Julia Weihnachtsband Band 26
sie nicht mehr aus noch ein wusste. Sie hatte sich nicht zum Narren gemacht. Er mochte sie, wollte ihr aber nicht wehtun.
Sie hätte diese Haltung anständig finden, sogar dankbar sein sollen. Doch ein Teil von ihr ärgerte sich. Vielleicht war es ihr und Cullen nicht bestimmt, für immer zusammenzubleiben, aber sie brauchte ihn. Sie brauchte ein paar Tage oder Wochen mit einem Mann, der ihr einfach nicht widerstehen konnte, damit sie sich wieder stark und sexy fühlte. Am Donnerstag der folgenden Woche reiste er ab. Ihnen blieb nicht mehr so viel Zeit, dass der Abschiedsschmerz sie umwerfen konnte. Alles wäre völlig in Ordnung.
Doch sie würde ihm nicht hinterherlaufen. Sie wollte sich nicht lächerlich machen. Die Beschämung der letzten paar Tage hatte ihr diese Lektion eingeschärft.
Sie machte sich wieder an die Arbeit.
Er machte sich wieder an die Arbeit.
Und sie sprachen während der restlichen Woche nur noch miteinander, wenn er etwas brauchte.
Am Freitag in der Mittagspause war die Kantine erfüllt von der Nachricht, dass Cullen an der Weihnachtsfeier teilnehmen wollte. Als Wendy an diesem Nachmittag an ihrem Schreibtisch saß, behielt sie ihn im Auge und trauerte um eine wunderbare Gelegenheit, die ihr durch die Finger rann. Trotzdem, sie konnte nicht den ersten Schritt tun. Schon gar nicht auf der Weihnachtsfeier. Zu viele Menschen würden zusehen. Zu groß war die Gefahr, dass ihre Mitarbeiterinnen Zeugen ihrer Schmach wurden, wenn Cullen sie abwies.
Um fünf Uhr raste sie nach Hause, im Glauben, Mrs Brennon erinnern zu müssen, dass sie an diesem Abend kochen und auf Harry aufpassen sollte. Sie fand die mollige ältere Frau summend am Herd vor, wo sie etwas umrührte, das nach Rindsgulasch duftete.
„Sie haben daran gedacht!“
Mrs Brennon nickte. „Wie könnte ich ein Abendessen mit einem so gut aussehenden jungen Mann vergessen?“
Harry saß am Tisch, malte die Bilder in einem dicken Malbuch aus und spähte über den Rand seiner Brille zu Wendy hinauf. „Sie meint mich.“
Wendy nahm ihn in die Arme. „Natürlich, wen denn sonst?“
„Machen Sie sich jetzt auf den Weg“, sagte Mrs Brennon mit einer scheuchenden Bewegung in Wendys Richtung. „Sie müssen zu Ihrer Party.“
Wendy hastete in ihr Schlafzimmer. Rasch zog sie sich aus und duschte, brauchte aber viel zu lange, um ihre langen Haare mit dem Lockenstab in weiche Locken zu legen.
Sollte sie das schlichte ärmellose rote Kleid anziehen? Sie hatte es ausgesucht, weil sie wusste, dass es Cullen auffallen würde. Es war kurz genug, um Bein zu zeigen, aber nicht zu kurz. Eng genug, um ihre Rundungen zu betonen, aber nicht aufreizend.
Reichte das aus, um Cullens Aufmerksamkeit zu erregen?
Und wenn nicht, würde sie die Geduld verlieren und ihn zum Tanzen auffordern?
Konnte sie eine weitere Abfuhr riskieren?
Cullen, der noch nie an einer Betriebs-Weihnachtsfeier teilgenommen hatte, wusste nicht recht, was er anziehen sollte, und entschied sich schließlich für einen schlichten schwarzen Anzug mit weißem Hemd und goldfarbener Krawatte. Etwas Festlicheres führte er auf Reisen nicht mit. Doch als er den Ballsaal des Hotels betrat und sah, dass die meisten Männer Anzug, keinen Smoking, trugen, war er beruhigt.
Er ließ sich von einem Kellner einen Drink geben und sah Wendy im Gespräch mit Mitarbeitern aus der Versandabteilung. Ihr ärmelloses rotes Kleid schmeichelte ihrer Figur, und Cullen musterte sie von Kopf bis Fuß und bewunderte ihre schönen Beine.
Noch nie hatte er sie so hübsch und sexy gesehen, und er drehte sich um und entfernte sich in die entgegensetzte Richtung. Nicht weil er ihr aus dem Weg gehen wollte, sondern weil er in ihrer Nähe auf der Hut sein musste. Besonders in einem Saal voller Zeugen. Wenn er die Kontrolle verlor und sie noch einmal küsste, wäre es am Montag das Thema des Tages. Er musste hier noch eine Woche arbeiten, und die Aussicht, das Objekt von Anzüglichkeiten und Tratsch zu sein, behagte ihm nicht. Schlimmer noch, Wendy musste immer mit diesen Leuten zusammenarbeiten. Er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen.
Die Damen von seinem Schoko-Trupp umringten ihn, und er nahm die Einladung an ihren Tisch an. Sie kam ihm gerade recht. So vermied er eine weitere Gelegenheit, Wendy zu nahe zu kommen.
Nach dem Essen spielte die Band Tanz- statt Tischmusik. Cullen entschuldigte sich bei seinem Trupp und begab sich zur Bar. Unterwegs hielten ihn so viele Leute auf, dass die Band ihre
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