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Julian und das Ende der Nacht

Titel: Julian und das Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Cara Wagner
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Nächte, in denen er sich am Licht der Kerzen wärmte, hatte Jared tief in seine Seele verbannt, dorthin, wo auch seine Brüder lebten. Jared lächelte kalt. An der Seite seiner Brüder hatte es niemals Siege gegeben, nur Verwundungen, Blut und Tod. Gedemütigt durch die Macht der Avatare, war den Söhnen der Nacht nur die Schmach geblieben, in dreckigen Verstecken ihre Wunden zu lecken. „Lilith“, flüsterte Jared und schwor sich, die Frau zu finden, die ihm eine neue Welt eröffnet hatte, indem sie ihm vom Buch des Bösen erzählte. Mit zitternden Händen zog Jared seine Sonnenbrille aus dem Hosenbund, um seine Augen vor der Sonne zu schützen. Gebannt beobachtete Jared, wie sich ein gelbes Licht stolz am Horizont erhob.
    Ein überwältigendes Glücksgefühl durchströmte Jared. Stunden stand er bewegungslos und sichtbar für eine Welt, die ihn schon bald fürchten musste. Jared spürte, wie die Kälte seiner Haut langsam im Licht der Sonne schmolz. Weinend sank Jared auf seine Knie. Am Ende der Nacht gab es einen Morgen - nun auch für ihn.

20
    Nach einer unruhigen Nacht in der Laras Gedanken um Julian, Sara, Diana, Henry und Jared gekreist waren, kam sie, gefolgt von Gabriel die Treppe vom zweiten Stock herunter, um mit Gabriel einen Morgenspaziergang zu machen. Plötzlich blieb Lara wie angewurzelt am Treppenende stehen.
    „Oh mein Gott. Wenn er jetzt noch übers Wasser läuft, falle ich in Ohnmacht.“
    „Wen meinst du?“, wunderte sich Gabriel, der hinter Lara stehen geblieben war.
    „Werfe mal einen Blick auf unser neues Liebespaar.“ Gabriel ließ seinen Blick zu den zwei Personen auf dem Sofa schweifen, die sich eng umschlungen hielten. „Das muss an den Genen seiner Mutter liegen“, stellte Gabriel fest und beobachtete, wie das sanfte Licht der Morgensonne in Julians Gesicht schien. „Das hätte schief gehen können. Du hast sicher nur vergessen, gestern Nacht die Vorhänge zuzuziehen. Lara schwieg schuldbewusst. Gabriel packte Lara an den Schultern und drehte sie zu sich um. Er blickte Lara tief in die Augen.
    „War es ein Versehen?“
    „Nein“, gab Lara kleinlaut zu. „Ich wollte nicht noch jemanden in der Familie haben, der Menschen isst.“
    „Sie trinken ihr Blut“, stellte Gabriel klar. „Mir gefällt das auch nicht, doch wie du siehst, hat Julian überlebt und Ewan erzählte gestern, dass Julian auch normale Nahrung zu sich nehmen kann. Wahrscheinlich hat es ihm nie jemand gesagt und was Henry betrifft, hoffe ich, dass Ewan ihn umwandelt.“
    „Ginge das denn?“ Überrascht riss Lara die Augen auf. „Es würde einige Zeit dauern, doch nach und nach könnte Ewan Henrys Blut zu hundert Prozent umwandeln.“
    „Denkst du, er wird es tun? Bis jetzt hat Ewan nie etwas Derartiges erwähnt.“
    „Ich rede mit Ewan“, versprach Gabriel. „Ich bin sicher, er hatte nur noch keine Zeit, darüber nachzudenken, bei all dem Ärger, den seine Söhne machen.“
    ***
    Leise Stimmen drangen an Saras Ohr und weckten sie langsam auf. Verschlafen öffnete Sara die Augen. Das Sonnenlicht, das in den Raum fiel, ließ sie blinzeln. Sara hob den Kopf von Julians Brust und betrachtete überglücklich sein makelloses Gesicht. Bis ihr Amandas Satz: “Die Söhne der Nacht sterben im Sonnenlicht“, durch den Kopf schoss. Hysterisch schrie Sara auf. Erschrocken schauten Lara und Gabriel zum Sofa.
    „Julian, Julian! Wach auf!“ Heftig rüttelte Sara Julians Schultern. Mühsam öffnete Julian seine Augen und schrie auf, als grelles Licht ihn blendete. Zum Schutz legte er beide Hände auf seine schmerzenden Augen. „Was zum Teufel ist das?“, fluchte Julian.
    „Tut mir leid!“, rief Lara und rannte zum Fenster um die Vorhänge zu schließen. „Geht es wieder?“, fragte Lara kleinlaut, als sie sich zu Julian umwandte. Zögernd nahm Julian die Hände von seinen Augen.
    „Schon besser!“, knurrte er. „Dein Vater hat gestern erwähnt, dass deine Mutter eine Auserwählte war und du deshalb im Licht leben und normale Nahrung zu dir nehmen kannst“, erklärte Gabriel, der Lara zum Fenster gefolgt war.
    „Wir haben Schreie gehört, was ist passiert?“ Aufgelöst kam Diana gefolgt von Cara, Ewan, Amanda und Rafael die Treppe herunter.
    „Ich hatte vergessen die Vorhänge zu schließen“, bekannte Lara kaum hörbar. „Das Licht brannte in Julians Augen.
    „Wie geht es dir, Sohn?“, fragte Ewan besorgt. „Mir geht es gut und ich bin nicht dein Sohn. Mein Vater ist James“, erwiderte Julian

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