JULIA VALENTINSBAND Band 21
uns in Bewegung setzen, desto eher sind wir da.“
Cari warf einen Blick auf ihre sechs Zentimeter hohen Absätze. „Okay“, stimmte sie mit einem Seufzen zu.
Max folgte ihrem Blick. „Die Schuhe sind wohl nicht für Spaziergänge gemacht“, bemerkte er trocken.
Diese Feststellung war durchaus richtig. Dennoch sahen ihre Füße in den Schuhen sehr süß aus, ganz zu schweigen davon, was die hohen Absätze mit ihren wundervollen Beinen machten. Max schluckte schwer, als der Gedanke sich in seinem Kopf festsetzte. Als er den Blick hob und in ihre blauen Augen schaute, packte ihn eine neue Welle der Erregung. Entschlossen schüttelte er den Kopf. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um seinen Hormonen die Führung zu überlassen.
„Ich könnte Sie tragen“, bot er etwas schroff an, während er ihrem Blick standhielt. „Aber mit dem Baby …“
„Oh, mein Gott, bloß nicht!“, erwiderte Cari und trat einen Schritt zurück. „Ich kann schon alleine gehen. Glauben Sie mir, das mache ich seit Jahren!“ Sie eilte ein paar Schritte die Straße entlang, als wollte sie es beweisen. „Ich trage das Baby, und Sie nehmen die Windeltasche, die ist schwerer.“
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg durch das dunkle Viertel und versuchten, den Nieselregen zu ignorieren. Die meisten Gebäude schienen gewerblich genutzt zu werden; es drang kein Laut aus den Häusern an der Straße, die sie entlangeilten. Es war beinahe gespenstisch.
Entschlossen verdrängte Max jeden Gedanken an seinen Ferrari. Es machte keinen Sinn, um den Wagen zu trauern, wenn es so viele andere Dinge gab, über die er sich den Kopf zerbrechen musste.
Ab und zu fuhr ein Auto an ihnen vorbei, zu schnell jedoch, um es anhalten zu können. Auf der Straße war weit und breit niemand zu sehen – jedenfalls niemand, der auf seine Anwesenheit aufmerksam gemacht hätte. Aber es lag eine seltsame Stimmung in der Luft, eine vage Bedrohung. Es war keine Gegend, die einer von ihnen freiwillig aufgesucht hätte.
Instinktiv drückte Cari das Baby enger an sich. Als sie es anschaute, spürte sie eine Welle der Zärtlichkeit in sich aufwallen. Babys mussten beschützt werden; das war die Aufgabe der Erwachsenen. Aber genau in dem Moment, als dieser Gedanke ihr durch den Kopf ging, durchzuckte sie der Schmerz. Wenn sie doch nur in der Lage gewesen wäre, ihr eigenes Baby zu beschützen! Wenn Brian doch nur vorsichtiger gewesen wäre. Wenn …
Nein. Entschlossen schüttelte Cari das Bedauern ab. Zu oft schon hatten ihre Gedanken diesen Weg eingeschlagen. Nach dem Unfall, der ihr den Mann und das Kind geraubt hatte, war sie monatelang förmlich in Selbstvorwürfen versunken. Die „Wenn doch nur“-Gedanken hatten ihr beinahe das Herz zerrissen. Es hatte viel Zeit und professionellen Beistand gebraucht, um sie aus dieser Abwärtsspirale herauszureißen, und sie wollte nie wieder so tief fallen. Man konnte sich entweder in der Vergangenheit vergraben und jeden Tag ein bisschen sterben. Oder man konnte nach der Zukunft greifen und ein neues Leben beginnen. Langsam und manchmal voller Schmerz hatte sie sich für die zweite Möglichkeit entschieden.
Aber die Erfahrungen, die sie in der Vergangenheit mit ihrem eigenen Kind gemacht hatte, halfen ihr jetzt mit diesem Baby. Es schien eine natürliche Verbindung zwischen ihr und dem Jungen auf ihrem Arm zu geben, und sie fühlte sich besser, als sie es je für möglich gehalten hätte.
Cari schaute sich um und wünschte sich, in einer besseren Gegend gelandet zu sein.
„Haben Sie eine Waffe dabei?“, fragte sie Max, weniger, weil sie eine positive Antwort erwartete, sondern vielmehr um ihrer eigenen Angst Ausdruck zu verleihen.
„Leider habe ich meine Glock vergessen“, witzelte Max. Aber sie merkte, dass er ebenfalls einen Blick über die Schulter warf. „Wenn ich nur geahnt hätte, dass ich ihn brauchen würde!“
„Da können Sie mal sehen“, meinte sie locker. „Ich nehme an, dass Sie nie bei den Pfadfindern waren.“
Er musterte sie aufmerksam. „Und was hätte ich davon gehabt?“
Cari zuckte mit der Schulter und schob das Baby auf ihrem Arm zurecht. „Dann würden Sie deren Motto kennen. Allzeit bereit.“
„Oh, ich bin bereit.“
„Trotzdem, Sie sind kein waschechter Texaner, oder?“ Cari seufzte hörbar und tat so, als würde sie es ernsthaft bedauern. Sie wollte ihn damit nur ein wenig piesacken, was ihr auch gelang.
„Ich bin Italiener“, entgegnete er voller Stolz. „Das ist
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