JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
umgeworfen. Sie konnte ihre Augen nicht von Nick lassen. Und obwohl sie meinetwegen versucht hat, es nicht zu zeigen, konnte ich erkennen, was in ihr vorging.“ Sie rang sich ein gequältes Lächeln ab. „Für mich war es da schon zu spät. Ich wusste, dass Nick mich nie wieder so sehen konnte wie früher, nachdem er Melissa kennengelernt hatte. Jetzt haben Melissa und Nick wenigstens die Chance, glücklich zu werden.“
„Weiß Melissa eigentlich, was du für sie getan hast?“, fragte Bram. Nur wenige Schwestern würden ein solches Opfer bringen wie Sophie.
Sie nickte. „Sie hat sich schrecklich gefühlt und sehr geweint, als ich ihr sagte, dass ich Nick nun doch nicht heiraten würde. Sie meinte, mir das nicht antun zu können, aber ich habe ihr klargemacht, dass es nicht ihre Schuld sei. Die beiden konnten ja nichts dafür, dass sie sich ineinander verliebt haben.“
„Also sind Nick und Melissa jetzt zusammen?“
„Ja.“ Sophie schaute auf ihre Hände und kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an. Sie würde nicht mehr weinen. „Nick ist hierher zu Melissa gezogen. Sie wollen zusammen ein Geschäft für Freizeitkleidung aufmachen. Im September werden sie heiraten.“ Endlich – das Schlimmste war heraus. „Deshalb bin ich auch gekommen. Mum will, dass ich mein Brautjungfernkleid anprobiere.“
„Du wirst Melissas Brautjungfer?“, fragte Bram entgeistert. „Das musst du dir doch nicht antun, Sophie. Du verlangst dir damit viel zu viel ab.“
„Es würde doch seltsam aussehen, wenn ich nicht Melissas Brautjungfer wäre“, erklärte sie. „Meine Eltern wissen ja nichts von Nick und mir. Ich glaube, es wäre schrecklich für sie, wenn sie davon erfahren würden. Außerdem wüssten sie dann gar nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollen. Deshalb habe ich Melissa vorgeschlagen, dass wir es ihnen nicht sagen.“ Sie seufzte.„Die Version für meine Eltern lautet, dass Melissa ihn getroffen hat, als sie mich in London besuchte. Mein Verlobter hat mich etwa zur gleichen Zeit sitzen lassen und hieß zufällig auch Nick. Zumindest erklärt das, warum es mir im Moment nicht sonderlich gut geht.“ Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande. „Meine Mutter glaubt, dass ich eifersüchtig bin, weil Melissa bald heiratet und ich nicht.“
Bram zog die Brauen zusammen. „Das ist nicht fair dir gegenüber.“
Sophie zuckte die Schultern. „Um ehrlich zu sein, fühle ich überhaupt nichts mehr, sodass es mir ziemlich egal ist. Melissa und Nick wollen sich hier gemeinsam etwas aufbauen. Und es ist doch sinnlos, ihnen Schwierigkeiten zu machen oder Mum und Dad damit zu belasten, die sie jeden Tag sehen. Ich glaube, es ist für alle am besten, wenn nur ich, Melissa und Nick wissen, wie es wirklich war.“ Sie schwieg einen Moment.
„Dir wollte ich es eigentlich auch nicht sagen“, fuhr sie hilflos fort. „Aber manchmal … fühle ich mich so allein. So deprimiert, unglücklich und einsam. Ich hasse mich dafür, weil ich es nicht abstellen kann. Meine Mutter sagt ständig, dass ich Melissa die Hochzeit noch verderbe, aber ich kann mit niemandem darüber reden.“ Ihre Stimme zitterte verdächtig. „Mit Melissa kann ich auch nicht sprechen, weil sie sich nur noch schuldiger fühlt, wenn sie weiß, wie schlecht es mir geht. Und sonst kennt niemand die Wahrheit.“
Tröstend legte Bram den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. „Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Du kannst immer mit mir reden, wenn du willst.“
Plötzlich hatte sie ein so überwältigendes Bedürfnis, sich an seiner starken Schulter auszuweinen, dass sie eine Weile brauchte, um sich wieder zu fassen.
„Danke, Bram. Jetzt, wo ich dir alles erzählt habe, geht es mir schon besser.“
Er löste den Arm von ihrer Schulter. „Kann ich sonst noch was für dich tun?“, fragte er schlicht.
Sophie zögerte. „Würdest du … zur Hochzeit kommen? Ich weiß, es ist nicht einfach für dich, dabei zu sein, wenn Melissa heiratet. Und ich habe fast ein schlechtes Gewissen, dich darum zu bitten. Aber es würde mir sehr viel bedeuten, wenn ich wüsste, dass dann jemand an meiner Seite ist.“
Natürlich hatte Bram Sophies Wunsch erfüllt und war zur Hochzeit gegangen. Er hatte in der kleinen Dorfkirche gestanden und Melissa angeschaut. Sie war schöner als je zuvor, während ihr Blick voller Bewunderung auf Nick ruhte. Seltsamerweise hatte es Bram nicht so wehgetan, wie er angenommen hatte.
Vielleicht, weil er zu
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