Julia-Weihnachten Band 24
angestellt.
Plötzlich merkte sie, dass sie ihn die ganze Zeit anstarrte. Und er schien das auch noch zu genießen.
Blitzschnell machte sie kehrt und lief in einen Seitengang, der ins Lager führte. Eigentlich brauchte sie gar nichts, aber im Moment erschien ihr das Lager als der geeignete Ort, um in Ruhe nachdenken zu können. Sie ging hinein und schloss die Tür hinter sich.
Also, sie hatte den Weihnachtsmann geküsst, so viel stand jedenfalls fest. Der Rest war reine Spekulation. Außerdem stand fest: Sie wollte, dass Matt es war, den sie geküsst hatte. Er sollte es sein, der mit heiserer Stimme ihren Namen geflüstert, sie in den Arm genommen und zärtlich an sich gedrückt hatte.
Der nette, verlässliche Matt. Der perfekte Mann für sie.
Nein, sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass er es gewesen war.
Nicht den geringsten.
Beinahe keinen.
Ach du lieber Himmel, wo sollte das hinführen, wenn sie jetzt anfing zu zweifeln?
Plötzlich ging die Tür auf und Bryan kam herein.
„Na, zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“
„Ich weiß gar nicht, was du meinst.“
„Schwindlerin.“
„Also wenn du sechs Schwestern hast, dann weißt du auch, dass es für eine Frau nicht gerade schmeichelhaft ist, wenn man sie als Schwindlerin bezeichnet.“
Er lächelte breit.
„Ich wette, du bist das verhätschelte Nesthäkchen“, fügte sie ohne zu überlegen hinzu.
Daraufhin wurde sein Lächeln noch breiter. „Oh, ja, das bin ich. Total verwöhnt. Und weißt du was? Du interessierst dich für mich. Das gefällt mir.“ Er kam näher. „Lass mich mal überlegen, was ich dir sonst noch erzählen kann.“
„Mich würde interessieren, warum du mit Holly herumgeplänkelt hast.“
Sein Gesicht bekam einen ärgerlichen Ausdruck. „Holly ist wirklich die allerletzte Person, mit der ich herumplänkeln würde. Diese Frau ist gefährlich.“
„Das mögen Männer doch.“
„Männer mögen aufregende Frauen, keine gefährlichen.“
„Soso“, bemerkte sie spöttisch.
„Verrate mir eins“, sagte er mit ernster Miene. „Hast du jemals gesehen, dass ich ihr schöne Augen gemacht hätte?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Aber bestimmt hast du gesehen, dass ich immer die Flucht ergreife, sobald sie in der Nähe ist.“
Sie nickte.
„Bei dieser Frau komme ich mir immer vor wie eine Maus, die sich vor der Katze verkriecht.“
Darüber musste Katie lachen. „Als Maus kann man dich wohl kaum bezeichnen.“ Doch sie musste zugeben, dass das, was sie auf der Sitzung unter dem Tisch beobachtet hatte, eher eine einseitige Angelegenheit gewesen war.
Im Moment ging es ihr allerdings um etwas anderes. Bryan war zwar charmant, aber nicht seriös, zumindest nicht, was Frauen anbetraf. Sie hingegen war sehr seriös. Deshalb wollte sie auch einen seriösen Mann.
„Frag mich noch was anderes“, sagte er aufmunternd.
„Also gut, warum bist du gestern Morgen so riskant geflogen?“
„Es war nicht sehr riskant.“
„Ich habe doch gesehen, wie du gerade eben noch die Kurve gekriegt hast.“ Sie hatte das aber nicht so besorgt sagen wollen.
„Hast du mich etwa beobachtet?“
Ja, das hatte sie und dabei ihre Fingernägel zerbissen. „Du fliegst wild und rücksichtslos.“
„Danke.“
„Das sollte kein Kompliment sein.“
„Ich bin aber immer vorsichtig, und ich habe sehr viel Erfahrung.“
Letzteres konnte sie ihm nicht absprechen. „Ich verstehe einfach nicht, wie man so fliegen kann, als könnte jede Sekunde die letzte sein.“
„Aber so lebe ich nun mal, Katie.“
Sie machte einen Schritt nach hinten und lehnte sich mit dem Rücken gegen ein Regal. „Genau. So lebst du. Und das ist auch der Grund dafür … deshalb kann ich nicht …“ Erschrocken brach sie ab.
„Deshalb was? Deshalb kannst du nicht zugeben, dass ich es war, den du geküsst hast?“
Wie sollte sie ihm begreiflich machen, dass sie eine genaue Vorstellung von dem Mann hatte, mit dem sie zusammen sein wollte? Und dass er das genaue Gegenteil davon war? Sie wollte Stabilität, Sicherheit, Verlässlichkeit. Sie wollte keinen Mann, um dessen Leben sie täglich bangen müsste. Keinen, mit dem ihr Leben wie eine Achterbahn verlaufen würde.
Sie hasste Achterbahnen!
Als ob er ihre Gedanken lesen konnte, wurde er plötzlich ernst. Er trat ganz dicht vor sie, sodass sie seinen warmen Atem spürte. „Fandest du den Kuss denn so schlimm?“
Sie blickte abwechselnd auf ihre Schuhe, an die Wand und zur Decke hoch. Bloß nicht in seine
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