Julia-Weihnachten Band 23
erklären, warum sie nie wieder mit ihm auf eine Bühne treten durfte. „Ja, schon gut. Aber da ist etwas, das ich dir sagen muss.“ Sie holte tief Luft. „Vor über einem Jahr habe ich mich mit jemandem eingelassen. Daraus wurde eine ziemlich hässliche Geschichte.“
„Geht es um Amandas Vater?“
„Ja. Er heißt Ross.“
Greg strich mit dem Daumen über ihre Hand. „Du hast mir mal gesagt, dass er ein Schuft ist.“
Sie nickte. „Er war sehr nett, als ich ihn kennenlernte, und er hat mich gedrängt, in seiner Band zu singen. Ich habe eingewilligt. Aber dann bekam ich mehr Aufmerksamkeit vom Publikum, als er erwartet hatte. Er ist ein sehr eifersüchtiger Mensch. Und wenn er trinkt, wird er brutal.“
Greg erstarrte und runzelte die Stirn. „Hat er dir wehgetan?“
„Ja.“ Sie starrte zu Boden. „Es fing mit einem kleinen Schubs hier und einem harmlosen Stoß da an. Dann hat er mich eines Tages geschlagen. Ich habe ihm gesagt, dass es lieber nicht wieder passieren sollte, und er hat es mir hoch und heilig geschworen.“
„Und?“
„Ich hätte nicht bei ihm bleiben dürfen, aber dumm, wie ich war, habe ich ihm geglaubt, als er geweint und mir versichert hat, wie leid es ihm täte.“ Sie seufzte. „Es war alles gelogen. Ein paar Tage später hat er mich mit einem Mann sprechen sehen. Es war total harmlos, aber Ross hatte etliche Tequila intus und ist total durchgedreht. Er hat mich nicht nur geohrfeigt, sondern …“ Sie stockte. „Jemand hat die Polizei gerufen, und ich habe Anzeige erstattet.“
„Das war richtig.“
„Bei seiner Festnahme hat er mir gedroht, mich nach seiner Entlassung zu suchen und es mir heimzuzahlen.“
„Oh Gott! Versteckst du dich seitdem vor ihm?“
„Ja. Er weiß nichts von dem Baby, und ich möchte, dass es so bleibt.“
Greg zog ihre Hand an die Lippen und presste einen Kuss auf die Innenseite. „Du brauchst nie wieder Angst vor ihm zu haben, Connie. Ich werde Bodyguards engagieren, die dich beschützen. Ich werde sogar jedem erzählen, dass es mein Baby ist.“
„Das ist lieb von dir.“
Er rückte näher zu ihr. „Wir können auch heiraten. Dadurch merkt er endgültig, dass er sich von dir fernhalten muss.“
So sehr sie ihn inzwischen auch liebte, so sehr sie insgeheim davon träumte, dass sich die Differenzen zwischen ihnen beilegen ließen, musste sie seinen Antrag schweren Herzens ablehnen. Sie konnte nicht zulassen, dass er sie aus völlig falschen Gründen heiratete. „Danke für das Angebot, Greg, aber Heirat kommt für mich nicht infrage. Und ich werde auch nicht mit dir auf Tournee gehen.“
„Wie du meinst.“ Seine Stimme klang eher erleichtert als enttäuscht. Dennoch küsste er noch einmal ihre Hand. „Komm, lass uns Amanda holen und ins Bett bringen.“
Sie sehnte sich sehr danach, sich an Greg zu kuscheln und den Streit zu vergessen. Doch sie weigerte sich, Sex als Heilmittel zu benutzen. Wenn sie sich je wieder ernsthaft auf einen Mann einließ, dann nur aus Liebe und gegenseitigem Vertrauen.
„Du kannst mich zur Tür bringen“, sagte sie, „aber ich denke, es ist besser, wenn wir heute getrennt schlafen.“
„Besser für wen?“
„Für mich“, erwiderte sie entschieden, doch tief im Innern war sie sich da nicht so sicher.
Die ganze Nacht lang wälzte Connie sich ruhelos im Bett herum. Sie schwankte zwischen dem verzweifelten Wunsch, mit Greg eine gemeinsame Basis zu finden, und dem Drang, die Beziehung zu beenden, bevor sie zu tief verletzt wurde.
Greg lag viel an ihr, daran zweifelte sie nicht. Aber er liebte sie nicht. Zumindest hatte er nichts dergleichen erwähnt. Seine Entschuldigung hielt sie allerdings für aufrichtig. Deshalb fragte sie sich auch, warum sie darauf bestand, die Nacht getrennt zu verbringen.
Vielleicht war für sie das größte Problem, dass sie sich nicht vorstellen konnte, monatelang auf ihn zu warten, bis er von seinen Tourneen auf die Rocking C zurückkehrte. Ebenso wenig wollte sie sich ausmalen müssen, dass er auf seinen Reisen ständig von Groupies umschwärmt wurde, die eifrig darauf bedacht waren, seine Einsamkeit zu vertreiben und sein Bett zu wärmen.
Wider jede Vernunft suchte sie nach einem Kompromiss. Aber ihr fiel keine zufriedenstellende Lösung ein.
Um vier Uhr morgens wachte Amanda auf und begann zu schreien, weil sie hungrig war.
Connie stillte sie, duschte dann gleich und wappnete sich für den Tag. Sie wusste immer noch nicht, wie sie sich entscheiden sollte. So wie
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