Julia-Weihnachten Band 24
ein Mädchen.“
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Marnie. „Das wusste ich ja noch gar nicht.“
Sue Anne drehte sich zu ihrem Mann um. „Wir gehen schon mal rein“, sagte sie zu ihm und dirigierte ihre Söhne in den Supermarkt.
Nervös wanderte Lukes Blick zwischen Tom und Marnie hin und her. Er räusperte sich verlegen. „Hast du die Buchhandlung deiner … von Marnie Afton schon besucht? Ein toller Laden, oder?“
„Stimmt, ich war ganz schön beeindruckt.“
„Ich nehme an, sie hat dir schon gezeigt, wie sehr die Stadt sich verändert hat?“, fuhr Luke fort.
Tom nickte. „Deine Firma muss reichlich zu tun haben. Ich nehme doch an, dass sie an den Neubauten beteiligt ist?“
„Wir können uns nicht beklagen.“ Luke schien noch nicht die Absicht zu haben, sich seiner Frau anzuschließen. „Wir hatten das Glück, von dem Trend zu profitieren, dass viele Firmen ihre Standorte in Staaten mit geringem Steuersatz wie Tennessee verlagert haben. Aber natürlich müssen wir auch an die Zukunft denken. Wenn wir mehr Menschen hierherholen wollen, müssen wir ihnen mehr bieten als nur ein mildes Klima und eine schöne Landschaft.“
Luke schien an einer ernsthaften Diskussion interessiert zu sein, aber warum er dabei ausgerechnet seine Meinung hören wollte, war Tom ein Rätsel. „Meinst du mit mehr Kultur?“
Luke räusperte sich schon wieder. „Ich glaube kaum, dass wir in dieser Hinsicht je mit den größeren Städten im Süden konkurrieren können, ganz zu schweigen von dem Standard, den du vermutlich aus Europa gewohnt bist, aber ja, genau daran hatte ich gedacht.“
„An deiner Stelle würde ich eher auf das setzen, was diese Gegend hier so einzigartig macht“, sagte Tom. „Die Vergangenheit und die tolle Natur – eben das, was man anderswo so nicht leicht findet.“
Luke sah ihn nachdenklich an. „Klingt einleuchtend, wenn du das so sagst, aber wir Hiergebliebenen haben vermutlich nicht genug Abstand, um das beurteilen zu können. Uns ist gar nicht mehr bewusst, was an dieser Gegend so einzigartig ist.“
Tom war es vor seinem Besuch auch nicht anders ergangen. Doch der Anblick des dunklen reglosen Nadelwaldes hinter einem kleinen Park in der Nähe hatte ihn inspiriert. „Ich bin zwar kein Naturforscher, aber ich könnte mir vorstellen, dass man diese Gegend gut für Freizeitaktivitäten nutzen könnte.“
„Ich würde unser Gespräch gern vertiefen – aber besser ein andermal.“ Luke warf einen Blick auf die Glasfront des Supermarkts. „Sue Anne fällt das Tragen inzwischen ziemlich schwer, und ich möchte ihr gern zur Hand gehen. Hat mich gefreut, dich wiederzusehen.“
„Ganz meinerseits“, antwortete Tom. Zu seiner Überraschung meinte er das sogar ernst.
Nach einem letzten Händeschütteln betrat der Bauunternehmer den Supermarkt und ließ Tom verwirrt zurück. Irgendwie schienen sich die Machtverhältnisse verschoben zu haben. Plötzlich war Luke derjenige, der zu Tom aufsah, und nicht umgekehrt.
„Er hat sich wirklich total verändert, oder?“, sagte Marnie auf dem Weg zum Auto.
„Kann man wohl sagen.“ Tom verstaute die Einkaufstüten im Kofferraum. „Klingt, als wolle er am liebsten eine Großstadt aus Ryder’s Crossing machen, aber welcher Bauunternehmer würde das nicht?“
„Gefällt dir diese Vorstellung etwa nicht?“, fragte Marnie.
„Ich habe eigentlich keine Meinung dazu“, antwortete Tom schroff. „Schließlich wohne ich nicht mehr hier.“
Ohne eine Antwort zu geben, wandte Marnie das Gesicht ab und ging zur Fahrerseite.
Bei ihrer Ankunft musste sie zu ihrer Enttäuschung feststellen, dass ihre Verwandten immer noch nicht angekommen waren.
Jolene hatte in der Zwischenzeit schon mal den Brotteig vorbereitet, und Marnie machte für sie weiter. Als sie wenig später in die Küche kam, um den Laib aus dem Ofen zu holen, sah sie Tom in seine Zeitung vertieft am Tisch sitzen.
Was faszinierte ihn nur daran? Es konnte nicht allein an dem frischen Wind liegen, den Robby Jones als neuer Chefredakteur in den Stil des Blatts gebracht hatte.
„Ich verstehe das alles nicht“, sagte Tom schließlich zu ihr.
„Was denn?“
Tom warf einen Blick auf die Überschrift. „‚Criss Crossings‘. Robbys Kolumne.“
„Ach ja, die Stadtkolumne“, sagte Marnie. „Robby hat ein gutes Gespür für alles, was hier vor sich geht.“
„Ist er eigentlich für seinen Sarkasmus bekannt?“, fragte Tom.
„Sarkasmus? Nein, eigentlich nicht. Warum fragst
Weitere Kostenlose Bücher