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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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Grab und der Statue gefragt?«
    »Falsch!«, gab ich zurück. »Als wir bei der Polizei waren, hat er mich gefragt, ob ich etwas über eine Statue mit goldenen Augen weiß. Mit goldenen Augen! Er hatte eindeutig keine Ahnung ...«
    »Er hatte eindeutig jede Menge Ahnung!«, fauchte Janice. »Der älteste Trick der Welt: Tu so, als wüsstest du von gar nichts. Begreifst du denn nicht, dass er mit dir spielt wie mit einem Glockenspiel?«
    »Was unterstellst du ihm? Dass er wartet, bis wir die Steine gefunden haben, und sie uns dann ... stiehlt?« Noch während ich die Worte aussprach, wurde mir klar, dass sie absolut plausibel klangen.
    Janice riss beide Hände hoch. »Willkommen in der Realität, mein kleiner Dummkopf. Ich würde vorschlagen, du verpasst diesem Typen einen Tritt in den Hintern, und zwar pronto. Anschließend ziehst du zu mir in mein Hotel. Wir lassen es einfach so aussehen, als wärst du zum Flughafen ...«
    »Und dann? Sollen wir uns in deinem Hotelzimmer verstecken? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Siena ist ein Dorf.«
    »Überlass die Organisation einfach mir.« Janice malte sich das Ganze bereits vor ihrem geistigen Auge aus. »Glaub mir, dieses spettacolo habe ich in null Komma nichts auf die Beine gestellt.«
    »Du bist so verdächtig leichtsinnig«, stellte ich fest. »Vergiss nicht, wir hängen da gemeinsam drin ...« »Jetzt ja.«
    »... und nur zu deiner Information: Ich lasse mich lieber von ihm reinlegen als von dir.«
    »Schon klar«, fauchte Janice beleidigt, »und zur Belohnung darf er dich auch noch flachlegen, was? Warum läufst du ihm nicht gleich hinterher? Bestimmt ist er dir liebend gern zu Diensten. Währenddessen werde ich mal nachsehen, wie es unserem Cousin Peppo geht. Und bilde dir bloß nicht ein, dass ich dich mitnehme.«
     
    In Gedanken versunken ging ich zum Hotel zurück. Egal, wie ich es drehte oder wendete, Janice hatte recht. Ich sollte Alessandro nicht vertrauen. Das Problem war, dass ich ihm nicht nur vertraute, sondern darüber hinaus im Begriff war, mich rettungslos in ihn zu verlieben. In meinem Gefühlsüberschwang schaffte ich es sogar fast, mir einzureden, dass auf Janices verschwommenen Fotos jemand anderer zu sehen war und er mich nur aus falsch verstandener Ritterlichkeit beschatten ließ. Außerdem hatte er versprochen, mir zu erzählen, wie das alles zusammenhing. Es war schließlich nicht seine Schuld, dass wir ständig gestört wurden. Oder doch? Wenn es ihm wirklich so ein Anliegen war, mir die Wahrheit zu sagen, warum hatte er dann gewartet, bis ich das Thema von mir aus ansprach? Wieso hatte er mich, als Janice uns vorhin unterbrach, nicht einfach gebeten, ihn zum Monte dei Paschi zu begleiten, und mir unterwegs die wichtigsten Punkte der Geschichte erzählt?
    Kurz vor dem Hotel Chiusarelli bremste neben mir eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben. Eines der hinteren Fenster wurde halb heruntergelassen, und Eva Marias lächelndes Gesicht kam zum Vorschein. »Giulietta«, rief sie, »was für ein Zufall! Sie müssen unbedingt für einen Moment einsteigen und ein Stück türkischen Honig mit mir essen!«
    Während ich mich auf dem cremeweißen Ledersitz gegenüber Eva Maria niederließ, ertappte ich mich bei dem Gedanken, ob ich wohl gerade in irgendeine Art von Falle trat. Andererseits hätte Eva Maria mich längst durch Alessandro entführen lassen können, wenn ihr danach gewesen wäre. Bestimmt hatte er ihr bereits erzählt, dass ich ihm mittlerweile aus der Hand fraß - oder zumindest trank.
    »Ich freue mich so, dass Sie noch hier sind!«, rief Eva Maria überschwänglich, während sie mir eine Satinschachtel mit Süßigkeiten hinhielt. »Ich habe ein paarmal bei Ihnen angerufen, müssen Sie wissen. Hat man Ihnen meine Nachrichten denn nicht ausgerichtet? Ich habe schon befürchtet, mein Patensohn hätte Sie vergrault. Ich muss mich für ihn entschuldigen. Er ist sonst gar nicht so.«
    »Keine Sorge«, antwortete ich, während ich mir den köstlichen Zuckerguss von den Fingern leckte und mich gleichzeitig fragte, inwieweit sie über meine Beziehung zu Alessandro informiert war. »Er ist neuerdings sehr nett zu mir.«
    »Tatsächlich?« Sie musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen, als wäre sie einerseits froh über die gute Nachricht, anderseits aber leicht verstimmt, weil sie nicht auf dem Laufenden war. »Das ist gut.«
    »Es tut mir leid, dass ich Ihre Geburtstagsfeier so abrupt verlassen musste ...«, fuhr ich fort und

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