Julian und das Ende der Nacht
zwanzig Jahren im Wohnzimmer ihrer Großmutter aufgetaucht war, um sie in die höchste Ebene zu holen, wo Kairon persönlich ihr wieder Leben einhauchte.
„Jared hat uns angegriffen“, erklärte Rafael wütend.
„Soll ich dich heilen?“ Gabriel erhob sich.
„Nein danke, meine Selbstheilungskräfte haben schon eingesetzt, zum Glück war die Verwundung nicht tödlich“, erwiderte Saphira.
„Dass Avatare heilen können, hast du uns damals unterschlagen“, rügte Kassandra Thomas, der vor ein paar Monaten bereitwillig über die Kräfte und Fähigkeiten der Avatare, Götter und Söhne der Nacht Auskunft gegeben hatte.
„In jener Nacht herrschte sehr viel Aufregung“, verteidigte sich Thomas. Ewan wandte sich an Diana. „Würdest du bitte Henry holen, da Jared außer Rand und Band ist, müssen wir schnell handeln und Henry kennt Jared am besten.“ Diana nickte und eilte davon.
„Wieso schickst du Henry keine telepathische Botschaft?“, hakte Kassandra neugierig nach, bedauerte sie doch noch immer, ohne übersinnliche Fähigkeiten zu sein. „Wir haben uns versprochen, so normal wie möglich zu leben“, erklärte Ewan kurz angebunden, hatte er doch andere Sorgen.
„Da wir gerade bei Normal sind, setze dich bitte zu uns, Julian, und versuche das Frühstück.“ Freundlich lächelte Cara Julian an. Ohne zu widersprechen, doch mit wild klopfendem Herzen nahm Julian neben Sara Platz und ließ seinen Blick über den Tisch schweifen.
„Trau dich“, machte Cara ihm Mut. Zögernd griff Julian nach einem belegten Brötchen und führte es zum Mund. Während ihn acht Augenpaare durchbohrten, schloss Sara ihre Augen und betete: “Oh, bitte Gott, lass es funktionieren.“
„Was mache ich damit?“, fragte Julian ratlos. Er hatte sich nie für menschliche Nahrung interessiert, nie hatte er gegessen und er hatte auch niemandem dabei zugesehen. Laras Blick wanderte zur Treppe, wo Diana und Henry standen. Gebannt hing Henrys Blick an Julian, der im Begriff war, menschliche Nahrung zu sich zu nehmen.
„Kommt her!“, rief Lara, „keine Angst Henry, dir kann nichts passieren, die Vorhänge sind zu.“ Diana lachte lauthals. „Sieh an, am Ende der Nacht geschehen noch Zeichen und Wunder.
„Du solltest deinen Mund öffnen und mit deinen Zähnen ein Stück von diesem Brötchen abbeißen, dann fängst du an zu kauen“, erklärte Gabriel Julian amüsiert.
„Was bedeutet kauen?“ Julian wirkte genervt. „Sieh' uns einfach zu“, bat Cara. „Du hältst am besten auch die Augen offen, Henry“, charmant lächelte Lara Henry an, der von so viel Freundlichkeit irritiert wirkte.
„Seit wann liegt dir Henrys Wohl am Herzen?“, wunderte sich Diana.
„Seit ich weiß, dass Henry bald seine Essgewohnheiten ändern wird.“
„Sobald Jared vernichtet ist, beginnen wir“, versprach Ewan.
25
„Verdammt“, fluchte Jared, verärgert darüber, dass sein Energieball Saphira nur gestreift hatte. Doch die frühe Morgensonne stimmte ihn rasch wieder versöhnlich. Mit neugierigen Augen betrachtete Jared eine Welt im Licht und genoss die Wärme der Sonne auf seiner Haut, bis das Klingeln seines Handys seine Aufmerksamkeit forderte. Jared warf einen genervten Blick aufs Display, wo der Name Jake geschrieben stand. Nach kurzem Zögern führte Jared sein Handy ans Ohr. „Was?“.
„Wo zum Teufel steckst du? Wir haben uns die ganze Nacht Sorgen gemacht“, beklagte sich Jake. „Außerdem hatten wir letzte Nacht ein interessantes Essen. Eine Frau mit verrückten Gedanken. Sie glaubte, unser Blut würde Richard aus der Unterwelt befreien. Ist Richard nicht der Gott, von dem du uns erzählt hast?“ Jared horchte auf.
„Ich komme gleich zu euch und erkläre euch alles.“
„Was soll das heißen, du kommst gleich zu uns, es ist helllichter...“ Die Leitung knackte. „So ist es also“, fauchte Jared. „Mein nichtswürdiger Vater oder mein verräterischer Bruder haben ihr Blut im Spiel.“ Zielstrebig schlug Jared den Weg zu dem Versteck seiner Brüder ein.
26
„Ich hoffe, dass alles bald vorbei ist“, seufzte Saphira.
„Sehnsucht nach deinen Sterblichen?“, neckte Cara ihre Schwester.
„Wieso weißt du von ihm, liest du meine Gedanken?“, fuhr Saphira Cara an.
„Was kann ich dafür, dass du so laut an ihn denkst“, rechtfertigte sich Cara.
„Ein Sterblicher?“ Ewan klang vorwurfsvoll.
„Er wird nicht mehr lange sterblich sein. Ich werde ihn verwandeln“, erwiderte Saphira schnippisch. „Ich kenne
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