JULIA VALENTINSBAND Band 21
uns sehen, etwas unternehmen, uns amüsieren, Billard zusammen spielen …“ Wie ernüchternd.
Aber es war ihre eigene Schuld, sie hatte es wissen wollen. Es wäre viel schmerzlicher gewesen, wenn sie erst nach einer Weile erfahren hätte, dass nie mehr aus ihnen werden würde. Sie mochte Ben viel zu sehr, um ihre Beziehung mehr oder weniger aufs Bett zu beschränken.
Ihre Kehle wurde eng. Wie viele solcher Bettpartnerinnen wie sie mochte er haben?
Ben rieb sich die Schläfe. „Es ist einfach so, dass ich nicht dazu bereit bin, eine Bindung nach dem Motto ‚Und wenn sie nicht gestorben sind …‘ einzugehen.“
Celeste zwang sich zu einem Lachen. „Verstehe.“
„Ich will keine falschen Erwartungen wecken. So bin ich nun einmal.“ Für einen kurzen Moment presste er die Kiefer zusammen. „Bei einer langfristigen Bindung geht es letztlich auch um Kinder.“
Hatte sie vielleicht irgendein Wort über Kinder verloren? Natürlich wollte sie, wie alle Frauen, irgendwann einmal ein oder zwei Kinder haben. Aber das war alles noch Ewigkeiten weit weg. Vorher hatte sie noch viel zu viele andere Pläne.
„Ich hatte nicht vor, demnächst schwanger zu werden, Ben.“
„Das habe ich auch nicht angenommen“, gab er zurück. Seine Stimme klang noch tiefer. „Niemand sollte Kinder in die Welt setzen, bevor er sich ganz sicher ist, ob er auch die Folgen tragen will oder kann. Was heute sicher erscheint, muss es morgen noch lange nicht sein.“
Celeste schüttelte den Kopf. Reden war nicht immer gut, manchmal konnte es mehr Schaden anrichten als Schweigen.
Wahrscheinlich war es falsch, jetzt darauf zu kommen, aber sie konnte nicht anders. „Du wirst es nie überwinden, dass du als Pflegekind aufgewachsen bist, oder?“
Sein Lächeln fiel freudlos aus. „Wer es nicht selbst mitgemacht hat, kann es sich nicht vorstellen.“
Vermutlich nicht. Celeste tat sich jedenfalls schwer damit. Das Gefühl, allein und unerwünscht zu sein, musste für ein Kind eine Katastrophe bedeuten. Ben war von seinem Vater verlassen worden, ohne ihn je kennengelernt zu haben. Das war schlimm. Aber er konnte doch sein Leben nicht davon beherrschen lassen.
Sie mochte enttäuscht über die Wendung sein, die ihre Bekanntschaft genommen hatte. Trotzdem, sie hatte sich offenen Auges hineinbegeben und wünschte Ben, dass er irgendwann doch noch sein Glück finden würde. Aber wenn er sich von seiner Vergangenheit beherrschen ließ, statt nach vorne zu schauen, würde er eines Tages als einsamer alter Mann enden.
„Hat dieser Detektiv eigentlich etwas über deinen Vater in Erfahrung bringen können?“, erkundigte sie sich angelegentlich, als sie weiterspazierten.
Ben warf ihr einen schnellen Blick zu. „Nein. Nichts.“
„Vielleicht solltest du es mit einer anderen Agentur versuchen.“
„Daran habe ich auch schon gedacht.“ Er runzelte leicht die Stirn. „Dieser erste Detektiv war eigentlich auch kein Profi, sondern einfach nur der jüngere Bruder eines Freundes.“
Es wäre so schön, wenn er seinen Vater – und vielleicht auch dessen neue Familie – finden würde und Frieden mit ihm schließen konnte. Wahrscheinlich hätte sie genügend Gründe gehabt, ihren eigenen Vater zu hassen, aber sie wollte sich nicht von Hass zerfressen lassen. Und die Gefahr war groß. Genau wie Ben musste sie in die Zukunft blicken und die düsteren Seiten ihrer Vergangenheit hinter sich lassen. Nur so war sie frei, ihr eigenes Leben zu führen, mit oder ohne Beziehung.
An einem Taxistand blieb sie stehen und hob sich auf die Zehenspitzen, um Ben auf die Wange zu küssen. Tränen standen in ihren Augen, aber sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich wünsche dir viel Glück. Mach’s gut.“
Damit wollte sie in den Wagen steigen, aber er hielt sie an der Hand fest. „Fahr nicht, Celeste.“
Ihr Herz machte einen Sprung. „Ich muss.“
Ein kleiner Muskel rührte sich in seiner Wange, und er sah ihr forschend in die Augen. „Ich rufe dich an.“
Celeste schüttelte den Kopf. „Bitte nicht.“
Sie war kurz davor, sich in einen Mann zu verlieben, der sich nicht binden wollte, und das war das Letzte, was sie im Moment brauchte. Der armen Brooke war dasselbe vergangenes Jahr passiert. Immerhin war Ben aufrichtig gewesen. Das war ein kleiner Trost.
Sie stieg ins Taxi und sagte dem Fahrer, wohin er fahren sollte. Nein, sie würde nicht zurückschauen. Auf keinen Fall. Auch nicht ganz kurz. Aber als das Taxi um die Ecke bog, drehte sie sich
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