JULIA VALENTINSBAND Band 21
ehrlich war. Aber sie wollte es nicht übertreiben.
„Vor allem könnte ich eine Dusche brauchen.“ Und dann wieder dich , hätte sie am liebsten hinzugefügt.
Heute Morgen wollte sie ihn noch mehr als gestern, mehr denn je. Sie mochte sich über vieles in ihrem Leben nicht im Klaren sein, aber in einem war sie sich sicher: dass sie Ben wiedersehen wollte. Aber wenn sie keine Zukunft hatten, wenn sie nicht mehr für ihn gewesen war als ein netter Zeitvertreib, dann wollte sie es lieber gleich wissen.
Als ahnte er ihre Gedanken, trank er schnell seine Tasse aus. „Im Bad sind frische Handtücher“, sagte er. „Leider kann ich dir keine Kleider zum Wechseln anbieten.“
Das war auf jeden Fall besser als ein Kleiderschrank voller Sachen von verflossenen Freundinnen.
Als Celeste eine halbe Stunde später aus dem Bad kam, fühlte sie sich frisch und zu allen Untaten bereit. Wenige Minuten später spazierte sie mit Ben Arm in Arm durch die Stadt. Alle Leute, denen sie begegneten, schienen zu lächeln. Es war ein herrlicher Tag.
Sie fanden ein winziges türkisches Lokal und bestellten frittierte Zucchini, Pide und hausgemachtes Kichererbsenpüree. Ben war bester Laune und sehr gesprächig, aber er hörte auch interessiert zu, wenn Celeste etwas sagte. Er erzählte ihr, wie er für die Kinder seines Freundes in Perth den Weihnachtsmann gespielt hatte und dass seine eigenwillige Interpretation von „Jingle Bell Rock“ im Vorgarten sämtliche Kinder aus der Nachbarschaft angezogen hatte, während die Hunde zum Steinerweichen gejault hatten. Celeste musste so sehr darüber lachen, dass sie Seitenstechen bekam.
Später unternahmen sie einen ausgedehnten Schaufensterbummel. Vor einer Auslage blieb Ben stehen. „Zauberladen“ stand darüber.
Er wies auf eine geheimnisvoll aussehende Kugel. „Hast du auch so eine?“
Celeste lachte. „So eine Kristallkugel, meinst du?“
Das Glas war ein wenig trübe und hatte funkelnde Farbeinschlüsse. Wie mein Leben, dachte Celeste. Noch lag die Zukunft wenig klar vor ihr.
„Ich finde, sie sieht ziemlich echt aus“, meinte sie.
„Was heißt schon ‚echt‘ in dem Zusammenhang?“
„Bist du davon überzeugt, dass du das Echte immer vom Falschen unterscheiden kannst?“
„Wenn es so etwas überhaupt gibt. Wer kann schon in die Zukunft schauen?“
„Glaubst du nicht daran?“
Ben lachte und drückte ihre Hand. „Na ja, wenn du meinst. Alle Wahrsagerinnen können sich ja nicht irren, nehme ich an.“
Aber es ging um mehr, für sie jedenfalls. Noch hatte er kein Wort darüber verloren, ob sie sich wiedersehen würden. Weder hatte er sie gefragt, ob sie vielleicht einmal mit ihm ins Kino gehen wollte, noch, ob sie am nächsten Freitag zufällig schon etwas vorhatte. Wären das nicht normale Fragen gewesen, wenn man sich gut verstand?
Aber die Zeiten hatten sich geändert. Heute machten Frauen Männern Heiratsanträge und bekleideten Spitzenpositionen in Wirtschaft und Politik. Nur weil Frauen Röcke trugen, hieß das noch lange nicht, dass sie zart und zerbrechlich waren und dass Männer die Initiative ergreifen mussten.
Sie musste es wissen. Wenn er Nein sagte oder sie mit vagen Versprechungen vertröstete, würde sie es irgendwie überleben. Schlimmer war die Ungewissheit.
„Ich habe das Gefühl, im Moment geht es gar nicht um Kristallkugeln.“
Ben runzelte die Stirn. „Worum denn dann?“ Aber sie sah ihm an, dass er genau wusste, was sie wollte.
„Was ich eigentlich wissen will …“ Sag es endlich! „Ist das mit uns echt, Ben?“
Er zögerte keinen Moment. „Diese letzte Nacht war hundertprozentig echt.“
„Und heute?“
„Wenn du mich fragst, ob ich dich wiedersehen will – unbedingt. Aber wenn du wissen willst, ob ich etwas Langfristiges will …“ Er machte eine kleine Pause und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Daran hat sich nichts geändert.“
Seine Antwort löste zwiespältige Gefühle in Celeste aus. Einerseits freute sie sich darüber, dass er sie wiedersehen wollte. Das tat gut. Andererseits … Er war gern mit ihr zusammen, er schlief gern mit ihr, aber wenn sie mehr wollte, dann nicht mit ihm. Ende des Themas.
Celeste versuchte zu lächeln, aber ihre Lippen zitterten zu sehr. Und so wandte sie den Kopf ab. „Ich verstehe.“ Mehr brachte sie nicht heraus.
Sie setzten sich wieder in Bewegung. Ben holte tief Luft. „Du hast eine Erklärung verdient …“
Celeste hob abwehrend die Hand. Nicht auch das noch.
„Wir können
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