloss seiner Zimmertür schob, hatte er die Möglichkeiten bis auf zwei reduziert. In keiner von beiden ging es um getrennte Betten.
Seine sorgfältige Planung erwies sich als vollkommen unnötig, als er Caroline ins Zimmer schob. Mit großer Genugtuung musste er feststellen, dass dieser Typ namens Gaudí die perfekte Kulisse für eine Verführung geschaffen hatte.
Da stand sie, die unvollendete Kathedrale des Architekten, in goldenes Licht gebadet und formvollendet eingerahmt von den Glasschiebetüren, die zur Terrasse hinausführten.
„Oh!“
Hingerissen lief Caroline sofort hinaus. Rory stellte die Reisetaschen auf die antike Couch mit Rollarmlehnen, die in der Suite stand, und folgte ihr. Eine kühle feuchte Brise fegte über den Balkon, doch Caroline schien es nicht zu bemerken, als sie sich mit beiden Händen auf das Geländer stützte und den Anblick in sich aufnahm. Rory stellte sich so hinter sie, dass er sie etwas vor dem Wind schützte.
Er musste zugeben, dass die Kathedrale ziemlich beeindruckend wirkte, wie sie sich über die Lichter der Stadt erhob. Doch diese prächtige Baukonstruktion konnte dennoch nicht mit Caroline Walters konkurrieren. Ihr von den Reflexionen erhelltes Profil und die seidigen Strähnen, die sich aus ihrem Knoten am Hinterkopf gelöst hatten, entzündeten ein regelrechtes Feuer in Rorys Magen.
Er genoss diese Hitze und ihren Anblick einen Moment, bevor er nach ihrer Haarspange griff, um die Frisur ganz aufzulösen, sodass die goldbraune Mähne sich über ihren Nacken ergoss. Überrascht wandte sie sich zu ihm um.
„Das wollte ich schon seit vier Tagen machen“, sagte er und schob die Finger in die glänzende Pracht.
Er gab ihr reichlich Signale. Ließ ihr mehr als genug Zeit, um sich zurückzuziehen. Die Tatsache, dass sie die Gelegenheit nicht ergriff, ließ seinen Magen Purzelbäume schlagen.
„Und das wollte ich auch die ganze Zeit tun“, fuhr er leise fort, „seit wir unsere kleine Schwimmübung im Meer hatten.“
Langsam, aber unerbittlich zog er sie näher an sich. Ebenso gemächlich beugte er sich zu ihr hinunter. In jener Nacht hatte er sich auf sie gestürzt, sie überrascht. Diesmal wollte er sie ganz genau wissen lassen, was er vorhatte, und spüren, wie sie vor Erwartung zitterte.
Fast im gleichen Atemzug überkamen ihn Zweifel. Kaum hatte er ihren Mund mit den Lippen berührt, war er am ganzen Körper angespannt. Kaum hatte er sie gekostet, musste er gegen den fiebrigen Drang ankämpfen, sich auf sie zu stürzen.
Dann hob sie den Kopf, sah ihn mit großen Augen ernst an und schaffte es, ihn mit ihren folgenden Worten vollkommen zu überrumpeln.
„Ich glaube, wir sollten jetzt zusammen ins Bett gehen.“
6. KAPITEL
Noch bevor Rory sich von seiner Überraschung erholt hatte, waren ihm zwei Reaktionen auf diesen direkten Vorschlag in den Sinn gekommen. Er könnte sich bei Caroline erkundigen, was diesen Wunsch ausgelöst hatte. Oder er konnte erst handeln und dann fragen.
Er war immer ein Mann der Taten gewesen.
Mit einer schwungvollen Bewegung nahm er sie auf die Arme. Kurz darauf lief er durch das Wohnzimmer. Sanftes Licht wies ihm den Weg zum Schlafzimmer, das für solche Vorhaben, wie Rory sie im Kopf hatte, geradezu geschaffen zu sein schien.
Elegante antike Möbel und verführerische Stoffe schufen in dem Raum eine sinnliche Atmosphäre. Die Decke des riesigen Doppelbetts mit seinem verschnörkelten Kopf- und Fußteil war bereits zur Seite geschlagen. Auf den prallen Kopfkissen lagen in Goldpapier eingewickelte Godiva-Konfektstückchen, auf einem Nachttisch hatte man blaue Pierrier-Wasserflaschen und einen französischen Champagner serviert.
Mehrere erotische Ideen kamen ihm beim Anblick der Schokolade und des Champagners sofort in den Sinn. Später, ermahnte er sich streng. Viel später. Im Moment bestand sein dringendster Wunsch darin, Caroline aus ihren Kleidern zu bekommen, bevor sie es sich womöglich anders überlegte.
Er zog den Arm unter ihren Knien vor und ließ sie langsam mit den Füßen zu Boden gleiten. Die Reibung an seinem Körper ließ ihn augenblicklich steif werden. Mit einer schmerzhaft engen Hose grub er die Finger in ihr Haar und presste seinen Mund auf ihre Lippen.
Sie zögerte gerade lange genug, um Rorys Herz fast zum Stillstand zu bringen, bevor sie die Hände um seinen Nacken schloss. Zu seiner großen Erleichterung schien sie genauso hungrig wie er, denn sie begann
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