Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
Lächeln.
„Ich verabscheue ihn“, meinte er leise.
„Wen? Enrique?“
„Ja. Vor ein paar Monaten wusste ich nicht einmal, dass er existiert.“
Anton starrte in sein Glas, als könne er dort die Geheimnisse der Welt ergründen. „Bei mir war’s ebenso.“
„Ich wusste es“, begann Nick vorsichtig. „Ich habe ihn sogar einmal getroffen.“
Seine Brüder sahen ihn überrascht an. „Und? Wie war er?“
„Nun … Es gab eine Zeit, da hätte ich gesagt, er war herzlos.“
Anton beugte sich vor. „Und jetzt?“
Nick zuckte die Schultern. „Jetzt würde ich behaupten, er war ein Mann wie wir. Nur dass ihm nicht klar war, was ein Mann zu sein bedeutet, bis es zu spät für ihn war.“
Nachdenkliches Schweigen herrschte am Tisch, dann stieß Jake die Luft aus den Lungen.
„Vielleicht hast du recht. Schließlich hat er mich durch sein Testament zu meiner Frau geführt. Vermutlich schulde ich ihm sogar etwas.“
Beide Brüder nickten. „Ja, bei uns war es genauso.“
„Und trotzdem …“, fuhr Jake vorsichtig fort, weil er nicht wusste, wie seine Brüder dazu standen, „… von dem Geld will ich nichts. Ihr könnt das natürlich anders sehen, und das ist auch in Ordnung, aber …“
„Ich habe Estes bereits gesagt, was er mit meinem Drittel machen kann“, warf Anton ein.
„Hoffentlich sehr anschaulich.“ Nick grinste und winkte dem Barkeeper, noch eine Runde zu bringen.
„Um genau zu sein, meine Frau wird den Anteil bekommen. Es ist eine lange Geschichte, aber Enrique hat es so eingerichtet, dass das Geld an Cristina übergeht, wenn ich ablehne.“ Anton lächelte breit. „Sie wird es gut einzusetzen wissen. Sie hat eine Ranch, und es gibt da ein Stück Regenwald, das bewahrt werden muss.“ Er schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, es bleibt keine Zeit, um das alles jetzt zu erzählen. Aber sicher ist, dass das Geld für einen guten Zweck verwendet wird.“
„Mein Anteil geht an ein Waisenhaus“, berichtete Nick. „Das war Tessas Idee. Ich finde es perfekt.“
„Und du?“, fragte Anton Jake.
Jake runzelte die Stirn. „Ich bin noch nicht weiter gekommen, als dass ich die Scheine ins Meer werfen wollte. Aber wenn ich euch beide so höre … da ist mir gerade etwas eingefallen.“ Er wartete, bis der Barkeeper die Drinks abgestellt hatte, bevor er fortfuhr: „Catarina hat eine schlimme Kindheit hinter sich, eingeschlossen in einer Klosterschule, die eher an ein Mausoleum erinnert.“ Lächelnd hob er sein Glas. „Gentlemen, trinken wir auf die soeben gegründete Stiftung der Catarina-Elena-Teresa-Mendes-Ramirez-Schule für junge Mädchen. Junge Mädchen, nicht junge Damen.“
Die drei stießen an und tranken. Nick sah auf seine Uhr.
„Es wird Zeit.“
Jake nickte. „Dann lasst uns gehen.“
„Erst will ich noch Tessa anrufen. Sie hat sich Sorgen gemacht, wie es wohl laufen würde.“
„Cristina auch“, bemerkte Anton mit einem Lächeln.
„Cat gehört mit auf die Liste.“ Jake zog sein Handy hervor, doch dann sah er auf. „Anton, Nick? Bevor wir unseren Frauen Bescheid sagen … äh …“
„Was?“
„Nun, ich dachte … Da gibt es ein wirklich gutes Restaurant, ganz in der Nähe, wo Catarina und ich wohnen. Eigentlich genau der richtige Ort, um einen Tisch für sechs zu reservieren und den Abend damit zu verbringen, einander kennenzulernen.“
Niemand antwortete. Jake spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
„Natürlich, ich verstehe“, sagte er brüsk. „War auch nur so eine Idee.“
„Nein, du verstehst nicht.“ Nick sprach als Erster, mit belegter Stimme. „Ich hatte nur … ich meine … ich bekam die Worte einfach nicht heraus.“
„Ich auch nicht“, gestand Anton und fügte an: „Ich halte das für eine großartige Idee.“
„Genau, großartig“, bestätigte Nick. „Gib uns Namen und Adresse von diesem Restaurant.“
Alle drei Männer lächelten. Dann wählten sie Nummern auf ihren Handys und wandten sich ein wenig ab, um mit den Frauen zu reden, die sie anbeteten.
Augenblicke später traten die drei Ramirez-Brüder gemeinsam ins Sonnenlicht hinaus.
Zusammen, für immer.
– ENDE –
Zauber der Wüste
PROLOG
„Was für eine unmögliche Situation.“ König Mukhtar von El Deharia schritt gereizt in seinen Privatgemächern auf und ab.
Prinzessin Lina blieb unbeeindruckt, was ihr einen tadelnden Blick von ihrem Bruder einbrachte. „Du lächelst. Findest du das etwa komisch? Ich habe drei Söhne in heiratsfähigem Alter. Drei!
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