Julians süßes Blut (German Edition)
zu schweben. Die Körper um ihn herum wärmten ihn, und ihr sanftes Tuscheln und Lachen beruhigte seine Seele. Alex streichelte seinen Kopf, aber da waren noch andere Hände an ihm, die so kühl und samtig waren, wie Alex’. Doch seine Lider waren so schwer, daß er die Augen nicht öffnen konnte. Mit einem langen Seufzer gab er sich dieser Hilflosigkeit hin und verschwand wieder in den dunklen Tiefen seines Unterbewußtseins.
Erschöpft öffnete Julian die Augen und blinzelte, als die Sonnenstrahlen sein Gesicht in warme Herbstfarben tauchten. Die Nacht war eindeutig zu kurz gewesen. Und was – um alles in der Welt – war passiert? Hatte er die Ereignisse der letzten Nacht geträumt?
Er schüttelte leicht den Kopf, doch es gelang ihm nicht, seine Müdigkeit abzuschütteln. Oh, nein. Er hatte es sicher nicht geträumt. Dafür spürte er es noch zu deutlich in seinem Körper. Seine Erinnerungen waren zwar schwammig, aber jede Faser seines Körpers schien es ihm zuzuschreien. Und er fühlte sich so unglaublich schwach.
Mit einer Hand faßte er an seinen Hals. Und er fand die Male, frisch und schmerzhaft. Aha, Alex wollte, daß er sich daran erinnerte. Und fast war es ihm, als könne er den metallischen Geschmack in seinem Mund noch schmecken.
Er versuchte sich im Bett aufzurichten, doch er schaffte es nicht. Warme Erinnerungen huschten durch seinen Geist. So angenehm, daß er erschauderte. Er schloß die Augen wieder und drehte sich noch einmal um. Noch ein bißchen Schlaf ...
Als er das nächste Mal erwachte, schaffte Julian nur schwankend den Weg ins Bad – aber er mußte verdammt noch mal zur Toilette. Nachdem er das erledigt hatte, betrachtete er die roten Male an seinem Hals, bis ihm die Augen wieder zufielen. Mit zittrigen Fingern nahm er einige Tabletten aus dem Spiegelschränkchen, spülte sie mit ein wenig Wasser hinunter. Dann schnitt er sich ein dickes Pflaster von einer Rolle und klebte es auf die verräterischen Wunden.
Es dauerte nicht lange, da begann das Coffein der Tabletten zu wirken, und Julian schaffte es, sich anzuziehen. Mit zittrigen Beinen verließ er sein Zimmer und betrat das Frühstückszimmer im Erdgeschoß, nachdem er eine halbe Ewigkeit – wie ihm schien – gebraucht hatte, um die Treppe zu bewältigen.
Tom saß am Tisch und las Zeitung. Als Julian sich zu ihm setzte, starrte er ihn lange an. »Guten Morgen, Julian. Du siehst grauenvoll aus.«
»Danke, wenn einen das nicht aufmuntert«, sagte Julian und griff mit zittrigen Händen nach der Kaffeekanne.
Als Tom das sah, nahm er die Kanne und goß Julian ein. »Bist du auf Entzug, oder was?«
Julian runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich«, sagte er leise und ertrug die Blicke, die Tom auf das Pflaster an seinem Hals warf.
Dessen Augen verdunkelten sich. »War Gabriel das?« fragte er schließlich und deutete auf Julians Hals.
»Was willst du?«
»Ich war gestern hier, um ihn zu treffen. Aber der einzige, der die Freundlichkeit besaß, sich mit mir abzugeben, war Brian. Und er hat dich wiederum vermißt.«
»Wie um alles in der Welt kommst du auf Gabriel?«
Ärgerlich sah Tom Julian an. »Wie ich darauf komme? – Er ist völlig vernarrt in dich. Neulich hat er deinen Namen geschrien, als er kam. Julian, Julian , hat er geschrien.« Tom versuchte Gabriels Tonfall nachzuäffen.
Julian starrte ihn an. Sein Gesicht war bleich und angespannt.
»Und danach hat er sich halb totgelacht.«
»Und? Was habe ich damit zu tun?« Julian fragte sich, warum Tom auf einmal eifersüchtig war.
»Was du damit zu tun hast? – Du gehst doch mit ihm ins Bett, oder?«
»Würdest du es wagen, nein zu sagen?«
»Willst du damit sagen, daß er dich zwingt?« Überrascht sah Tom ihn an. Julian schwieg. Was sollte er auch dazu sagen? Er hatte keine Lust, das alles zu erklären. Vielleicht war es auch einfach zu viel für ihn selbst. Er seufzte leise.
»Ich kann dir nur sagen, daß ich ihn nicht liebe. Ich mag ihn sehr, aber ich liebe ihn nicht. Und er mich sicher auch nicht. Also, wenn sein Verhalten dich kränkt, mußt du es ihm sagen. Vielleicht bringt’s ja was?!«
Tom lachte ironisch. »Klar würd’ das was bringen. Er würd’ mich rausschmeißen – oder töten.«
»Das glaube ich nicht. Aber vielleicht würde es bei Gabriel wirklich nicht viel bringen. Er macht eh, was er will.«
»Also war er das doch?« Wieder deutete Tom auf das dicke Pflaster an Julians Hals.
Der schüttelte den Kopf. »Alex«, sagte er
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