Julia Weihnachtsband Band 26
auf und lächelte breit.
„Hi, Cullen!“
Wendy trat zur Seite und ließ Cullen eintreten. „Hi, Harry!“, sagte er, hob den Jungen hoch und warf ihn sich über die Schulter.
Harry jauchzte vor Vergnügen, und Cullen warf einen verstohlenen Blick in Wendys Richtung. Anscheinend hatte sie nichts dagegen, dass er Harry besuchte, doch Cullen hoffte, dass sie sich noch mehr freuen würde, wenn sie den wahren Grund für sein Kommen erkannte: eine Zeit lang mit ihr allein zu sein.
„Harry wollte sich gerade bettfertig machen.“
Und genau deshalb hatte er seinen Besuch auf den Abend verlegt.
„Darf ich Harry heute die Gutenachtgeschichte vorlesen?“ Danach würden er und Wendy allein sein, und er würde entweder erkennen, dass sie nicht so nett, so perfekt, so wunderbar war und dass all diese in ihm aufgewirbelten Emotionen albern waren, oder sie würde begreifen, dass sexuelles Interesse für ihn das und nichts anderes bedeutete: sexuelles Interesse. Nicht Liebe. Ganz bestimmt nicht Ehe. Und sie würden sich miteinander einlassen. Zu seinen Bedingungen.
„Klingt gut.“ Wendy stieg die Treppe hinauf. Harry folgte ihr. Und Cullen folgte Harry.
Im Flur vor Harrys Tür blieb sie stehen und wies auf sein Schlafzimmer. „Ich lasse schon mal das Badewasser ein. Und ihr zwei könnt einen frischen Pyjama aus Harrys Kommode holen.“
Harry ging gehorsam in sein Zimmer und geradewegs zur Kommode. Er nahm einen Pyjama aus einer Schublade und verschwand dann im Bad.
Cullen lächelte. Das war einfach.
An der offenen Badtür sah er zu, wie Wendy dem Jungen das T-Shirt auszog. Über Harrys Kopf hinweg rief sie: „In der untersten Nachttischschublade liegen drei Bücher. Such dir eins aus. Harry kommt bald.“
Cullen ging zum Nachttisch, setzte sich aufs Bett und öffnete die Schublade. Er nahm eins der drei zerlesenen Kinderbücher heraus, blätterte es durch und kam zu dem Schluss, dass die Geschichte von dem Schweinchen in der Pfütze in Ordnung war.
Er warf das Buch aufs Bett, stand auf, zog seine Lederjacke aus und hängte sie über die Lehne von Harrys Schreibtischstuhl.
„Fertig“, rief Wendy eine Weile später. Cullen drehte sich um und sah sie hinter dem grinsenden Harry stehen.
„Ich auch“, sagte Harry.
„Ich habe eine Geschichte von einem Hündchen in der Pfütze ausgesucht.“
Harry verdrehte die Augen. „Du meinst, von einem Schweinchen in der Pfütze.“
Lachend ging Cullen zum Bett. „Ist doch das Gleiche.“
„Gar nicht!“ Harry war empört. „Ein Schwein und ein Hund, das ist ein Riesenunterschied.“
Wendy verbiss sich das Lachen und blieb auf dem Weg hinaus an der Tür stehen. „Ich lasse euch zwei jetzt allein.“ Sie schloss die Tür hinter sich.
Harry kroch unter die Bettdecke, nahm seine Brille ab und legte sie auf den Nachttisch. Cullen setzte sich aufs Bett.
Zwanzig Minuten später, als Harry fest schlief und Cullen glaubte, vom Lesen all dieser Verse und Stabreime Knoten in der Zunge zu haben, stieg Cullen die Treppe hinunter. Im Vorbeigehen hängte er seine Jacke an den Garderobenständer im Eingangsbereich und gesellte sich dann im Wohnzimmer zu Wendy.
Jetzt konnte es interessant werden.
Wendy hob den Blick von ihrem Buch. „Wie war’s?“
„Er schläft wie ein Murmeltier.“ Lässig setzte er sich neben sie aufs Sofa. Nicht zu dicht, um anzüglich zu wirken, aber auch nicht zu weit entfernt, um sein Vorhaben zu behindern.
„Aber ich sollte lieber noch ein bisschen bleiben, für den Fall, dass er schlecht träumt und aufwacht.“
Wendy legte ihr Buch auf den Tisch und griff nach einer bauchigen gelben Kanne. „Heißer Kakao. Möchtest du eine Tasse?“
„Gern.“
Sie schenkte die leuchtend gelben Becher auf dem Bambustablett voll und reichte ihm einen.
„Riecht gut.“ Aber sie roch noch besser. Ihr Duft wehte ihm um die Nase. Vermutlich war es ihr Shampoo. Bei jeder Bewegung tanzten ihre langen roten Locken und setzten einen leichten Blumenduft frei. Seine Hormone gerieten in Aufruhr. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Er trank ein Schlückchen. „Schmeckt wirklich gut.“
„Ich koche nicht oft Kakao, weil er dick macht und viel zu viel Cholesterin enthält.“
Aber dieser Abend war ein besonderer Abend. Verdammt noch mal! Sie musste es nicht einmal aussprechen. Er verstand auch so. Denn er spürte es auch, das seltsame Gefühl, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein, füllte ihn ganz aus. Sosehr er sich bemühte, die Sache nur als
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