Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
atemlos. „Ich werde es jedenfalls tun. Mehr gibt es für uns nicht und wird es auch nie geben. Man nennt das Sex, nicht Liebe. Sex. Und du weißt ebenso wie ich, dass du ohne nicht auskommst und ohne mich nicht leben kannst“, warnte er sie triumphierend, ohne sie freizugeben.
Sasha stand nur stumm da. Jetzt wusste sie, was sie tun musste.
Um drei Uhr morgens betrat Sasha die Eingangshalle des Hotels, in dem Carlo abgestiegen war. Anfangs weigerte die Empfangsdame sich, ihn anzurufen, doch schließlich gab sie nach.
„Sie möchten zu ihm heraufkommen“, erklärte sie Sasha widerwillig.
Offensichtlich hatte Carlo geschlafen. Im seidenen Morgenmantel öffnete er Sasha – ein alter Mann. Einen offensichtlicheren Gegensatz zu Gabriel hätte es kaum geben können. Gabriel schlief nackt, er war auf der Höhe seiner Manneskraft. Im grellen Oberlicht wurde Sasha zum ersten Mal richtig bewusst, wie alt Carlo war – weit älter, als sie gedacht hatte.
„Ich habe Gabriel verlassen“, sagte sie und brach in Tränen aus.
Carlo führte sie zu einem Sessel und ließ sie Platz nehmen. Dann fragte er mitfühlend: „Du bist schwanger, stimmt’s?“
8. KAPITEL
Sasha schlug die Bettdecke zurück und verließ das Bett. Sie würde sowieso nicht mehr schlafen können. Die Vorhänge waren zugezogen, doch an den Seiten drang bereits das erste schwache Licht des neuen Tages zu ihr herein.
Es war fünf Uhr morgens, und eigentlich sollte sie schlafen, statt sich mit alten Geschichten zu quälen.
Nachdem Carlo ihr Geheimnis so mühelos erraten hatte, war sie zusammengebrochen. Unwillkürlich durchlebte sie alles erneut, als wäre es gestern gewesen …
„Ich habe Gabriel gesagt, dass ich ihn liebe, aber er wollte davon nichts wissen“, gestand sie Carlo schluchzend. „Er will nur Sex von mir. Ansonsten empfindet er nicht das Geringste für mich.“
Ihr romantischer Traum vom ewigen Glück mit Gabriel war wie ein schöner Luftballon von einer Minute zur anderen zerplatzt. In ihrer Verzweiflung wollte sie jedoch einfach nicht wahrhaben, dass Gabriel sie nicht liebte.
„Glaubst du, er wird es sich vielleicht noch anders überlegen?“, fragte sie Carlo unter Tränen. „Willst du nicht einmal mit ihm reden?“
„Dann müsste ich ihm wohl oder übel auch von dem Baby erzählen“, gab er zu bedenken. „Vergiss nicht, Sasha, dass er möglicherweise ganz anders reagieren wird, als du es dir erhoffst. Es könnte auch sein, dass er das Kind nicht will und dir vorschlägt …“
In diesem Moment tat sie unbewusst den ersten zaghaften Schritt zum Erwachsenwerden. Ohne an ihre eigenen Bedürfnisse zu denken, legte sie sich die Hand schützend auf den immer noch flachen Bauch und stellte sich der brutalen Wahrheit.
„Nein“, erwiderte sie entschlossen. „Von dem Baby darf Gabriel nie erfahren.“
Daraufhin verhielt Carlo sich einfach wunderbar und nahm alles in die Hand.
Er charterte eine Privatmaschine, heiratete Sasha, ehe sie es sich anders überlegen konnte, und machte ihr klar, diese Lösung sei für alle Beteiligten am besten. In ihrer Not sah Sasha es auch so. Zwar hätte er altersmäßig ihr Großvater sein können, aber immerhin war er ein Blutsverwandter des Babys, das sie erwartete. Er hatte keine eigenen Kinder, war ein reicher Mann, der liebend gern Vater werden wollte, und ihre Ehe würde nur auf dem Papier bestehen.
Es war ihr einfach nicht bestimmt, Gabriels Ehefrau und auch offiziell Mutter seines Babys zu werden, versuchte Sasha sich einzureden, als der Mut sie zu verlassen drohte. Auf keinen Fall sollte ihr Kind eine Jugend haben wie sie. Sie würde ihm alle Liebe schenken, deren sie fähig war – die Liebe, die sein Vater verschmähte.
Carlo hatte darauf bestanden, dass sie einen teuren, hoch qualifizierten New Yorker Spezialisten konsultierte. Glücklicherweise hatte dieser schnell erkannt, dass Sasha ein Problem hatte. In den Beratungssitzungen vor und nach der Geburt der Zwillinge half der Arzt ihr, zu begreifen, dass übertrieben starke Liebe einem Kind ebenso schaden konnte wie gar keine. Diese Einsicht hatte sie letztlich Carlo zu verdanken, der ihr zu den Sitzungen geraten hatte. Es war sein größtes Geschenk an sie alle.
Als die Zwillinge die ersten tollpatschigen Schritte unternahmen und schließlich ohne Hilfe zu laufen begannen, wagte auch sie gefühlsmäßig die ersten Schritte in die Unabhängigkeit. Gemeinsam mit den Zwillingen reifte sie. Die Liebe zu ihren Kindern heilte
Weitere Kostenlose Bücher