Julia-Weihnachten Band 23
zu Greg um.
Er deckte gerade den Couchtisch, an dem er offensichtlich zu essen beabsichtigte. Sie wollte schon protestieren und einwenden, dass es nicht der passende Ort für ein Festmahl zu Thanksgiving war, aber er sollte nicht glauben, dass sie seine Mühe nicht zu schätzen wusste. Sie war ihm sehr dankbar für alles, was er für sie und Amanda tat.
Als er sich vorbeugte und Besteck auf den Tisch legte, fielen ihm die glänzenden langen Haare ins Gesicht und verhüllten es vor ihren Blicken.
Schade, dachte sie unwillkürlich, denn es war eine wahre Augenweide. Der südländische Teint und die markanten ebenmäßigen Gesichtszüge kündeten von der Latino-Herkunft, die sie mit ihm teilte.
Mit den überschulterlangen kohlrabenschwarzen Haaren, der breitschultrigen muskulösen Gestalt und der widersprüchlichen Art, sich zu kleiden – ausgefranste verwaschene Jeans zu gestärkten und perfekt gebügelten Hemden aus feinsten Stoffen – wirkte Greg wie ein Rebell und ein Gentleman zugleich. Diese Gegensätzlichkeit machte seinen besondern Reiz auf seine Fans aus.
Ein Mann sollte nicht so faszinierend aussehen und dazu so talentiert sein, befand Connie, obwohl die Frauen, die in Scharen zu seinen Konzerten strömten, vermutlich anderer Meinung waren.
„Soll ich den Fernseher einschalten oder lieber nicht?“, fragte er.
Es freute sie, dass er ihre Wünsche berücksichtigte, und sie hoffte, dass er sich nicht an ihrer ehrlichen Antwort störte. „Lieber nicht, wenn es nach mir geht.“
„Wie du meinst.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das Grübchen in seine Wangen zauberte und ihren Herzschlag beschleunigte.
Das ist doch verrückt, dachte sie. Kurz nach der Entbindung sollte sie sich mehr auf ihr Baby als auf den attraktiven Junggesellen konzentrieren. Doch offensichtlich waren ihre Hormone aus irgendeinem Grund völlig durcheinandergeraten.
Sie drehte sich zum Kamin um, nahm zwei Kerzenständer vom Sims und stellte sie auf den Tisch. Dann ging sie in die Küche, um Streichhölzer zu holen. Aus einer Laune heraus trat sie hinaus auf die Veranda, weil auf den Stufen Keramiktöpfe mit Geranien standen.
Greg schmunzelte, als sie mit roten Blüten ins Wohnzimmer zurückkehrte, und seine hellbraunen Augen funkelten.
„Was ist denn so witzig?“, fragte sie.
„Kerzen und Blumen sind ja ganz nett, aber ein bisschen zu viel des Guten zu Makkaroni aus der Packung. Findest du nicht?“
Seine Stimme mit dem leichten spanischen Akzent erweckte Assoziationen an eine reizvolle Mischung aus derbem Jeansstoff und exotischer Seide, und Connie fühlte sich mehr denn je wie eine heißblütige Frau.
Hastig verdrängte sie diese Anwandlung und erwiderte sein Lächeln. „Nein, ich finde es überhaupt nicht übertrieben. Heute ist ein wichtiger Feiertag, und ich möchte ihn besonders gestalten.“ Genau wie ihre Mutter früher, als das Geld noch knapp gewesen war und sie nur aus Liebe zu Mann und Kindern gehandelt hatte.
„Mir kommt es einfach unnötig für ein zwangloses Essen vor. Aber wenn es dich glücklich macht, soll es mir recht sein.“
„Meine Mom hat sich an den Feiertagen immer selbst übertroffen, als ich noch ein Kind war. Deshalb habe ich es von ihr übernommen.“
„Jetzt tut sie es nicht mehr?“, hakte er nach.
„Nicht mehr so wie früher. Jetzt steht ihr Beruf an erster Stelle, und sie hat keine Zeit mehr, sich zu Hause zu verwirklichen. Aber ich finde Feiertage sehr wichtig, vor allem für Kinder.“ Dabei verstand sie selbst nicht, warum ihr so viel an einer festlichen Atmosphäre lag, zumal Amanda noch zu klein war, um ihr erstes Thanksgiving bewusst wahrzunehmen.
„Du erinnerst mich sehr an Granny“, stellte Greg fest.
Er musste nicht hinzufügen, dass es ein Kompliment war. Sie wusste es. Und doch fragte sie sich unwillkürlich, ob sie auf ihn unförmig und altmodisch wirkte. Sie hatte sich immer einer schmalen Taille gerühmt, doch an diesem Morgen beim Duschen war ihr unangenehm aufgefallen, dass sie nun ein Bäuchlein und Schwangerschaftsstreifen besaß. Sobald Dr. Bramblett ihr das Okay gab, wollte sie mit Sport beginnen.
Sie nahmen am Tisch Platz, und Connie versuchte, sich auf das Essen zu konzentrieren. Trotzdem warf sie Greg immer wieder verstohlene Blicke zu. Der einstige Fremde, der ihr noch vor wenigen Monaten unerreichbar erschienen war, hatte sich in ihren Augen verwandelt. In einen Freund? Wie sonst sollte sie ihn bezeichnen?
Der Sohn ihrer Arbeitgeberin, der berühmte
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