Julia-Weihnachten Band 24
ihm. „Gib dir keine Mühe, sie ist weg. Für eine so zarte Person ist sie ziemlich schnell.“
Bryan warf ihr einen verachtungsvollen Blick zu und rappelte sich hoch. „Du bleibst gefälligst hier und wartest auf mich. Wenn ich zurück bin, will ich eine Erklärung von dir.“
Dann lief er los, um Katie vielleicht doch noch zu erwischen. Aber Holly hatte recht, sie war verdammt schnell. Er hörte das Klackern ihrer niedrigen Absätze auf dem harten Boden und sah ihren weiten Rock, der im Wind flatterte.
„Katie!“
Klar, dass sie bei jedem neuen Ruf von ihm umso schneller lief, so gut kannte er sie inzwischen schon. Mit seinen langen Beinen gelang es ihm jedoch, sie einzuholen. Er lief um sie herum und versperrte ihr den Weg. „Katie, ich …“
„Lass mich, ich bin beschäftigt“, zischte sie, schlängelte sich an ihm vorbei und lief weiter.
„Und außerdem bist du wütend“, keuchte er, völlig außer Atem.
„Aber wieso denn? Mir doch egal, wen du küsst“, rief sie.
Das versetzte ihm einen Stich, aber es war ein guter Einwand. Ihr war es egal und ihm sowieso … also konnte man es doch einfach vergessen, oder?
Immer noch tat sein Gesicht weh von dem Sturz auf den Betonboden. Und in seinem Kopf hämmerte es. Obwohl er gut in Form war, hatte er Mühe, mit ihr Schritt zu halten.
„Kannst du bitte mal einen Moment stehen bleiben oder wenigstens langsamer laufen?“
„Nein.“
Wieder holte er sie ein und rannte neben ihr her. „Das von eben ist ganz anders, als du denkst.“
„Ach wirklich?“ Sie blieb stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Was denke ich denn?“
„Äh …“ So schnell fiel ihm nichts ein.
„Dass du ein Schleimer bist? Dass du nicht ganz richtig im Kopf bist? Dass du … du blutest ja!“
Warum ihre Stimme plötzlich so sanft klang, war ihm nicht ganz klar.
„Deine Lippe“, sagte sie und wollte schon daran fassen. „Sag deiner kleinen Freundin, sie soll nicht so fest beißen.“
Wieder fing Katie an zu laufen.
„Sie ist nicht …“ Verflucht nochmal. Warum musste ihm so was passieren?
Sie waren nun fast am Ende des Rollfelds, und der Wind blies so heftig, dass Katies langes Haar ihnen beiden über das Gesicht wehte. Dasselbe passierte mit ihrem weiten Rock, der sich in Bryans Hosenbeinen verfing.
Kurz vor der Tür zum Foyer hielt er Katie am Arm fest. „Du wirst mir sowieso nicht glauben, nehme ich an“, keuchte er.
Sie musterte ihn mit schmalen Augen, dann berührte sie seinen Mund und besah sich anschließend ihren Finger. Empört stieß sie ihm den Finger in die Brust. „Dachte ich’s mir doch. Von wegen Blut! Es ist knallroter Lippenstift! Ich frage mich, wie der dahin kommt. Halt, ich weiß es.“ Sie lächelte ihn bissig an. „Du bist ein Transvestit.“
„Sie hat mich einfach überrumpelt, das musst du mir glauben“, sagte er und kam sich ziemlich lächerlich vor. „Ich hatte ein Geräusch gehört und habe nachgesehen, woher es kam.“
„In deiner geparkten Maschine.“
„Ja.“
„Wahrscheinlich hast du gedacht, es sei eine Maus oder so was.“
„Oder so was, ja“, stimmte er erleichtert zu. „Und dann ist sie plötzlich über mich hergefallen.“
„Klar, und dann hat sie dich zu Boden gedrückt, deine Arme um sich geschlungen und deinen Mund attackiert.“
Er lächelte, erfreut über ihr Verständnis. „Ja, genau so war’s!“
Katie blickte ihn mit eiskalten Augen an. „Irgendwer sollte sich mal was Neues einfallen lassen. Ihr Männer erzählt doch immer nur dasselbe.“
„Wovon redest du?“
„Dieselbe Geschichte hat mir mein Verlobter erzählt, als ich ihn mit Holly genau in derselben Position erwischt habe. Nur, dass das Ganze unter meinem Weihnachtsbaum passiert ist, vor drei Jahren.“
5. KAPITEL
Zum ersten Mal in Katies Leben hatte die so wunderbar logische Zahlenwelt keine Bedeutung für sie. Während sie auf die Zahlen in ihrem Computer blickte, verschwamm alles vor ihren Augen, und die Ziffern hüpften bunt durcheinander.
Sie verwechselte die Aktiva mit den Passiva, die Eingänge mit den Ausgängen.
Und das alles nur wegen eines Mannes. Wobei dieser Mann noch nicht einmal der war, den sie sich so sorgfältig und wohlüberlegt ausgesucht hatte. Nein, er war einer, der nicht nur ihre Zahlen, sondern ihr ganzes Leben durcheinanderbringen würde. Auf keinen Fall durfte sie sich mit ihm einlassen.
Ihr war allerdings völlig unklar, wie sie mit diesem neuen Zustand umgehen sollte. Tatsache war, dass
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