JULIA VALENTINSBAND Band 21
in diesen Schuhen, keine Chance. Alles in ihr wollte das Baby beschützen, aber so, wie Max sich benahm, fürchtete sie, dass das Messer sich jeden Augenblick in seine Brust bohren würde.
Und was dann?
In diesem Moment veränderte sich die Stimmung. Zu ihrer Überraschung zerrte der Kleinste der drei Männer am Arm desjenigen, der das Messer hielt.
„Hey, warte“, sagte er. „Lass gut sein, Kumpel. Schau dir den Kerl doch mal an.“
„Genau, alleine der Anzug!“, stieß der dritte Mann nervös hervor. „Und hör mal, wie er spricht. Der gehört bestimmt zur Mafia, und mit denen willst du dich doch nicht wirklich anlegen, oder?“
„Mafia?“ Die drei Männer durchbohrten den immer noch fluchenden Max förmlich mit ihren Blicken. „Hey, das kann übel ins Auge gehen.“
„Nein, das ist die Sache nicht wert“, sagte der Mann mit dem Messer und zog sich zurück. „Los, lasst uns abhauen.“
Die drei Kerle verschwanden so plötzlich, wie sie gekommen waren.
Max und Cari verharrten regungslos, ließen den Adrenalinpegel sinken und warteten, bis ihre Atmung sich wieder normalisiert hatte.
„Sind sie weg?“, presste Cari schließlich hervor.
„Sieht so aus“, erwiderte Max, drehte sich einmal um die eigene Achse, um die Gegend zu überprüfen, ergriff schließlich ihre Schultern und schaute ihr direkt in die Augen. „Alles in Ordnung?“, fragte er eindringlich.
Cari nickte, zitterte aber noch zu sehr, um antworten zu können.
„Gut.“ Er atmete tief aus. „Wir haben Glück gehabt, dass sie so schnell aufgegeben haben.“
Cari nickte. „Wow. Inzwischen bin ich überzeugt, dass Sie überhaupt keine Waffe brauchen“, sagte sie, als sie endlich wieder sprechen konnte, und schaute ihn bewundernd an.
Max wischte ihre Bemerkung fort. Er wusste, was er sich zutrauen konnte, und war sich ziemlich sicher gewesen, es auch mit drei Männern aufnehmen zu können. Bis er das Messer gesehen hatte. Ein Messer konnte alles verändern. Aber zum Glück hatten sie sich entschieden, kein Risiko einzugehen und es nicht mit der Mafia aufzunehmen.
Obwohl er am liebsten laut gelacht hätte. Es gab Menschen, die glaubten, dass alle Italiener in kriminelle Machenschaften verstrickt waren. Es war ein unhaltbares Vorurteil, aber diesmal hatte es ihm genützt.
„Okay, gehen wir weiter. Wir müssen raus aus dieser Gegend. An Orten wie diesen schießen die Rowdys wie Pilze aus dem Boden. Wir müssen so schnell wie möglich eine Straße erreichen, die besser beleuchtet ist. Da drüben geht’s lang, glaube ich.“ Max zeigte auf eine andere Straße. Hastig eilten sie in die Richtung.
Cari taten die Füße weh, aber sie achtete nicht darauf. Wenn es sein musste, würde sie auch barfuß laufen. Hauptsache, sie kamen endlich aus dieser Gegend heraus.
„Halten Sie das Baby fest“, befahl Max plötzlich und schlang sich die Windeltasche über die Schulter.
Erschrocken schaute sie auf. Ehe sie reagieren konnte, hatte er sich gebückt, fasste unter ihre Beine und schwang sie mitsamt dem Baby in seine Arme. Cari kreischte protestierend, aber er schenkte ihr keinerlei Beachtung.
„In diesen Schuhen werden Sie früher oder später stürzen“, erklärte er. „Ich komme schon zurecht. Halten Sie sich nur fest.“
Cari hielt sich fest, und irgendwie funktionierte es sogar. Zusammen mit dem Baby schmiegte Max sie an seinen Oberkörper und eilte mit festem Schritt über den Fußweg. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, legte den Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.
Tief sog sie seinen männlichen Duft in sich ein und spürte seinen Herzschlag an ihrer Schulter. Es kam ihr vor, als würde sie in eine Art Trance versinken, als sie wie gebannt dem Rhythmus lauschte und sich von ihm einhüllen ließ.
Max legte einen schnellen Schritt vor und fragte sich insgeheim, wie er in diese verrückte Situation geraten war. Cari war auch mit dem zusätzlichen Gewicht des Babys leicht wie eine Feder, und sie duftete wie ein Sommergarten im Sonnenschein. Die Strähnen ihres blonden Haars flogen hoch und kitzelten ihn in der Nase, was er aufregend verführerisch fand.
Alles in allem war sie warm und weich, und am liebsten hätte er sie nach Hause mitgenommen und sie dort behalten – vorzugsweise in seinem Bett.
Das war nicht gut. Sie war nicht für ihn gemacht. Um ehrlich zu sein, hatte er schon einen anderen Fisch am Haken und musste sich beeilen, ihn an Land zu ziehen. Aber Cari fühlte sich in seinen Armen so klein und
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