JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
denn?“, fragte Bram verblüfft.
„Weil ihr Melissas Hochzeit so gut gefallen hat, und jetzt brennt sie darauf, wieder ein solches Fest zu organisieren. Sie war außer sich, als Susan Jackson letzten Sommer geheiratet hat. Du weißt ja, dass sie und Maggie Jackson seit je versuchen, sich gegenseitig auszustechen. Mum war richtig böse, dass Maggie es geschafft hatte, schon drei Töchter zu verheiraten. Und alle mit, wie Mum es ausdrückt, ‚anständigen Hochzeiten‘. Also mit Kirche, langem, weißem Brautkleid und einem Zelt im Garten.“
Traurig schüttelte Sophie den Kopf. „Mum hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich nur ein bisschen abnehmen und mich herrichten müsste, dann könnte ich mir in null Komma nichts einen Ehemann angeln. Sie fragt mich ständig, ob ich nicht je mand Nettes getroffen hätte.“
„Und was sagst du dann?“
„Ich mache ihr Spiel mit, damit ich meine Ruhe habe“, gestand sie kleinlaut. „Wenn ich jemanden treffe, lasse ich Mum in dem Glauben, dass es etwas Ernstes ist. Eine Zeitlang bin ich mit einem Typen namens Rob ausgegangen. Er ist Lehrer, und sie fand, dass er gut zu mir passt, aber heute musste ich ihr gestehen, dass ich mich nicht mehr mit ihm treffe. Sie hat mir regelrecht Vorwürfe gemacht.“
Sie strich die Haare aus der Stirn und zwang sich zu lächeln. „Mum glaubt, dass ich es nicht richtig versuche.“ Sie seufzte. „Rob ist ein netter Junge, aber …“
„Aber er ist eben nicht Nick.“
„Nein“, gestand sie traurig ein. „Das ist er nicht. Und das Problem ist, dass niemand jemals an Nick heranreicht, aber das kann ich Mum nicht sagen. Sie war sehr verärgert, weil sie gehofft hat, dass ich Rob Weihnachten mitbringen würde. Und sie wollte natürlich wissen, warum die Geschichte aus ist.“
„Und was hast du ihr erzählt?“
Sophie verzog das Gesicht, als sie sich an ihre Ausflüchte erinnerte. „Nun ja, ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also habe ich erzählt, dass ich mich in einen anderen verliebt hätte. Aber es sei alles noch so neu, und deshalb wolle ich nicht darüber sprechen. Etwas Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen“, fügte sie abwehrend hinzu, ehe Bram sie wegen ihres Einfalls verspotten konnte.
„Mum hat mich natürlich ins Kreuzverhör genommen. Und jetzt hält sie mir ständig vor, dass ich verschlossen und schwierig sei. Und sie fragt sich, warum ich nicht so nett und liebenswert wie Melissa sein könne. Das Ganze endete mit einem fürchterlichen Krach, und ich bin davongestürmt, genau wie damals, als ich noch ein Teenager war.“
Und ebenso wie früher hatte sie Zuflucht auf der Haw Gill Farm gesucht. Sophie löste sich aus der tröstlichen Umarmung, sah Bram an. Ob er überhaupt wusste, wie viel er ihr bedeutete? Er war ihr ein treuer Freund, so vernünftig und erdverbunden, so beruhigend handfest. Allein sein Anblick genügte, um ihr wieder Sicherheit und Stärke zu verleihen.
„Ich hatte nur noch einen Gedanken – zu dir zu gehen und dich zu sehen“, sagte sie ehrlich.
2. KAPITEL
Bram bedauerte, dass Sophie sich aus der Umarmung gelöst und stattdessen die Hände in den Taschen vergraben hatte. Auf der anderen Seite war er froh darüber, weil ihre Nähe an diesem Tag ein seltsames Gefühl in ihm weckte.
Er war so in Gedanken, dass er vor Schreck zusammenfuhr, als Bess einen Fasan in seinem Versteck aufspürte, der empört aufbegehrte.
Auch Sophie hatte sich erschrocken. Schuldbewusst sah sie nun zu den Heuballen, die immer noch darauf warteten, ausgeladen zu werden.
„Tut mir leid. Ich habe dich aufgehalten.“ Das Licht des Winternachmittags verblasste, und bald würde es dunkel sein. „Du hast etwas Besseres zu tun, als dir mein Gejammer anzuhören.“
„Du weißt doch, dass ich dir immer gerne beim Jammern zuhöre“, meinte er leichthin. „Aber ich sollte trotzdem diese Ballen noch ausladen.“ Er warf Sophie einen kurzen Blick zu. „Es dauert nicht lange. Willst du nicht schon mal vorausgehen und Wasser aufsetzen? Du weißt ja, was Mum immer gesagt hat …“
„Nach einer schönen Tasse Tee fühlt man sich gleich besser“, gab sie gehorsam wieder.
Molly Thoresby war immer überzeugt gewesen, dass Tee eine ausgesprochen beruhigende Wirkung hatte. Als Sophie nun lächelnd zum Farmhaus ging, konnte sie Molly förmlich vor sich sehen, wie sie an dem alten Küchenherd stand und Wasser aufsetzte, während sie selbst am Tisch saß und ihr das Herz ausschüttete.
Sicher, Sophie liebte
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