Julia-Weihnachten Band 24
du?“
„Na ja, er erwähnt hier drei besondere Gäste. Unter anderem mich.“
„Ja und?“
„Was meinst du mit ‚Ja und‘?“
„Warum sollte er dich nicht erwähnen?“, fragte Marnie. „Du bist doch ein besonderer Gast.“
„Für Robby Jones?“ Skeptisch hob Tom eine Augenbraue. „Der Kerl hat mich einen Betrüger genannt und mir gedroht, mich irgendwann öffentlich in seiner Zeitung bloßzustellen.“
„Er hat seinen Irrtum bestimmt schon längst eingesehen.“ Marnie musste unwillkürlich lächeln. „Tom, das ist alles schon eine Ewigkeit her. Kein Mensch würde behaupten, dass ich dir dabei helfe, die US-Botschaft in Rom zu leiten!“
Nachdenklich sah Tom vor sich hin. „Wahrscheinlich hast du recht.“ Wieder vertiefte er sich in die Kolumne. „Ein paar Absätze später erwähnt er, dass die Stadt einen neuen Präsidenten für die Handelskammer sucht. Jemanden ‚mit besonderem Einfühlungsvermögen‘ und ‚der Fähigkeit, unseren Horizont zu erweitern‘.“
Marnie musste schlucken. „Und?“, fragte sie.
„Und jetzt kommt’s!“, fuhr Tom fort. „‚Ob wir wohl einen unserer Gäste davon überzeugen können, wieder nach Hause zurückzukehren?‘ Du bist doch Mitglied der Handelskammer, Marnie. Auf wen will er hinaus?“
Okay, anscheinend konnte sie die Sache mit dem Angebot nicht mehr länger hinauszögern. Marnie holte tief Luft. „Die Handelskammer hat mich gebeten, dir die Position als Präsident anzubieten.“
Fassungslos starrte Tom sie an. „Und warum hast du es noch nicht getan?“
„Weil ich ein Feigling bin“, gestand sie. „Außerdem weiß ich ja sowieso, dass du den Job nicht annehmen wirst.“
„Das kannst du laut sagen!“, sagte Tom wütend. „Was für eine verrückte Idee!“
Marnie beschloss, einfach weiterzureden. Schließlich hatte sie jetzt nichts mehr zu verlieren. „Auf der anderen Seite bieten sie dir ein anständiges Gehalt mit Sonderleistungen.“
„Na toll“, murmelte er.
Sie widerstand dem Impuls, ihm ein zusammengeknülltes Blatt Küchenpapier ins Gesicht zu werfen. „Unsere Stadt boomt gerade gewaltig. In nicht allzu ferner Zeit werden wir einen richtigen Bürgermeister brauchen, keinen bloßen Beamten. Meiner Meinung nach wärst du der perfekte Kandidat dafür.“
„Was, ich?“ Ungläubig verzog Tom das Gesicht. „Tom Jakes, Bürgermeister von Ryder’s Crossing?“
Marnie wusste nicht, ob er sich über die Position selbst lustig machte oder einfach nicht darüber hinwegkam, wie hoch sein Ansehen in dieser Stadt inzwischen war. „Möchtest du nicht zumindest mal darüber nachdenken?“
Tom faltete die Zeitung zusammen. „Okay“, antwortete er beherrscht.
Dann legte er die Zeitung auf den Tisch, stand auf und verließ die Küche. Kurz darauf hörte Marnie die Haustür ins Schloss fallen.
Am liebsten hätte sie ihn zurückgehalten, um ihn zu fragen, was in ihm vorging. Aber Tom gehörte zu den Menschen, die ihre Gefühle in der Regel für sich behielten. Ihr blieb also keine andere Wahl, als auf seine Rückkehr zu warten.
Als Marnie kurz darauf Jolenes Zimmer betrat, schlief Cody zusammengerollt auf dem Bett, während ihre Großmutter und Artie Spindler sich wütend über dem Scrabblebrett anfunkelten.
„Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so lange für ein Spiel braucht!“, beschwerte Artie sich bei Marnie über ihre Großmutter. „Das nächste Mal lege ich ein Zeitlimit fest!“
„Du bist ja bloß wütend, weil du mal wieder verlierst“, verteidigte Granny sich. „Sieh mal, Marnie, wie viele Punkte ich schon habe.“
„Zu viele!“ Artie nahm die Steine und warf sie in den Deckel zurück. „Okay, du hast gewonnen. Trotzdem brauchst du nicht gleich so anzugeben!“
Marnie merkte jedoch, dass die Wut des Arztes nur gespielt war, denn er sah Jolene jedes Mal voller Zuneigung an, sobald sie nicht hinsah.
Zu Marnies Entsetzen bestand ihre Großmutter darauf, ihn nach draußen zum Auto zu begleiteten.
„Du sollst dich doch nicht überanstrengen!“, sagte sie.
„Aber sie muss sich bewegen, um ihren Kreislauf in Schwung zu halten“, mischte Dr. Spindler sich ein.
Insgeheim nahm Marnie sich vor, ihn sofort nach den Feiertagen auf Jolenes Gesundheitszustand anzusprechen. Jolenes hartnäckige Weigerung, einen Spezialisten aufzusuchen, bereitete ihr zunehmend Sorgen. Ärztliche Schweigepflicht hin oder her, sie musste einfach wissen, wie es wirklich um ihre Großmutter stand.
Aber jetzt war nicht der richtige
Weitere Kostenlose Bücher