JULIA VALENTINSBAND Band 21
sie ein mitfühlender Mensch ist“, erwiderte Max sanft. „Und sie möchte gern, dass wir uns gut verstehen. Der alten Zeiten wegen.“
Noch während Cari darüber grübelte, was seine Worte zu bedeuten hatten, klingelte wieder das Handy. „Tito“, stellte Max fest und fragte nur: „Was gibt’s?“
„Wo steckst du?“
„Nur ein paar Straßen entfernt. Ich werde in ungefähr einer Minute da sein.“ Max schaute hinüber zu Cari. Der Blick aus dem Fenster schien sie vollkommen gefangen zu nehmen. „Weiß Sheila, dass ich auf dem Weg bin?“, hakte er mit sanfter Stimme nach.
„Nein.“
„Warum hast du es ihr nicht gesagt?“
„Also …“
„Hast du sie wenigstens über die Lage aufgeklärt?“
„Offen gesagt, nein.“
„Warum nicht?“
„Hör zu, Boss, ich habe dir schon erklärt, dass sie nicht richtig hier ist.“
„Aber du hast gesagt …“
„Das Baby ist hier.“
Die Ankündigung traf ihn wie der Blitz. Der ganze Sinn dieses Unternehmens hatte darin bestanden, das Baby zu finden. Ginos Baby. Erst in zweiter Linie hatten sie auch nach Sheila gesucht. Trotzdem hatte Max nicht damit gerechnet, dass Mutter und Kind getrennt waren.
„Ich bin fast bei dir“, kündigte er an, klappte das Handy zu und ließ es in die Ablage gleiten. Wieder schaute er Cari an. Warum habe ich sie noch mal mitgenommen?, fragte er sich. Hm.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie und dachte, dass sie solche Dinge besser hätte klären sollen, bevor sie zu ihm in den Wagen gestiegen war.
„Ich muss mich um … um eine persönliche Angelegenheit kümmern.“ Max legte den Gang ein. Er hatte gedacht, dass er die Exfreundin seines Bruder treffen und versuchen würde herauszufinden, ob sie ein Kind von Gino bekommen hatte oder nicht. Nun wusste er, dass sie nicht da war. Aber das Baby. Was bedeutete das? Solange keiner das Gegenteil bewies, würde er wohl davon ausgehen müssen, dass es sich um Ginos Baby handelte.
Er fädelte den Wagen wieder in den Verkehr ein.
„Es sollte gleich hier um die Ecke sein. Ah, da vorn ist es schon.“
„Hier?“ Cari starrte das heruntergekommene Gebäude an. Laute Musik dröhnte aus den oberen Fenstern. Neben dem Eingang wühlte ein Hund in einem Stapel Papier. Eine Straßenlaterne funktionierte nicht mehr und hüllte den Abschnitt der Straße ins Dunkel. Auf der anderen Straßenseite zog sich eine dunkle Gestalt schnell in den Schatten zurück. Dies war keine Gegend, in die sie gefahren wäre, wenn sie am Steuer gesessen hätte.
„Ich dachte, wir würden uns irgendwo etwas zu essen holen“, bemerkte sie hoffnungsvoll und dachte, dass ein hell erleuchtetes Restaurant an einer viel befahrenen Straße ihr besser gefallen würde als diese unheimliche Nachbarschaft.
„Das werden wir auch.“ Max beugte sich vor und schaute zu dem hässlichen Gebäude hinüber. „Ich habe hier nur kurz was zu erledigen. Ich werde mich beeilen. Bitte warten Sie hier.“
Auf keinen Fall. Cari rann ein Schauder über den Rücken, als sie den Blick über die leere Straße schweifen ließ. „Ich denke, dass ich lieber dorthin gehe, wo Sie auch hingehen.“
„Wie Sie möchten.“ Er zuckte die Schultern. „Dann kommen Sie.“
Max konnte sie bestens verstehen, als er aus dem Wagen stieg und sich umschaute. Zwar kannte er Dallas nicht besonders gut, aber er war überzeugt, dass es bessere Gegenden gab als diese hier. Er durfte sie hier nicht allein lassen, ganz gleich, wie sicher er seinen Sportwagen verriegelte.
Auf der anderen Seite störte es ihn, sie in seine Familienangelegenheit hineinzuziehen. Überhaupt spielte die Familie hier schon eine viel zu große Rolle. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sie mitzunehmen.
Grübelnd schaute er sie an, als sie ausstieg und zu ihm kam. Wieder stellte er fest, dass ihre wilden Locken einen magischen Rahmen für ihr hübsches Gesicht bildeten. Die Rüschen an ihrem Oberteil schimmerten und ließen ihre Bewegungen beinahe fließend erscheinen. Der kurze Rock flatterte flirtend um ihre Oberschenkel. Nichts an ihr wirkte geplant raffiniert, sondern sie erschien ihm wie eine Frau, die gar nicht wusste, wie sexy sie war. Eine Frau, die einen an schneeweiße Laken auf einem großen, breiten Bett denken ließ. Durfte er überhaupt so an sie denken?
Max lachte kaum hörbar. Was würde seine Mutter nur sagen?
Oh, Max, sei bloß vorsichtig. Lass dich nicht um den kleinen Finger wickeln. Wenn sie ihrer Mutter auch nur ein bisschen ähnlich ist
Weitere Kostenlose Bücher