Julians süßes Blut (German Edition)
leise.
Ungläubig sah Tom ihn an. »Wollte er dir was antun?«
»Nein«, antwortete Julian leise. Ganz im Gegenteil . Und Tom merkte, daß Julian nicht darüber sprechen wollte.
Brian war erschrocken, als er Julian an diesem Abend am Swimming-Pool traf. Das Pflaster hatte sich gelöst und entblößte zwei dunkelrote Male an Julians Hals. Die dunklen Augenringe und die unnatürliche Blässe wirkten gespenstisch. Trotzdem schien Julian erstaunlich guter Laune zu sein, als er Brian sah. Ausgelassen winkte er ihm zu.
Brian schaffte es kaum, ihm zurückzuwinken. Mühsam hob er die Hand und mit schnellen Schritten verließ er den hell gefliesten Raum.
Alex kam gemächlichen Schrittes die Treppe herunter. Er sah Brian unten in der Eingangshalle stehen. Sofort spürte er dessen Zorn und lächelte innerlich darüber. Er fühlte sich hervorragend, von Gewissensbissen wegen der letzten Nacht keine Spur. Aber er wußte natürlich, daß Brian sich darüber ärgerte.
Brian stellte sich Alex in den Weg, als dieser gerade das Haus verlassen wollte. Ohne Begrüßung fragte er: »Wo warst du mit ihm, Alex?« Er klang wütend. »Er sieht aus, wie das Leiden Christi.«
Alex lächelte vielsagend. »Aber er lebt doch noch.«
»Alex, ich meine das ernst. Ich bin so ... maßlos enttäuscht von dir.« Er trat ganz dicht an Alex heran. »Du Biest«, flüsterte er. »Du hättest ihn umbringen können.«
Alex grinste. »Ja, natürlich. Aber das hatte ich nicht vor.« Sein Gesicht war so nah an Brians, daß sich ihre Lippen fast berührten. Brian erschauderte.
»Du hattest kein Recht ihm so etwas anzutun.«
»Wieso nicht, mein Liebster? Ist das... deine Aufgabe?« Der Spott in Alex’ Stimme war unüberhörbar.
Brian schüttelte fassungslos den Kopf. »Du treibst ihn in den Wahnsinn.«
Alex lachte auf. Mit beiden Händen faßte er Brians Gesicht. »Julian hat es genossen.«
»Er sieht gespenstisch aus, Alex. Wo warst du mit ihm?«
Alex küßte ihn leicht, spöttisch, ließ dann sein Gesicht los und drehte sich um.
»Frag ihn doch. Vielleicht erzählt er dir davon?« Dann verschwand er und ließ Brian zurück. Dieser bebte vor Wut.
Mit verhaltenen Schritten ging er zurück zum Pool. Julian war gerade aus dem Wasser gestiegen und hatte sich in ein dickes Handtuch eingewickelt. Er war so dünn, daß Brian erschrak. War ihm nicht aufgefallen, daß sein Sohn noch dünner geworden war?
Julian sah ihn erstaunt an. »Hallo Brian. Warum bist du eben so schnell abgehauen?«
Brian sah ihn düster an. »Weil ich dich gesehen habe.«
Julian runzelte die Stirn. »Muß ich das verstehen?« Er setzte sich auf einen der Liegestühle und rubbelte sich die Haare trocken.
»Kannst wohl heute nicht besonders lange stehen, was?« Brians Stimme klang spöttisch.
»Was ist los, Brian?«
»Wo warst du in der letzten Nacht?«
Jetzt erst lächelte Julian. »Du hast dich mit Alex gestritten.«
»Beantworte meine Frage.«
Julian zuckte mit den Schultern. »Selbst wenn ich es wollte, ich könnte es dir nicht sagen. Denn ich weiß es nicht.«
Brian starrte ihn an. »War es gut?«
Julian spürte, wie er errötete. Das ärgerte ihn. »Laß mich in Ruhe.«
Brian setzte sich dicht hinter Julian auf den Liegestuhl. »War es schön, ihr Blut zu trinken, sein Blut zu trinken? – Ich warne dich, Alex’ Blut macht süchtig.« Brians Stimme war eindringlich, und Julian erschauderte. Langsam drehte er sich um, sah Brian direkt ins Gesicht.
»Du weißt doch, daß es schön war«, sagte er leise.
»Hast du dich heute schon einmal im Spiegel angeschaut?«
»Ja.« Seine Antwort kam zögerlich.
»Du siehst schrecklich aus.«
»Ich weiß.« Und langsam fügte er hinzu: »Aber ich werde daran nicht sterben.«
»Noch nicht.«
Julian starrte ihn schweigend.
»Du weißt nicht, auf was du dich einläßt.« Er seufzte leise, dann schlang er die Arme um seinen Sohn. »Ich möchte nur nicht, daß dir was passiert ...«
Sechzehn
If you can take it
I can take it
suede
Zartes Gold floß über die braunen und grünen Blätter und blendete Julian. Das trockene Laub raschelte unter den Hufen der Pferde. Ein tiefer Friede breitete sich in ihm aus. Und das, obwohl ihm der Hintern schon seit geraumer Zeit weh tat.
Jessica lachte leise.
»Was hast du?« rief Julian gedämpft zu ihr nach vorn.
Sie errötete leicht. »Geht’s noch?«
Julian runzelte die Stirn. »Ja. Wieso fragst du?«
»Oh, es tut mir leid«, sagte Jessica leichthin. »Ich
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