Julias kleine Sargmusik
schleichende, hinterlistige Gefahr, die blitzschnell zuschlagen konnte.
Meine Füße sanken auf dem matschigen Weg hin, und auf einmal veränderte sich etwas. Mein Gesicht wurde vom Widerschein eines roten Lichts getroffen. Wo seine Quelle lag, sah ich im ersten Augenblick nicht, bis ich auf die Idee kam, in die Höhe zu schauen. Da schwebte jemand.
Ich sah die Gestalt nur verschwommen. Der Regen, die Düsternis, dann das Licht. Es streifte den Eisernen Engel, und abgestrahlt wurde es von seiner starken Waffe, dem magischen Pendel.
Um meine Lippen zuckte ein Lächeln. Jetzt war mir wirklich wohler, denn ich hatte schon Angst gehabt, dass er und Myxin es unter Umständen nicht schafften.
Einigermaßen beruhigt, konzentrierte ich mich wieder auf meine eigentliche Aufgabe.
Das Spiel der Geige hatte an Intensität nichts verloren. Für mich aber war es lauter geworden, ein Beweis, dass ich mich dem Zentrum des Spiels näherte.
Julia konnte nicht mehr weit entfernt sein. Ich würde ihre kleine Sargmusik schon stoppen.
Wie ein eckiges Ungeheuer kam mir die Rückwand eines Hauses vor, als ich auf sie zuging. Links schob ich mich an ihr vorbei und merkte, dass etwas auf mich zukam. Schleim!
Verdammt, der Weg nach vorn war mir versperrt. So würde ich Julia Landers nicht stoppen können. Zudem ging es nun um mein eigenes Leben…
***
Suko drückte seinem Freund John Sinclair die Daumen, während er sich den Monstren stellte. So optimistisch, wie er getan hatte, war er in Wirklichkeit nicht. Er wusste nicht, was sich alles aus den Schleimmassen noch hervorschob. Und er hatte nur zwei Arme, im Gegensatz zu manchen Monstren.
Zuerst kam das Wesen mit den Köpfen. Sie erinnerten an Hundeschädel, rissen gleichzeitig die drei Mäuler auf, und Suko schaute für einen Moment in glühende Rachen.
Er konnte sich gut vorstellen, dass diese Rachen auch Feuer spien und machte kurzen Prozess.
Von der Seite her schlug es mit der Peitsche zu. Die Riemen fetzten gegen die Schädel, die durch diese Treffer ins Wanken gerieten, das Übergewicht bekamen und abfielen. Was weiter geschah, war Suko egal. Er nahm sich bereits das nächste Monstrum vor.
»Du hast es aber eilig«, sagte plötzlich eine Stimme.
Suko ließ den Arm sinken und kreiselte herum. Myxin stand vor ihm.
Der Inspektor hatte seine Überraschung schnell überwunden. »Alles klar?« fragte er.
»Ja.«
»Und der Eiserne?«
Myxin deutete in die Höhe! Auch Suko schaute. Da schwebte er tatsächlich. Zu sehen eigentlich nur, weil der Stein so rot leuchtete. Lächelnd nickte der Chinese. »Dann wäre ja alles klar.«
»Das glaube ich auch«, sagte Myxin und musste sich Sukos nächste Frage gefallen lassen.
»Wo steckt denn Kara?«
»Wenn ich das wüsste…«
Suko ballte die linke Faust. »Ich habe das Gefühl, dass wir uns doppelt beeilen müssen. Nicht allein wegen Kara, es geht auch um John Sinclair…«
***
Meine Lage war zwar nicht lebensgefährlich, aber sie spitzte sich zu. Der Schleim schien es auf mich abgesehen zu haben. Anscheinend war ich das Stück Eisen und er der Magnet, denn er fand immer mich als Ziel, und er schaffte es auch, mich von mehreren Seiten einzukreisen. Selbst von der Mauer rann er in langen Schlieren.
Wohin sollte ich? Vielleicht auf einem Baum klettern, wenn ich ihn erreichen konnte? Zunächst einmal schaute ich nach unten, denn dort bewegte sich der Boden. Er kam…
Dick, zähflüssig, widerlich, eine breite Masse, die einfach alles in sich hineinschlingen wollte. Auch mich.
Zur Flucht war es zu spät. Ich hätte ihn immer berührt, dann wäre er an mir hochgekrochen und hätte auch mich verschlungen. Da sah ich die Gestalt. Sie stand auf der Mauer. Aus ihrer Hand stach etwas hervor, das den Schleim zerstörte.
Es war ein goldenes Schwert!
Und die Gestalt auf der Mauerkrone hieß Kara. Die Schöne aus dem Totenreich war gekommen, winkte mir zu, wobei das Schwert einen goldenen Schimmer abgab.
Dann sprang sie.
Es machte ihr nichts aus, in den Schleim zu springen, denn sie besaß die Waffe, um ihn zu stoppen. Das mit magischen Kräften aufgeladene Schwert würde ihn vernichten.
Das hatte ich schon einmal in Rio erlebt, als Kara die Spuren des Großen Alten Krol auslöschte.
Auch jetzt sprang sie. Dabei löste sich ein Kampfschrei von ihren Lippen, im nächsten Moment war sie von der Mauerkrone verschwunden. Kara ging in den Schleim ein. Eiskalt und auch profihaft bewegte sie das Schwert und schlug in den Schleim eine
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