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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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beiseite. »Ich dachte, du wärst tot! Was hätte ich denn tun sollen?«
    Ich stieß einen theatralischen Seufzer aus, schüttelte den Kopf und ließ mich wieder zurücksinken. »So viel zu der Gravur an Romeos Ring, Treu durch die Jahrhunderte.«
    »Hey ! « Alessandro beugte sich stirnrunzelnd über mich. »Vergiss nicht, dass Romeo den Ring Giulietta geschenkt hat ...«
    »Wie vorausblickend von ihm.«
    »Tja ...« Er sah mir in die Augen, wirkte aber nicht allzu glücklich über die Wendung, die unser Gespräch genommen hatte. »Dann verrate mir doch mal, Giulietta aus Amerika ... warst du mir denn treu durch die Jahrhunderte?«
    Er meinte das halb scherzhaft, doch für mich war es kein Scherz. Statt ihm darauf eine Antwort zu geben, fixierte ich ihn entschlossen und fragte geradeheraus: »Warum bist du in mein Hotelzimmer eingebrochen?«
    Obwohl er bereits auf das Schlimmste gefasst war, hätte ich ihn nicht schlimmer schockieren können. Ächzend rollte er sich zur Seite und schlug die Hände vors Gesicht, ohne auch nur für eine Sekunde so zu tun, als beruhte das Ganze irgendwie auf einem Missverständnis. »Porca vacca!«
    »Ich nehme mal an«, sagte ich, während ich blieb, wo ich war, und in den Himmel hinaufblinzelte, »du hast eine richtig gute Erklärung dafür. Denn wäre ich nicht dieser Meinung, dann wäre ich jetzt nicht hier.«
    Wieder stöhnte er. »Ich habe tatsächlich eine, aber ich darf sie dir noch nicht verraten.«
    »Wie bitte?« Abrupt richtete ich mich auf. »Du verwüstest mein Zimmer, willst mir aber nicht sagen, warum?«
    »Was? Nein!« Alessandro setzte sich ebenfalls auf. »Das war ich nicht ! Es hat schon vorher so ausgesehen ... ich dachte, du hättest es selbst so zugerichtet!« Als er meinen Blick bemerkte, warf er mit einer hilflosen Geste beide Arme in die Luft. »Glaub mir, es stimmt! Nachdem du wegen unseres Streits an dem Abend das Restaurant verlassen hattest, bin ich zu deinem Hotel, um ... ich weiß auch nicht. Aber als ich dort ankam, sah ich dich von deinem Balkon klettern und davonhuschen ...«
    »Nie im Leben!«, rief ich aus. »Warum um alles in der Welt hätte ich das tun sollen?«
    »Na schön, dann warst du es eben nicht«, entgegnete Alessandro, dem das Thema sichtlich unangenehm war, »aber es war definitiv eine Frau, die noch dazu große Ähnlichkeit mit dir hatte. Das Chaos in deinem Hotelzimmer geht auf ihre Rechnung. Als ich kam, stand die Balkontür bereits offen, und der Raum sah aus wie nach einem Bombeneinschlag. Ich hoffe, du glaubst mir.«
    Ich fasste mir an den Kopf. »Wie kannst du von mir erwarten, dass ich dir glaube, wenn du mir nicht mal sagst, warum du dort warst?«
    »Es tut mir leid.« Er zupfte mir einen Thymianzweig aus dem Haar. »Ich wünschte, ich könnte es dir sagen. Aber es steht mir nicht zu, dir diese Geschichte zu erzählen. Hoffentlich bekommst du sie bald zu hören.«
    »Von wem? Oder ist das auch ein Geheimnis?«
    »Ich fürchte, ja.« Er wagte ein Lächeln. »Aber ich hoffe, du glaubst mir, wenn ich dir sage, dass ich in guter Absicht kam.«
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich selbst nicht fassen konnte, dass ich das so einfach mit mir machen ließ. »Ich muss verrückt sein.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Ist das deine Art, ja zu sagen?«
    Immer noch ein wenig wütend stand ich auf und klopfte mir mit ein paar heftigen Bewegungen den Staub vom Rock.
    »Komm her ...« Er griff nach meiner Hand und zog mich wieder zu sich auf den Boden. »Du kennst mich doch. Du weißt, dass ich dir niemals wehtun könnte.«
    »Falsch«, antwortete ich und wandte den Kopf ab. »Du bist Romeo. Du bist derjenige, der mir so richtig wehtun kann.«
    Aber als er mich daraufhin in seine Arme zog, leistete ich keinen Widerstand. Es war, als bräche in mir eine Mauer zusammen - sie war schon den ganzen Nachmittag am Bröckeln -, so dass ich mich plötzlich weich und willenlos fühlte und kaum über den gegenwärtigen Moment hinaus denken konnte.
    »Glaubst du wirklich an Flüche?«, flüsterte ich, in seine Arme gekuschelt.
    »Ich glaube an Segnungen«, antwortete er dicht neben meiner Schläfe. »Ich glaube, dass es für jeden Fluch einen Segen gibt.«
    »Weißt du, wo sich der Cencio befindet?«
    Ich spürte, wie seine Armmuskeln sich anspannten. »Ich wünschte, ich wüsste es. Ich möchte ihn genauso sehr zurückhaben wie du.«
    Ich blickte zu ihm hoch, um herauszufinden, ob er log. »Warum?«
    »Weil ...« - er begegnete meinem argwöhnischen

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