Julians süßes Blut (German Edition)
... vielleicht hast du ja Lust, nachher noch zu mir zu kommen.« Und leise fügte er hinzu: »Ich denke, ich habe noch was gutzumachen.«
Julian war überrascht. »Klar kann ich noch zu dir kommen. Aber wenn du ...«
»Nein, ich will dir nichts antun, oder so«, unterbrach Gabriel ihn schnell.
»Gut, wenn ich hier fertig bin, komm ich zu dir rüber, ja?«
Gabriel nickte langsam und verließ Julians Räumlichkeiten.
Einige Zeit später saßen Gabriel und Julian in Gabriels Zimmer und rauchten einen Joint. Julian hatte sich entspannt gegen Gabriels Bett gelehnt und dachte darüber nach, wie normal das alles für ihn geworden war. Und wie normal das alles hätte sein können, wenn Gabriel ein Mensch gewesen wäre. Doch im Moment unterschied ihn auch nicht viel von einem normalen Jugendlichen – wenn man ihm nicht gerade in die Augen sah.
Sie waren so vertieft in ihre eigenen Gedanken, daß sie Alex zunächst nicht bemerkten, der den Raum betreten hatte.
Alex sah die dünnen Rauchwölkchen. Der süße Geruch war verräterisch. Als Julian ihn bemerkte, erstarrte er.
»Geh in dein Zimmer, Julian.« Seine Stimme war dunkel und kalt.
Julian wagte nicht, ihm in die Augen zu schauen. Zitternd erhob er sich und verließ das Zimmer. Brians Worte klangen in seinen Ohren. Mach ihn nicht wütend, Julian .
Gabriel starrte Alex an. Scheinbar ungerührt zog er an dem Joint und behielt den Rauch lange in den Lungen, ehe er ihn durch Nase und Mund entweichen ließ.
»Tu’ ihm nicht weh, Alex«, sagte er schließlich leise. »Es war meine Schuld.«
»Und – soll ich dich dafür bestrafen?« fragte Alex spöttisch.
Gabriel sah ihn lange an, dann zuckte er mit den Schultern. »Er hat Angst vor dir. Er hat Angst vor den Schmerzen. Und – ich habe ihn quasi eingeladen.«
»Ist das eine Erklärung – eine Entschuldigung – oder was?« Alex’ Stimme klang nicht besonders wütend, fand Gabriel. Er nahm auch keine Spannung wahr.
Alex trat sehr dicht an Gabriel heran und zwang ihn aufzustehen. Und obwohl Alex nicht viel größer und ausgesprochen schlank war, kam Gabriel sich sehr zierlich vor.
Mit dem Zeigefinger tippte Alex dem Jungen hart vor die Brust. »Du scheinst etwas Elementares nicht zu verstehen, mein Lieber. Julian ist ein Mensch, und es schadet ihm, wenn er Drogen konsumiert. Und ich habe nicht vor, ihn zu einem Vampir zu machen, weil er seinen Körper ruiniert oder im Rausch aus dem Fenster springt oder sowas. Ist das einleuchtend?«
Gabriel nickte eingeschüchtert. »Ja. Aber – bitte – tu’ Julian nicht weh heute. Es war wirklich meine Schuld. Ich hatte noch etwas gutzumachen, und ich wußte, daß er sich über eine Tüte freuen würde.«
Alex lächelte ihn an. Dann drehte er sich um und wollte den Raum verlassen. Aber Gabriel faßte ihn an der Schulter.
»Versprich mir, daß du ihm nichts tun wirst.«
Alex sah ihm direkt in die goldenen Augen. Sie waren so unmenschlich, wie er es selten bei einem Vampir gesehen hatte.
»Ich habe Schwierigkeiten, dein großes Interesse an Julians Unversehrtheit zu verstehen«, sagte er gedehnt.
Ein wenig unsicher zuckte Gabriel mit den Schultern. »Ich ... ich mag ihn sehr, Alex. Neulich habe ich ihm weh getan – und er ... er hat mich einfach in den Arm genommen. Verstehst du das?«
Alex starrte ihn an.
Gabriel hielt ihn weiterhin fest. »Wenn du wütend bist, dann schlag mich, Alex«, sagte er leise. Er drückte Alex einen kühlen Kuß auf die Lippen. »Komm, bleib bei mir. Du kannst dich auch an mir abreagieren.«
Ein zorniges Funkeln schlich sich in Alex’ Augen. Mit einem schnellen Griff faßte er Gabriel an der Kehle. Dessen Augen weiteten sich erschrocken.
»Wie du möchtest«, zischte Alex. Er schleuderte ihn von sich, so daß Gabriel mit dem Rücken gegen die Bettkante flog. Ein leiser Schmerzenslaut kam über seine Lippen. Doch noch bevor er sich wieder aufrappeln konnte, war Alex schon über ihm, riß ihn an den Haaren nach oben. Unvermittelt heftig traf ihn eine Faust in der Magengegend, Gabriel fragte sich, ob seine Entscheidung richtig gewesen war, während er sich stöhnend zusammenkrümmte. Ein weiterer Schlag traf ihn in der Seite. Er biß sich mit seinen langen Eckzähnen auf die Lippe, spürte, wie er sein eigenes Fleisch durchbohrte.
Ob er mich wohl umbringt, schoß es ihm durch den Kopf?
Als er auf allen vieren landete, versuchte er davonzukrabbeln, doch Alex’ Hand hielt ihn im Nacken fest und schleuderte ihn gegen ein stabiles
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