JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
Gedanken über die Hausarbeit gemacht. Wahrscheinlich war ich ganz schön verwöhnt.“
„Isst du denn was Anständiges?“ Molly hätte sicher gewollt, dass sie danach fragte.
Er nickte. „Ich kann nicht gut kochen, und ich vergesse oft einzukaufen, aber verhungern werde ich schon nicht. Es ist nicht so, dass ich nicht allein zurechtkomme, aber ich wusste gar nicht, wie viel Arbeit so ein Haushalt macht. Ich wünschte, ich hätte nicht alles als selbstverständlich angesehen. Ich habe ihr nie gesagt, wie sehr ich all das schätze, was sie für mich getan hat.“
Sophie tat es in der Seele weh, ihn so bedrückt zu sehen. „Molly hat dich geliebt. Und sie wusste, dass du sie liebst. Du musstest ihr nichts sagen.“
Bram gab Zucker in seine Tasse und rührte versonnen den Tee um. „Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll, wenn Lammzeit ist“, gestand er. „Da brauche ich mindestens noch zwei Hände.“
Sophie, selbst auf einer Farm aufgewachsen, wusste, dass dies eine harte Zeit war. Tag und Nacht schauten die Farmer nach ihren Schafen, um sicherzugehen, dass so viele Lämmer wie möglich überlebten.
„Es ist schwer, eine Farm ganz allein zu führen.“ Sie seufzte.
„Jetzt ist mir auch klar, warum Mum so versessen darauf war, dass ich heirate. Seit sie tot ist, habe ich über sehr vieles nachgedacht“, gestand er. „Solange Mum noch lebte, musste ich mich nicht damit auseinandersetzen, dass ich Melissa verloren habe.“ Stirnrunzelnd hielt er inne, um über seine Worte nachzudenken. „Ergibt das überhaupt einen Sinn?“
„Willst du damit sagen, dass du Melissa als Entschuldigung genommen hast, dass es nie richtig mit einer anderen funktionierte?“
Reumütig sah er sie an. „So wie du es sagst, klingt es nicht besonders gut, oder? Aber ich glaube, so war es. Keine meiner anderen Freundinnen hat ein ähnliches Gefühl in mir ausgelöst wie Melissa. Wahrscheinlich habe ich es auch gar nicht erst versucht, weil Mum ja da war und alles so weiterlief wie immer.
„Und jetzt ist sie tot …“ Nachdenklich sah er vor sich hin. „Manchmal fühle ich mich ziemlich einsam“, gab er schließlich zu. „Besonders wenn ich abends allein hier sitze und überlege, wie mein Leben sein wird, wenn ich nicht heirate. Der Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Ich glaube, ich sollte Melissa ein für alle Mal vergessen und nicht jede Frau, die ich treffe, mit ihr vergleichen. Ich muss endlich in die Zukunft sehen.“
„Das ist einfacher gesagt als getan“, erklärte Sophie, die an Nick dachte, während Bram bedauernd nickte.
„Besonders wenn man den lieben langen Tag nur Schafe sieht und mit Bess redet. Da ist es nicht so leicht, eine Frau zu finden. Und je älter man wird, desto schwerer scheint es zu sein.“
Auch Sophie wurde jetzt zum ersten Mal richtig bewusst, dass es in dieser Gegend kaum Gelegenheit gab, Leute kennenzulernen. Sicher, es gab einen Pub in dem kleinen Ort, aber nur selten zog jemand Neues in die Gemeinde.
Also war es wohl tatsächlich nicht so einfach für Bram. Obwohl man annehmen sollte, dass ein gut gebauter, vermögender Single Anfang dreißig leicht eine Freundin finden müsste, dachte Sophie. Sie erinnerte sich an ihre Freundinnen aus London, die sich immer darüber beschwerten, dass jeder passable Mann bereits verheiratet sei. Bram mochte nicht im klassischen Sinne attraktiv sein, aber er war liebenswert, anständig und absolut verlässlich. Er würde einen sehr guten Ehemann abgeben.
„Du solltest mit nach London kommen“, schlug sie vor. „Da würde man sich um dich reißen.“
„Das ist sinnlos, wenn die Frauen sich dann nicht mit einem Leben auf einer einsam gelegenen Farm anfreunden können“, entgegnete Bram. „Ein zimperliches Mädchen, das die kalten Morgen und den Matsch nicht erträgt, ist nichts für mich. Offensichtlich habe ich mir da in den letzten Jahren etwas vorgemacht, denn nach Melissa kamen all meine Freundinnen aus der Stadt. Also habe ich am falschen Platz gesucht. Ich brauche ein Mädchen vom Land.“
Liebevoll sah Sophie ihn an. Ja, ein nettes Mädchen vom Land war genau das, was Bram brauchte. Und es würde doch sicher hier draußen irgendwo eine Frau geben, die glücklich wäre, mit Bram zu leben. Sie könnte in dieser wundervollen Küche kochen und würde im Winter mit Bram gemütlich vor dem knisternden Kamin sitzen.
„Ich wünschte, ich könnte dich heiraten“, sagte sie mit wehmütigem Lächeln.
Bram stellte seinen Becher ab. Die
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