Julia-Weihnachten Band 23
zu spät. Maria starb nach der Entbindung und wurde auf dem Friedhof der Kirche begraben …
Die Erinnerung an die Vergangenheit, an Tia Guadalupes Erzählungen, verstärkten nur noch Gregs Ängste. Immer mehr beschlich ihn die Befürchtung, dass sich die Geschichte wiederholen könnte.
Eigentlich war er kein besonders religiöser Mensch, obwohl er nach dem gütigen Pater Gregorio getauft worden war. Doch nun betete er darum, dass der Regen aufhören und der Doktor es rechtzeitig auf die Rocking C schaffen möge.
Selbst wenn es zutraf, dass Erstlinge stundenlang auf sich warten ließen, fürchtete Greg, dass Connies Baby nichts von dieser Regel wissen könnte.
„Oh mein Gott.“ Ein überwältigender Drang zu pressen ergriff Connie. Flehend starrte sie Greg an – den einzigen Menschen auf der Welt, der ihr nun noch helfen konnte.
Doch als sich ihre Blicke begegneten, brachte sie kein weiteres Wort heraus und konnte ihm nicht sagen, was in ihr vorging. Instinktiv spannte sie den Bauch an, krümmte sich und stöhnte.
„Was ist denn?“, fragte er nervös. Inzwischen bemühte er sich nicht einmal mehr, die Besorgnis aus seiner Stimme zu verbannen.
Der Ärmste! Er hat genauso viel Angst wie ich – oder vielleicht sogar noch mehr. Dabei stehe ich schon Todesängste aus .
Sie konnte in diesem Moment nichts dagegen tun, außer dem Urinstinkt ihres Körpers zu folgen und das Baby hinaus in die Welt zu pressen.
Schließlich, zwischen hecheln und stöhnen, brachte sie hervor: „Das … Baby … kommt.“
„Nein!“ Mit panisch aufgerissenen Augen beugte Greg sich zu ihr vor. „Nicht pressen. Kannst du nicht noch ein bisschen warten …“
„Bist du verrückt geworden? Verschwinde und lass mich in Ruhe!“
Er stand auf.
„Bitte geh nicht“, flehte sie inständig.
„Natürlich nicht. Ich dachte nur, ich sollte Wasser aufsetzen oder so. Oder mir zumindest die Hände waschen.“ Er strich sich mit den Fingern durch das Haar, wie wenn er vergessen hätte, dass es von einem Lederband zusammengehalten wurde.
Der arme Kerl! Beinahe tat er Connie leid, weil sie ihn durch ihre Wehen derart in Verzweiflung stürzte. Aber nur beinahe. Er war alles, was sie hatte, und er musste ihr beistehen.
Natürlich war alles ihre eigene Schuld. Sie hätte beizeiten nach Hause zurückkehren sollen. Auf Händen und Knien hätte sie ihre Mutter um Verzeihung bitten müssen. Aber dazu war es nun zu spät.
„Ob ich bereit bin oder nicht, ich kriege dieses Baby. Und ich kriege es jetzt.“
„Oh verdammt“, murrte er.
Zum Glück machte er keine Anstalten zu gehen, auch wenn ihm anzusehen war, dass seine Angst ins Unermessliche wuchs.
Sie saßen fest – nur sie drei, ein Mann, eine Frau und ein Baby, durch das Schicksal in einer einsamen stürmischen Nacht zusammengeführt.
„Oh Gott“, flüsterte sie, „lass mein Baby nicht sterben.“
Greg erblasste bei ihren Worten. Seine Augen wurden feucht. Dann blinzelte er mehrmals, um sich zu fassen. „Komm schon, Connie, hab keine Angst. Gemeinsam sind wir stark. Frauen kriegen Babys seit Anbeginn der Zeit. Das ist kein großes Ding. Wir stehen das zusammen durch. Und später werden wir bestimmt darüber lachen.“
Auf gar keinen Fall werde ich es witzig finden, schoss es ihr durch den Kopf. Dennoch wusste sie seinen Versuch zu schätzen, sie zu beruhigen und ihr Mut zu machen für die schwere Aufgabe, die ihr bevorstand. Doch bevor sie ihm danken konnte, übernahm ihr Körper die Kontrolle und zwang sie, erneut zu pressen, diesmal mit aller Kraft.
Nachdem der Drang verklungen war, zog Greg das Laken von ihren Beinen und forderte sie auf: „Zieh dir das Höschen aus.“
„Was?“, hakte sie entsetzt nach.
Geduldig erklärte er: „Wenn du es anbehältst, kann ich das Baby schlecht holen.“
Während Connie sich abmühte, um die Unterwäsche auszuziehen – wie es das Schicksal wollte, ein extra großes altmodisches Exemplar, das Granny für sie gekauft hatte –, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Dann kicherte sie, wie sie es manchmal zu den unmöglichsten Zeiten und an den unpassendsten Orten tat, wenn sie nervös war. „Was bin ich doch für ein Glückspilz! Ich frage mich, wie viele Frauen wohl behaupten können, dass der berühmte Greg Clayton sie gebeten hat, sich das Höschen auszuziehen.“
„Sehr witzig.“
Sie vermutete, dass sich Unmengen von weiblichen Fans um ihn rissen. Schließlich wusste sie, dass sich sogar zahlreiche Groupies um die
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