Julia Weihnachtsband Band 26
Damen nennen, da sie beabsichtigten, ihn während seines gesamten Aufenthalts mit Süßigkeiten zu versorgen. „Weiß jemand, wo Wendy ist?“
„Sie ist durch die Seitentür hinausgegangen“, erwiderte Annette und wies auf das andere Ende der Produktionshalle. „Wahrscheinlich ist sie auf dem Weg zurück in ihr Büro.“
„Danke.“
Mit einem Lächeln trat er dann in Wendys Büro. Nach seiner Begegnung mit den Verpackungsdamen verstand er nun, dass die meisten Einwohner der Stadt unbeschwert und großzügig miteinander umgingen. Er brauchte sich wegen Wendy keine Sorgen zu machen. Sie war nicht verknallt in ihn. Sie war einfach nur nett zu ihm, weil die Menschen in dieser Stadt nun mal so waren.
Er zeigte ihr seine Pralinenschachtel. „Sieh mal, was ich hier habe.“
Sie blickte nicht von ihrer Arbeit auf. „Wie nett.“
„Wie kannst du das beurteilen, wenn du nicht einmal siehst, was ich habe?“
„Du hast eine Pralinenschachtel.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe dich mit den Verpackerinnen gesehen.“
Er überlegte kurz. Sie hätte vor Freude tanzen sollen, weil er ihren Rat befolgte, sich unter die Angestellten mischte und ihnen die Sorge nahm, dass sein Vater und er die Fabrik zu schließen beabsichtigten.
Aber sie war verärgert. Warum ärgerte sie sich darüber, dass er mit den Verpackungsdamen gesprochen hatte?
Er kniff die Augen zusammen. War sie etwa eifersüchtig?
Etwas wie Genugtuung wollte sich in ihm ausbreiten, doch er ließ es nicht zu. Das war ja lächerlich. Zunächst einmal war Wendy anscheinend nicht der eifersüchtige Typ. Zweitens wollte er nicht, dass sie eifersüchtig war. Seit er wusste, wie ungünstig eine Affäre mit ihr sein würde, wollte er nur noch ein rein berufliches Verhältnis.
„Sie sind alle sehr nett“, sagte er leise.
Sie stand auf und ging mit einer Mappe zum Aktenschrank. Sie ordnete sie ein und erklärte: „Habe ich dir das nicht gesagt?“
Ihr schnippischer Ton ließ ihn aufseufzen. „Schon gut. Was hast du?“
„Nichts. Ich muss arbeiten.“
Jetzt war ihr Tonfall geradezu scharf, ihr Ärger verstärkte sich. „Warum bist du sauer?“
Sie fuhr zu ihm herum. „Ich bin nicht sauer.“
Er machte einen Schritt auf sie zu, legte seine Schachtel auf dem Aktenschrank ab und tippte mit dem Zeigefinger auf die roten Flecke auf Wendys Wangen. „Die da sagen aber etwas anderes.“
Doch noch während er sprach, begriff er, dass sie nicht ärgerlich war. Sie war traurig.
Er legte die Hand um ihr Kinn.
Mit großen grünen Augen blickte Wendy zu ihm auf, und sein Puls beschleunigte sich. Er nahm sich nicht die Zeit, die Lage einzuschätzen. Ließ die dreitausend Warnungen nicht zu, die Alarmglocken in seinem Kopf schrillen lassen wollten. Das süße, warme Gefühl in seiner Brust zog ihn in seinen Bann und drängte ihn, ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
Cullen bereute es nicht. Sie schmeckte süßer als Schokolade. Ihr weicher Mund reagierte auf seinen, natürlich, ehrlich, und seine Sehnsucht wuchs.
Er legte ihr die Hände um die Taille, und Wendy schmiegte sich in seine Arme.
Doch gerade dieses absolut vertrauensvolle Anschmiegen brachte ihn zu Verstand. Wenn sie sich miteinander einließen, würde er sie so oder so enttäuschen. Selbst wenn sich alles nach ihren Wünschen entwickelte und sie sich verliebten, wusste er doch, dass die Liebe nicht von Dauer sein würde. Seine Eltern hatten sich fast vierzig Jahre lang angegiftet. Als seine Mutter starb, hatte Cullen sogar befürchtet, sein Vater könnte erleichtert sein. Zwar hatte er auf dem Begräbnis geweint, doch schon am nächsten Tag war er auf seinem Boot, und bald besuchte er Partys mit seinen Freunden. Nach einer Woche hatte es den Anschein, als hätten alle außer Cullen seine Mutter vergessen. So etwas wollte er nicht. Mehr noch, so etwas wollte er auf keinen Fall für Wendy.
Er löste sich von ihr. Sie blinzelte zu ihm auf. Ihre schönen grünen Augen strahlten. Ihre Lippen waren feucht von seinem Kuss.
Unglücklich schloss er die Augen. „Entschuldige. Das hätte ich nicht tun dürfen. Ich will keine falschen Hoffnungen in dir wecken. Und vor allem will ich dir nicht wehtun.“
10. KAPITEL
Wendy stand beim Aktenschrank, und Cullens Kuss prickelte noch auf ihren Lippen, als ihr Chef sich hastig in sein Büro zurückzog. Er hatte seine Pralinenschachtel vergessen, doch Wendy brachte sie ihm nicht. Sie war zu bestürzt.
Nicht, weil er sie geküsst hatte, sondern weil
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